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Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)

Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)

Titel: Untot, Intrige und viel Tee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Post
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ergänzte der Prophet. »Wenn auch aus anderen Gründen.«
    Bikka fehlten die Worte, Armia sprang für sie ein: »Was soll das denn nun wieder bedeuten?«
    »Da vorne ist der Eingang zum Palast«, lenkte Jakeed ab. Die Gasse mündete in einen kleinen Platz, dessen Zentrum ein verschnörkelter Springbrunnen zierte. Dahinter war das Tor zum lila Palast, der sich über der Stadt erhob, deutlich zu erkennen.
    »Und wie kommen wir da rein?«, nutzte Bikka dankbar die Ablenkung vom Thema.
    »Durch die Tür«, entgegnete Wahrmut einfach und ging voraus.
    »Ach?«, machte Armia und folgte ihm neugierig.
    Jakeed beobachtete die Wachhabenden, die in der abendlichen Dämmerung froren. Sie standen breitbeinig vor dem Tor des Palastes und musterten die zahlreichen Ankommenden freudlos.
    Wahrmut blieb vor den beiden stehen. Jakeed, Armia und Bikka verharrten dicht hinter ihm. Die inzwischen beeindruckende  Menschenmenge hielt respektvoll Abstand und bildete einen Halbkreis.
    »Guten Abend«, begann Wahrmut freundlich.
    Jakeed hielt den Atem an. Vermutlich würde sich das geschlossene Tor gleich einfach in Luft auflösen.
    »Was willst du?«, fragte der rechte Torwächter.
    »Mein Name ist Wahrmut«, kam die Antwort. »Das hier sind meine Gefährten, und wir sind auf dem Weg zu Vilma.«
    Einen Moment lang schien sich die Menge geistig darauf vorzubereiten, das Tor nötigenfalls zu stürmen. Gleichzeitig landete ein Pärchen Hutzeltauben in dem leeren Halbkreis und gurrte energisch. Die Blicke der Menge wanderten zu den Vögeln, die scheinbar die Absicht hatten, vor hunderten von Zuschauern den Liebesakt zu vollziehen. Als die Menschen wieder aufsahen, verschwanden Wahrmut und seine Mitwanderer gerade zwischen den Wachhabenden durch das offene Tor im Palast. Sie waren maßlos beeindruckt, hatten den leise gesprochenen Satz des rechten Torwächters aber nicht gehört: »Sie erwartet euch.«
     
    Sie trafen im Garten des Palastes auf dessen Besitzerin. Vilma trug ein weißes Kleid, das an Einfachheit kaum zu überbieten war. Jakeed fragte sich, warum die Herrin von Ramaschal nicht in ihren lila Prachtgewändern auftrat, die einer Glangganzfrommen angemessen waren. Dass sie auf das Eintreffen der Wanderer vorbereitet war, wunderte ihn ein wenig. Immerhin waren sie dank Wahrmuts übernatürlicher Schritte schneller vorwärts gekommen als normale lila Boten. 
    »Willkommen in Ramaschal«, sagte Vilma und deutete eine Verbeugung an. Jakeed und Armia taten es ihr gleich. Aus dem Augenwinkel bemerkte Jakeed, wie Bikka Vilma verstohlen zuwinkte.
    Wahrmut setzte sich auf eine steinerne Bank. Vilma ließ sich ihm gegenüber nieder. Armia, Bikka und Jakeed setzten sich daneben ins Gras.
    »Dein Besuch ist mir eine Ehre«, begann Vilma.
    »Er ist unausweichlich.«
    Ein lila Fünkchen tauchte mit einem Tablett auf und verteilte kleine, dampfende Tassen. »Tee, wie aufmerksam.« Wahrmut schenkte dem Mädchen ein warmes Lächeln. Es errötete und machte sich eilig davon.
    »Stimmt es«, fragte Vilma, »dass sich mit deinem Besuch einige Dinge ändern werden?«
    »Eigentlich«, gab Wahrmut zurück, »steht es ja schon im Zweiten Kapitel: Am besten wäre ein Freund, denn zu zweit kann man schwierige Dinge einfacher bewältigen. Auch ohne das fehlende Kapitel hättet ihr das kapieren können. Das war wirklich nicht zu viel verlangt, oder?«
    Die Herrin von Ramaschal wurde eine Handbreit kleiner. »Wir haben getan, was wir für richtig hielten.«
    »Natürlich«, entgegnete der Schöpfer. »Aber darüber, was richtig ist und was nicht, gibt es ungefähr so viele Einschätzungen wie Menschen.«
    »Mag sein, dass vieles nicht in deinem Sinne war. Nun wurde also 1282 Jahre lang der falsche Kalender verwendet. Wieso hast du das zugelassen?«
    »Erstens«, begann Wahrmut und nahm einen Schluck von seinem Tee, »ist das Dritte Kapitel erst im Jahr 92 verloren gegangen, als die Acht Folgsamen beziehungsweise deren Kinder und Kindeskinder von einem Schwarm Wüstenschrattler verfolgt wurden. Die beiden Kirchen etablierten sich erst später, beginnend im Westen beziehungsweise Osten. Man kann durchaus sagen, dass sie Zweiland in eine blühende Zeit führten, wenn auch mit dem falschen Kalender, aber irgendwann fingen sie an, einander zu bekriegen.«
    »Die Acht Folgsamen?«, fragte Bikka.
    »Naja, das würde jetzt wirklich zu weit führen«, meinte Wahrmut. »Zurück zur letzten Frage. Wie lautete sie doch gleich?«
    Bikka verdrehte die Augen. Vilma

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