Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition)
hat die Schultern bis zu den Ohren hochgezogen. Aber er hyperventiliert nicht und er hantiert mit dem Lenkrad, als ob er weiß, was er tut. Wenn er so weitermacht, sind wir gut dran.
Ich starre zu Gareth und seinen neuen Kumpels hinaus. »Wer sind die anderen?«
Smitty hat das Fernglas aufgetrieben. »Weißt du noch das Pärchen in dem Mini? Und drei Typen. Jedenfalls glaube ich, dass das eine auch ein Typ ist … Ach, nein. Da hängt eine Brust raus.«
»Wo sind die hergekommen? Und wo hat Gareth die ganze Zeit gesteckt? Glaubst du, die haben ihn gekriegt, als er zum Cheery Chomper rübergegangen ist?« Ich fluche. »Warum haben wir sie vorher nicht gesehen?«
»Das werden wir nie erfahren«, sagt Smitty. »Vielleicht hätten uns die restlichen Aufnahmen noch ein paar Antworten gegeben, aber so …«
Der Bus bleibt quietschend stehen; ich knalle mit dem Gesicht gegen die Scheibe. Schmerz und der Ärger über eine angeschlagene Nase durchströmen mich. Mir schießen Tränen in die Augen, so sehr tut meine Nase weh. Ich fühle, ob sie noch da ist, und habe Blut an den Fingern.
»Was ist denn los?«
Smitty rennt den Gang hinunter zu Pete. Ich reiße mich zusammen. Nicht weinen, du bist noch in einem Stück. Vorn im Bus schreien sie sich an. Etwas klappert, dann kommt das unmissverständliche Zischen der sich öffnenden Tür. Ich springe auf und sause nach vorn, die zerdetschte Nase ist vergessen. Heißes Blut tropft mir vom Gesicht auf die Jacke. Pete steht alleine an den Stufen. Sein Gesichtsausdruck sagt deutlich, was passiert ist.
»Smitty ist rausgegangen?«
Er nickt.
»Warum hast du angehalten?«
»Darum.« Er zeigt auf die Windschutzscheibe.
Quer über der Straße liegt ein fetter weißer Klumpen. Zuerst kann ich nicht sagen, was es ist, dann erkenne ich Äste und Wurzeln. Der Klumpen ist ein quer über der Straße liegender Baum, der uns den Weg versperrt. Smitty flitzt hektisch um ihn herum wie eine Ameise, schaufelt mit seinem Snowboard Schnee weg, lehnt sich mit der Schulter gegen den Stamm, versucht ihn zu schieben, anzuheben, zu rollen. Das kann gar nicht klappen; einen Baum von dieser Größe kriegt man mit ein paar Leuten nicht bewegt. Dazu braucht man Ketten und einen Traktor und mindestens dreißig Minuten Zeit, bevor die Monster kommen. Was wir alles nicht haben.
Ich werfe einen Blick zu unseren Verfolgern zurück. Wir haben ein paar Minuten, höchstens.
Ich springe die Stufen hinunter, Pete folgt mir. »Das bringt nichts!«, rufe ich Smitty zu. »Können wir außenrum fahren?«
Pete bahnt sich durch den Schnee einen Weg zum wurzeligen Ende des Stammes, das ihn fast überragt. Ich weiß die Antwort, bevor Pete den Mund aufmacht. Auf beiden Seiten der Straße sind Gräben und die Bäume reichen bis auf ein, zwei Meter an die Straße ran.
»Kannst du vergessen.« Pete bückt sich. »Übrigens haben die den hier extra hingelegt.«
»Was?« Smittys Gesicht ist knallrot und verschwitzt.
»Schaut, hier gibt’s nirgends ein Loch, in das die Wurzeln gepasst hätten.« Er kickt Schnee mit dem Stiefel. »Dieser Baum ist nicht umgestürzt, der ist nicht mal hier gewachsen. Den hat man hierhergeschafft, wahrscheinlich Sekunden nachdem unser Bus hier durchgekommen ist. Damit wir nicht wieder wegkönnen. Das Pärchen in dem Mini? Darum sind sie zurückgekommen; weil sie nicht wegkonnten.«
Einen Moment lang denke ich, dass Smitty seine Snowboard-Enthauptungsnummer jetzt gleich an Pete ausprobieren wird. Dann wirft er das Board hin und stapft zurück in den Bus.
»Wir müssen zu Fuß gehen«, dränge ich sie. »Und es mit der Hauptstraße probieren.«
»Vielleicht auch nicht«, ruft Smitty von drinnen.
»Wir gehen zurück in den Bus!«, ruft Pete. »Da sind wir sicher genug!«
Ich gehe ein paar Schritte vom Bus weg, um zu sehen, was weiter hinten los ist. Der Karottenmann, Gareth und die anderen sind schon fast an der Ausfahrt. Eine Minute noch und sie sind hier. »Garantiert nicht!« Ich hebe das Board neben Pete auf. »Die sind zu siebt. Alles Erwachsene. Die brechen die Tür auf und dann sind wir erledigt.«
»Und wenn wir uns im Gepäckraum verstecken?« Petes Gesicht ist schmerzerfüllt. Er fleht mich an; ich habe keine Ahnung, ob ich ihn trösten oder schlagen möchte.
»Für wie lange?« Ich schüttele den Kopf. »Wir gehen zur Landstraße und laufen einfach weiter. Sie können uns nicht einholen.«
»Was ist mit Alice?«
Verdammt. Daran, dass Alice bewusstlos ist, habe ich
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