Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)
Madalak. »Zu weit, wenn man nur nachts reisen kann.«
»Fo ift ef«, bestätigte der Graf.
»Jo, kannst bei mia woahnen«, schlug Wanzl vor.
Madalak staunte, der Graf überlegte kurz. Dann entschied er: »If werde deine gefätfte Gaftfreundfaft vorläufig in Anfpruch nehmen.«
»Jou«, rieb sich Wanzl die Hände. »Des wird a Gaudi.«
»Mit ... Fifferheit«, sagte der Graf vorsichtig.
Wo sind eigentlich die Hühner?«
»Das ist jetzt nicht relevant«, versetzte der Leiter von Projekt ST, der heute gleichzeitig Sprecher des Geheimbundes war. Der Kuttenträger, der die Frage zum Verbleib der Hühner gestellt hatte, schwieg und verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust.
»Jedenfalls«, fuhr der Sprecher fort, während er sich durch einen Blick in die Runde allgemeiner Aufmerksamkeit versicherte. »Jedenfalls ist unser Projekt ST in die zweite Hauptphase getreten.«
Das Schweigen wurde noch absoluter und grundlegender. Man hätte eine Stecknadel ins Heu fallen hören können.
»Danke für die ungeteilte Aufmerksamkeit«, sagte der Sprecher. »Ich habe in diesem Zusammenhang noch eine gute Nachricht. Die Phase mit der Bestimmung der Freiwilligen entfällt.«
Man hörte mehrere Geräusche, die nach Erleichterung klangen.
»Die Anzahl der Mitglieder unseres Bundes ist nämlich so weit gesunken, dass sie genau mit der Anzahl der zu verteilenden Aufgaben übereinstimmt.«
Jemand stöhnte, und es war kein Huhn.
»Um zu vermeiden«, fuhr der Sprecher fort, »dass die Anzahl unserer Mitglieder weiter sinkt, hat die Projektleitung ferner beschlossen, dass die Mission unmittelbar im Anschluss an dieses Treffen beginnt. Zu diesem Zweck wurde dieses ... Gebäude ...«
»Hühnerstall«, murmelte jemand.
»Danke. Das Gebäude wurde mit den nötigen Movik-Kristallen versehen und hat in diesem Moment bereits den Erdboden verlassen.«
Einige Kutten raschelten nervös.
»Du«, zeigte der Sprecher auf den Geheimbundler neben sich, »übernimmst die Navigation.« Er übergab dem Angesprochenen eine Karte mit eingezeichneten Linien. »Das Zielobjekt ist mit einem S gekennzeichnet.« Der Navigator nickte und versuchte, die Zeichen auf der Karte zu entziffern.
»Du«, zeigte der Projektleiter auf einen anderen Geheimbundler, »bist für die Sicherheit im Zielobjekt zuständig.«
Der Mann nickte langsam.
»Und du«, sagte der Sprecher zu der kleinen Leiterin von Projekt U, »bereitest die Übernahme des Zielobjektes vor und bist außerdem meine Stellvertreterin.« Er überreichte der Geheimbundlerin eine Zeichnung, die ein entfernt Karo-förmiges Gerät zeigte. Die Frau nickte und begann, sie zu studieren.
»Ich selbst«, vollendete der Geheimbundler, »werde die Steuerung unseres Fluggeräts übernehmen. Geht alle auf eure Plätze, und möge unsere Mission gelingen.«
Die Geheimbundler nickten, brummten zustimmend und machten sich auf den Weg.
»Jetzt mal im Ernst«, flüsterte die kleiner Kuttenträgerin dem Leiter zu. »Was hast du mit den Hühnern gemacht, Schatz?«
Madalak
Wenn man einen verfaulten Pfirsich auf sich zu fliegen sieht, weicht man gewöhnlich aus und streckt dem Werfer die Zunge raus.
Für Erma Wiisblod war dies keine Option. Ihr Hals steckte in der Öffnung eines gammligen Brettes, ebenso ihre Hände. Sie kauerte nicht zum Spaß seit drei Tagen und Nächten hier und wäre am liebsten aufgestanden und weggegangen, was genau der Grund dafür war, dass man sie angekettet hatte.
Die letzte Nacht hatte die junge Frau fast genossen: Erma stank inzwischen so sehr, dass keine Trunkenbolde erschienen waren, um ihre wehrlose, von hinten betrachtet offenbar recht einladende Stellung für unendlich erniedrigende Vorgehensweisen auszunutzen.
Seit Sonnenaufgang waren erst ein paar Personen am Pranger vorbei gekommen. Arlo, das dicke, glatzköpfige Haupt, das ihr dreimal am Tag etwas hartes Brot und schmutziges Wasser brachte, hatte folgende Worte verwendet: »Noch drei Tage, dann hast du's hinter dir.«
Kurz darauf waren die dauernd kichernden Hauptschulkinder auf dem Weg zum Glaubensunterricht aufgetaucht. Erma fand die kindliche Kreativität höchst erstaunlich und beschloss, sich an diese Begegnung nicht mehr zu erinnern. Als die Glocke zum Schulbeginn geläutet und die Kinder sich eilig davon gemacht hatten, um nicht in Kürze selbst am Pranger zu landen, hatte es heftig zu regnen begonnen. Eine willkommene Wäsche, fand Erma.
Seit dem Regenguss war eine ganze Weile
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