Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)
Lila Funken schenkten ihm heißen Tee ein.
»Sie bereiten hier hervorragende Teesorten«, sagte Wahrmut.
Jakeed fragte sich, wieviel der Prophet schon getrunken hatte.
»Siebzehn Tassen«, sagte Wahrmut.
Während Jakeed ihn fassungslos anschaute, fragte eine Stimme neben seinem Ohr: »Gut geschlafen?«
Er fuhr herum. Armia stand schräg hinter ihm und lächelte.
»Was?«, machte Jakeed.
»Erdbeeren!«, rief Armia, setzte sich eilig neben Jakeed und zog eine große Obstschüssel zu sich heran. »Die solltest du auch probieren«, sagte Armia.
»Für eine Tote bist du ganz schön hungrig«, meinte Jakeed.
Die Abenteurerin grinste. »Frag deinen Sitznachbarn.«
Als Jakeed sich zu Wahrmut umdrehte, war der gerade damit beschäftigt, eine widerspenstige Bohnenbirne zu zerteilen. Ohne aufzusehen, antwortete er: »Gut Essen ist eine schöne Abwechslung, wenn man sonst keine Gelegenheit dazu hat.« Er reichte Jakeed ein Stück Brot und sagte: »Hier, nimm von meinem Brotlaib.«
»Hast du vorhin meine Gedanken gelesen?«
»Deine Gedanken sind allein deine Angelegenheit.«
»Woher wusstest du, dass ich mich gefragt habe, wieviel Tee du schon getrunken hast?«
»Ich verfüge über gewisse Menschenkenntnis.« Wahrmut schob sich eine hellgrüne Schote in den Mund.
»Was machen wir heute?«, fragte Armia und griff nach einer weiteren Erdbeere.
»Wir besuchen Justitia«, antwortete Wahrmut.
»Und dann?«
»Dann setzen wir unsere Wanderung fort.«
»Wohin?«
»Nach Etria.«
»Zum Grauen Hauptherrvater?«, staunte Armia.
»Auch«, nickte Wahrmut und nahm sich eine weitere Bohnenbirne. »Hast du die hier schon probiert?«
Armia griff an Jakeed vorbei. Er stellte fest, dass sie nach Frühlingsblüten roch. Bikka hatte ganze Arbeit geleistet: Der liebliche Geruch überdeckte sogar Armias leichtes Doppelkinn.
Wie lange würde die Finderin Wahrmuts Verlorener Worte wohl noch in Zweiland herumlaufen?
Es gab einen Knall, und Jakeed fuhr hoch. Ließ seine Tasse fallen.
»Was hast du?«, fragte Armia. Sie hatte offenbar ihre Bohnenbirne mit einem Hieb ihres Schwertes in zwei Hälften zerteilt.
»Hast du noch Tee?«, fragte ein lila Funke.
Jakeed schlug mit der Faust auf den Tisch und sprang auf. »Ja! Nein!« Er lief, gefolgt von den Blicken der anderen, einmal um den ganzen Tisch. »Schaut mich nicht so an! Ich hab schon einiges erlebt, deshalb macht es mir überhaupt nichts aus, beim Frühstück zwischen einer Toten und unserem Schöpfer zu sitzen. Kein Problem! Hat jemand ein Tuch?« Jakeed hob seine Hand hoch. Es war Blut daran.
Armia eilte zu ihm. »Wie hast du das denn gemacht?« Sie winkte, und ein lila gewandetes Mädchen eilte hinaus, hoffentlich, um Verbandszeug zu beschaffen.
»Scherben«, entgegnete Jakeed und verzog das Gesicht. Als Armia ihm einen Splitter aus dem Fleisch zog, ergänzte er: »Aaau!«
»Morgen wird viel mehr Blut vergossen werden. Trinkt noch etwas Tee«, meinte Wahrmut.
»Es ist eine vergleichsweise harmlose Wunde«, sagte Armia. »Wenn du in dieser Hinsicht Wert auf meine Meinung legst.«
Das lila Fünkchen kam zurück gelaufen und hatte heißes Wasser und saubere Tücher dabei.
»Was soll ...«, fing Jakeed an.
»Setz dich hier hin«, befahl Armia und drückte ihn auf die Bank unter dem Fenster.
»Was sollte das heißen, morgen fließt noch mehr Blut?«, fragte Jakeed.
Der Schöpfer trank von seinem Tee.
Dann sprach er: »Ich, Wahrmut, sage euch: Ich werde nie wieder so exquisite Essenz des Lebens trinken wie heute hier.«
Jemand hatte anscheinend den Tisch mit Asche bedeckt. Inkmuht fragte sich, ob irgendein Kammerdiener ein paar Anweisungen falsch verstanden hatte.
Der große Besprechungsraum war leer. Die voluminösen Stühle standen ordentlich nebeneinander am Tisch.
Die Tür ging auf, und ein Haupt stürmte herein. Der Mann trug einen roten Kinnbart sowie einen bunten Umhang, was ihn als Weitseher auswies.
»Haupt ... Inkmuff«, keuchte er.
»Mein Name ist Inkmuht. Und wer bist du?«
»Unful, Haupt. Das Graue im Auge.«
»Was?«
»Haupt, ich habe Nachricht für Hauptdame.«
»Wovon redest du eigentlich?«
Die massive Tür auf der anderen Seite des Raumes ging auf, und Gultuweiti Materia, gekleidet in ein hellgraues Kleid mit dunkelgrauen Spitzen, rauschte herein. »Haupt Unful, was hast du gesehen?«
Der Weitseher deutete eine Verbeugung an. »Möge der Herr in dir sein für immer, Herrin.«
»Ja, nun rede endlich!«
Inkmuht wich ein Stück zurück und
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