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Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)

Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)

Titel: Untot, Intrige und viel Tee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Post
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sagen. Ich habe gerne deine Bekanntschaft gemacht.«
    »Danke«, antwortete der Vampir. »Möge der Regen neben dif fallen.«
    Madalak nickte noch einmal, dann ließ er das Himmelbett langsam nach oben schweben. Nach kurzer Zeit verschmolzen die zurückgelassenen Gefährten mit der Dunkelheit, in der Emklu schlief.
    Hoch oben konnte Madalak sehen, wie die Morgensonne den Horizont rot färbte. Er liebte dieses Land, und er nahm sich vor, bei Gelegenheit mal wieder vorbeizuschauen. Aber zunächst führte sein Weg an einen anderen Ort, denn er war viel zu lange mit ein und derselben Sache beschäftigt gewesen. Erste Strahlen tasteten nach den Wäldern und Feldern von Zweiland, als Neisetsch Madalak sein Himmelbett Richtung Meer lenkte.
     

Vilma
     
    Ramaschal scheint eine friedliche Stadt zu sein«, meinte Wahrmut.
    Jakeed sah sich um. Schmale Häuser scharten sich um das Nordufer des Duni-Sees, die meisten geschmückt mit lila Bannern. Nicht wenige Fassaden leuchteten komplett in verschiedenen Nuancen von Lila. Die Menschen gingen ihren Geschäften nach. Fischer boten ihren Fang auf den Straßen an, reich gefüllt waren auch die Auslagen der Obst- und Gemüsehändler – bunter als die Häuser.
    Armia verscheuchte ein paar Fliegen, die auf ihr zu landen versuchten und warf Bikka einen Hilfe suchenden Blick zu. Die Hexe lächelte aufmunternd zurück, dann zupfte sie Wahrmut am Ärmel. »Zum Palast geht es da lang.« Sie deutete auf eine schmale, steile Gasse.
    »Wirklich?«
    »Eine Abkürzung«, ergänzte die Hexe.
    Jakeed runzelte die Stirn. »Du scheinst dich gut auszukennen.«
    Bikka verzichtete auf eine Antwort und ging die Gasse hinauf. Auf der rechten Seite hatte ein Anstreicher seinen Laden, auf der linken ein Händler für Banner und Fähnchen. Jakeed sah kein Stück grauen Stoff. Alles war lila. Eine große Fahne trug die Aufschrift »Wahrmuts Herz ist lila«. Aus dem Augenwinkel bemerkte Jakeed, dass der Schöpfer die verschnörkelte Schrift ebenfalls gerade entzifferte.
    »Langweilig«, murrte er und hob langsam die Hände. Vor Jakeeds Augen fingen die Buchstaben an, kreuz und quer über das Banner zu wandern. Aus den Ecken des Stoffs kamen Lettern in allen Farben hinzu. Jakeed rieb sich die Augen, zwinkerte mehrmals und las: »Wahrmut mag alle Farben, je bunter desto besser.« Die lila Fähnchen fingen an, ihre Farben zu ändern. Manche wurden rot, andere grasgrün, wieder andere blauweiß gestreift.
    Langsam richtete Jakeed den Blick auf den Propheten und fragte sich, ob der bemerkt hatte, dass nicht nur der Besitzer des Ladens, sondern auch eine wachsende Schar Passanten mit offenen Mündern das Wunder bestaunte.
    Jakeed hörte Bikkas Stimme an seinem Ohr: »Können wir bitte weitergehen?«
    Wahrmut aber schnippte mit den Fingern, woraufhin sanfte Windstöße durch die Gasse wehten. Er drehte sich um, und mit all den bunten, flatternden Fahnen und Bannern in seinem Rücken hob er die Stimme, und alle Augen ruhten auf ihm.
    »Ich, Wahrmut, sage: Ihr seid das Licht der Welt.« Sein Finger schien der Reihe nach auf jeden einzelnen der gebannt lauschenden Zuschauer zu zeigen. »Und dieses Licht besteht aus allen Farben.« 
    Die Leute sahen einander unschlüssig an.
    Der Schöpfer ergänzte: »Selig sind jene, die alle Farben im Herzen tragen.«
    Wahrmut senkte seine Hände. Die Zuschauer, die sich in der Gasse drängten, sahen ihn gespannt an.
    »Kannst du das nochmal wiederholen?«, rief jemand von hinten.
    Wahrmut tat es, dann ließ Bikka sich vernehmen: »Können wir jetzt bitte weitergehen?«
    Mit einem freundlichen Nicken folgte Wahrmut ihr, Armia und Jakeed die Gasse hinauf. Dabei musste er einige Hände schütteln.
    Wenig später machte der Fahnenhändler das Geschäft seines Lebens.
    »Zum Glück hat ihn niemand gebeten, sein schmutziges Hemd bunt zu färben«, sagte Bikka.
    »Äh«, machte Armia, »habt ihr schon gemerkt, dass ein paar Leute hinter uns her gehen?«
    Das war eine Untertreibung. Die Gasse wimmelte vor Menschen, die der kleinen Gruppe in respektvollem Abstand folgten.
    Bikka schnaubte. »Haben die sonst nichts zu tun?«
    Sie blieb stehen und war drauf und dran, den Leuten ein paar Worte zu sagen. Jakeed packte sie energisch an der Schulter und zog sie weiter. »Ärger gibt es heute noch genug. Je später wir damit anfangen, desto besser.«
    »Ich will mich jetzt aber streiten!«
    »Nein«, mischte Wahrmut sich ein. »Du willst zu Vilma.«
    »Was?«, machte die Hexe.
    »Und ich auch«,

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