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Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)

Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)

Titel: Untot, Intrige und viel Tee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Post
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Ganzkörper-Gänsehaut ausgelöst. Ganz zu schweigen von den überraschenden, sanften Berührungen mit Federn, Grashalmen und Messerspitzen. Vilma spürte etwas an ihrem rechten Arm ...
    Sie zuckte zusammen. Fuhr herum.
    Da stand ein Mädchen im einfachen Kleid der lila Funken und wich bis zur Wand zurück. »Möge ... möge ...«
    Das Mädchen begann zu weinen. Vilma streckte die Hand aus. »Ich war in Gedanken versunken«, sagte sie. »Wir haben uns beide furchtbar erschrocken.« Sie versuchte ein Lächeln, dann schloss sie das einen Kopf kleinere Mädchen in ihre Arme. »Wie heißt du?«
    »Dila, Herrin«, kam das Flüstern von ihrem Busen.
    »Dila.« Vilma sah ihr ins Gesicht. »Was führt dich her?«
    »Ich habe eine Nachricht für dich, Herrin.«
    »Von wem ist sie?«
    Wortlos hielt Dila ihr ein gefaltetes Dokument hin. Vilma griff danach und überflog es. Dann las sie es noch einmal. Starrte über die Brüstung hinunter in die Dunkelheit.
    Den Namen des Absenders, Isan Filbani, hatte sie noch nie gehört. Der Mann gab sich als Stellvertreter von Jarak Maladi, Ganzfrommer Herr von Dervadal, aus. Er behauptete, die Amtsgeschäfte übernommen zu haben, weil Maladi verschwunden sei, wörtlich: »Vertrieben von einem blinden Mob, angestachelt und ohne Kontrolle.«
    Filbani schrieb außerdem: »Wahrmut hat seine Zweite Wichtige Wanderung begonnen, und zwar ausgerechnet bei der wöchentlichen Hinrichtungsfeier, geleitet vom Ganzfrommen Maladi, aber er wurde mit Bedauern gestört und konnte fliehen.«
    Vilma verfluchte innerlich die ungenügende schriftliche Ausdrucksfähigkeit des Autors und las den Satz noch einmal. Entweder, dieser Filbani hatte den Verstand verloren, oder er zog eine Art Selbstbeförderung durch.
    Oder sollte tatsächlich der Prophet persönlich Zweiland betreten haben? Vilma überlegte, ob er seine Rückkehr in irgendwelchen Schriften angekündigt hatte. Sie erinnerte sich an eine eher unbekannte schöpfungstheoretische Arbeit, die zu dem Ergebnis kam, dass Wahrmut offenbar nicht die geringste Ahnung von der Zukunft hatte und sich daher in Bezug auf sie weise zurückhielt. Vermutlich wollte er damit vermeiden, dass irgendwelche Schlaumeier Vorhersagen von Katastrophen darin sahen und sich lächerlich machten, wenn die Ereignisse nicht eintraten. Wahrmut ging stets rücksichtsvoll mit der Dummheit der Menschen um, da sie genauso zu deren Existenz gehörte wie Fortpflanzung. Das war jedenfalls das Resultat der allgemein anerkannten schöpfungstheoretischen Analyse des vierten Kapitels in Wahrmuts drittem Buch.
    Vilma nahm das Schnurren einer Katze wahr und stellte fest, dass es sich um Dila handelte. Sie hatte das Mädchen die ganze Zeit geistesabwesend im Nacken gekrault.
    Die Herrin von Ramaschal hörte damit auf. »Ich danke dir, Dila, nun gehe deines Weges.«
    Das Mädchen entfernte sich.
    Vilma sah ihr nach. Wenn Wahrmut wirklich auf der Welt war, um eine zweite Wichtige Wanderung durchzuführen, würde er früher oder später in Ramaschal auftauchen. Und dann würde sich einiges ändern. Für Dila, für sie selbst, vor allem aber für Justitia. Und für Allputra.
    Bei diesem Gedanken musste Vilma unwillkürlich lächeln.
     
    Tief in der Nacht schlief das brave Dörfchen Emklu und bekam nicht mit, dass ein fliegendes Bett als Umzugsunternehmen für eine ganze Druckerei diente. Madalak lag, eingepackt in mehrere Decken, mit verzerrtem Gesicht am Fußende und klammerte sich an den Bettkasten. Mit bemerkenswerter Ausdauer unterstützte der Graf seinen Gastgeber Wanzl beim Tragen der Einzelteile der Druckpressen.
    Schließlich war auch der letzte Sack mit Kleidung und Alltagsgegenständen ins Haus geschleppt, und Wanzl und der Graf verharrten schwankend und schnaufend neben dem Himmelbett.
    »Machen wir's kurz«, sagte Madalak.
    »Ihr feid nift gefund, werter Meifter Tfauberer«, gab der Vampir zu bedenken.
    »Ich werde es überstehen.«
    Wanzl wischte sich Staub aus den Augen und schnaufte.
    Der Zauberer verzog sein Gesicht zu einem Lächeln. »Ich glaube, ich bekomme das Ende dieser Geschichte irgendwie mit. Bis hierher war sie so spannend, wie es sich für ein Leben gehört, das man eines Tages als lohnenswertes Geschäft bezeichnen wird.«
    »If tfiehe den Begriff Ekfiftentf vor.«
    »Ist recht. Leb wohl, Wanzl Tukrini. Du hast das alles erst möglich gemacht. Und pass gut auf, dass der Herr Graf nicht zur falschen Tageszeit aus seinem Sarg klettert. Zu dir, Graf, kann ich kaum Lebewohl

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