Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)
»... Hinternabteilung.«
Das Mädchen verkniff sich mühevoll ein Kichern. »Du meinst sicher die Agentenabteilung, Herr.«
Der Erzvorglauber lief lila an. Er nahm sich zusammen.
»Ja, Agentenabteilung. Geschwind, mach dich auf den Weg, mein Kind. Ich habe Wichtiges zu tun.«
Als das Mädchen erneut kicherte, fügte er eilig hinzu: »Geschäfte. Wichtige Regierungsgeschäfte. Schnell, geh.« Er atmete schwer.
Das Mädchen drehte sich um und verschwand. Bevor sie die Tür hinter sich schloss, entblößte ihre Bewegung die obere Hälfte ihres rechten Oberschenkels. Es sah fast wie ein absichtliches Versehen aus. Allputra kniff die Augen zu und dachte an faule Äpfel.
Als er langsam die Augen wieder öffnete, war das Mädchen endlich verschwunden. Er ließ vorsichtig die angehaltene Luft ausströmen. Eilig machte er sich auf den Weg zu seinem Hellsten Licht. Unterwegs dachte er weiter an verdorbenes Gemüse und seine Großtante Komtufka, damit er seiner Herrin mehr als nur ein paar Stöße Vergnügen bieten konnte. Er nahm sich vor, demnächst kleinere Portionen Schrattlerpenis zu kauen.
Inkmuht war nervös. Im Nebenzimmer unterhielt sich die Hauptdame schon seit einer viel zu langen Weile mit Haupthaupt Wantak. Inkmuht wusste genau, worum es ging. Die neuen Kalender hatten sich rasend schnell verbreitet. Magmus hatte die Hauptdame gewarnt. Sein Brief war konfus gewesen, aber die Warnung eindeutig. Hätte man Nachforschungen angestellt, hätte die jetzige Entwicklung gestoppt werden können. So aber war der neue Kalender ohne echte Billigung der Grauen Kirche bei der Bevölkerung weitgehend eingeführt. Und er, Inkmuht, hatte Magmus Verstand in Zweifel gezogen und damit empfohlen, seine Warnung zu ignorieren.
Wieder einmal stand Inkmuht von seinem Stuhl auf und wanderte um den Tisch im Großen Ratssaal. Mutlos überlegte er, ob man ihn einkerkern, foltern oder verbrennen würde oder welche Kombination davon. Er verharrte am anderen Ende des Tisches und nahm einen Kerzenleuchter in die Hand, der eine vertraute Form hatte. Er hatte ihn gerade als einen grau bemalten, menschlichen Beinknochen identifiziert, als plötzlich die Tür geöffnet wurde. Inkmuht ließ vor Schreck den Kerzenständer fallen.
Materia und Wantak kamen herein. Letzterer hielt wieder das kleine, graue Säckchen in der Hand und hantierte damit herum. Inkmuht fragte sich, was sich in dem Säckchen befand.
»Konvis«, begann die Hauptdame und stellte sich hinter ihren großen und reich geschmückten Stuhl, »deine Strümpfe stinken.«
Inkmuht machte den Mund auf, wusste aber nichts zu entgegnen.
Wantak grinste. »Eine Redensart in Etria, Konvis.« Er klopfte ihm freundschaftlich auf den Rücken. »Sie bedeutet, dass du dir einen unangenehmen Fehler geleistet hast.« Er raschelte mit seinem Säckchen.
Inkmuht schluckte.
»Aber dir ist kein Vorwurf zu machen«, erklärte Gultuweiti Materia und nahm seine Hand. »Den eigentlichen Fehler hat Magmus gemacht.«
»Wusstest du«, fragte Wantak, »dass er den Vieren die offizielle Erlaubnis der Grauen Kirche ausgestellt hat, die Kalender zu verkaufen?«
»Er hat ...« Inkmuht fand erneut keine Worte.
»Ja«, nickte die Hauptdame und hob den Kerzenständer auf. »Wo kommt dieser hübsche Gegenstand denn her?«, fragte sie.
»Stand hier«, sagte Inkmuht. Langsam kam das Selbstbewusstsein und damit seine Stimme zurück.
»Magmus ist nicht mehr tragbar«, sagte Materia. »Aber darum kümmern wir uns später. Der Kalender ist nicht rückgängig zu machen, denn wie jeder weiß, ist er echt, so wie das Dritte Kapitel echt ist.«
»Ist das sicher?«
»Ja«, meinte Wantak, steckte sein Säckchen weg und legte einen Stapel Papier auf den Tisch. »Das hier ist der Bericht der Weisen Grauen Wortgelehrten von Etria. Er bestätigt die Echtheit. Der entsprechende Bericht der Lilanen, den unsere Agenten beschafft haben, liest sich dermaßen ähnlich, dass man fast meinen könnte, die haben von uns abgeschrieben.«
»Oder unsere von ihnen«, sagte Materia kühl.
Wantak kicherte, bis Materia ihn mit einem scharfen Blick zum Schweigen brachte. »Wie gesagt, die Sache mit dem Kalender ist nicht mehr zu ändern.« Sie spielte mit dem knöchernen Kerzenständer. »Aber die, die ihn gedruckt haben, müssen sterben.«
Inkmuht fragte nicht, warum.
Wantak antwortete trotzdem. »Sie sind eine Gefahr für die Graue Kirche. Die Leute könnten sie als Autorität anerkennen. Sie könnten ihnen zuhören. Sie
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