Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)
noch nicht gewaschenen Körpern, welche in großer Zahl im Umkleidebereich standen und saßen.
»Worauf wartet ihr?«, fragte Wahrmut und zog Hemd und Stiefel aus, wie es sich gehörte.
»Das Hellste Licht badet gerade«, antwortete ein älterer Mann, der nur mit einem zartlila Handtuch bekleidet war und Armia misstrauisch beäugte. Niemand schien im Moment Wahrmuts fehlenden Bauchnabel zu bemerken.
»Und das kann sie nur alleine?«
»Ich glaube nicht, dass sie alleine ist«, sagte der Mann vorsichtig.
»Dann wird sie sich an noch mehr Gesellschaft sicher nicht stören«, meinte Wahrmut fröhlich. »Kommt mit!« Er ging schnurstracks Richtung Badebecken und winkte. Jakeed folgte, während Armia die Wartenden mit blankem Schwert ermutigte, sie zu begleiten.
»Fühlst du dich nicht wohl?«, fragte sie der ältere Mann. »Du wirkst etwas bleich.«
Armia rollte mit den Augen.
Ein Kichern schallte durch die Badehalle, untermalt von einem gegrunzten Tiergeräusch.
»Badet sie mit Kühen? Wegen der Milch?«, fragte Armia.
»Allputra«, entgegnete der ältere Mann und versuchte, sich hinter den anderen verstecken, die alle die gleiche Idee hatten und dasselbe versuchten.
Wahrmut stand am Beckenrand und sah interessiert zu, wie Hellstes Lila Licht Justitia nackt im Wasser paddelte, während Davoot Allputra offenbar unter ihrem Körper auf Tauchstation war.
Er tauchte auf und prustete. Im Gegensatz zu Justitia schaute er in die richtige Richtung und sah die Besucher. »Aaaaa!«
Justitia fuhr herum. »Wer stört?«, tönte ihre hohe Stimme.
»Wahrmut«, sagte der Schöpfer. »Ihr habt vielleicht von mir gehört.«
»Was hat er vor?«, wurde Armia leise gefragt. Die zuckte mit den Schultern. »Wir werden es sehen.«
»Wir bleiben nicht lange«, sagte Wahrmut gerade. »Ich habe euch nur eine einfache Mitteilung zu machen.«
Allputra tauchte unter. Justitia trat unter Wasser nach ihm, und er kam wieder hoch.
»Ich bin über eure Art, diese Kirche zu führen, informiert. Sex ist ganz prima«, erklärte Wahrmut. »Aber es gibt wichtigeres zu tun für Personen, die wichtige Posten bekleiden. Da ihr euch offenbar lieber dem Vergnügen als der Politik hingebt, was ich in gewisser Hinsicht durchaus verstehen kann, werdet ihr eure Posten abgeben und fähigeren Personen überlassen.«
»A ...aber ...«, begann Allputra und wischte sich Wasser aus dem Gesicht.
»Ssht, mein kleiner Rammler«, machte Justitia. »Das ist Wahrmut, dem widerspricht man nicht.«
»Nun, das kann man durchaus tun«, entgegnete der lächelnd. »Aber dann sollte man auch ein paar gute Argumente für seinen Standpunkt vorbringen können.«
Über solche verfügte der bisherige Erzvorglauber nicht und schwieg folgerichtig.
»Also«, verkündete Wahrmut, »ihr seid beide abgesetzt und ich ernenne hiermit Libi Vilma, bisherige Herrin von Ramaschal, zum Hellsten Lila Licht. Hat jemand etwas dagegen?«
Dem war offenbar nicht so.
»Der Posten des Erzvorglaubers wird dagegen abgeschafft. Ich kann keinen Bedarf für ihn erkennen.«
»Aber ...ich verstehe nicht ...«
»Das musst du auch nicht. Ihr könnt jetzt weitermachen. Lasst euch von den anderen Badenden nicht abhalten. Immerhin ist heute Wassertag, nicht wahr?« Wahrmut lächelte und wollte sich abwenden, aber der ehemalige Erzvorglauber hielt ihn zurück.
»Herr? Kann ich mein Bett behalten? Es ist so geblubb.«
Justitia hatte den Kopf des Sprechers unter Wasser gedrückt.
Vor dem Tor hatte Vilma einen Teil des Platzes absperren lassen. Zuschauer warteten auf der anderen Seite des lila Bandes, welches im Halbkreis um Pforte und Treppe des Palastes gespannt war. Eine ganze Anzahl Würdenträger, darunter Aquato und Bikka, hatten ihre prunkvollsten Gewänder angelegt und beiderseits der Pforte auf den Stufen Aufstellung bezogen. Wahrmut nahm Vilma bei der Hand und trat vor.
Der lila Knabenchor fing an, den fünften Gesang aus Wahrmuts Vertonten Gedichten zum Besten zu geben. Armia konnte nicht still stehen, drängte sich plötzlich an den lila Kutten vorbei. Jakeed, der neben ihr gestanden hatte, verlor sie aus den Augen.
Als der Chor verstummt war, hob Vilma beide Arme und sprach zu der aufmerksamen Menge: »Sehet, hier steht Wahrmut. Ja, er ist zurückgekommen, und er wird nun nach Etria ziehen, um die Vereinigung beider Kirchen zu vollziehen.«
Der Knabenchor war offenbar angewiesen worden, an dieser Stelle in lautes Jubeln auszubrechen. Die Jungs übertrieben es ein wenig, aber
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