Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition)

Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition)

Titel: Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsty McKay
Vom Netzwerk:
Grund, warum ich friere, ist schnell klar. Cam hat alles Bettzeug eingesammelt und bereitet sich mitten auf dem Boden ein Lager. Meine Steppdecke ist Teil seines Kokons. Er wackelt darin herum, dann lugen ein wirrer blonder Haarschopf und ein Auge über den Rand.
    »Kuckuck«, sagt er.
    »Morgen, Cam.«
    Ich setze mich auf. Alle sind weg. Die Kommode vor der Tür zur Küche ist beiseitegerückt worden. Ich springe vom Sofa herunter und zum Fenster. Es schneit immer noch, so fein, dass es beinahe wie Nebel aussieht. Man kann überhaupt nichts sehen. Irgendwo bellt immer noch der Hund.
    »Wo sind denn alle hingegangen, Cam?« Aber er verpuppt sich wieder in den Decken und antwortet nicht. Ich gehe zur Hintertür und drücke die Klinke herunter. »Bin gleich wieder da, ja?«
    Bloß will die Tür nicht aufgehen. Die Klinke bewegt sich, aber die Tür gibt nicht nach. Jemand hat sie von draußen blockiert.
    »Hallo!«, rufe ich. »Kann jemand kommen und mich rauslassen?«
    Stille. Selbst der Hund ist verstummt.
    »He!«, versuche ich es erneut und trommle mit der Faust an die Tür. »Wir sind hier eingesperrt!«
    Weiterhin Stille. Ich gehe durchs Zimmer zur anderen Tür. Die Anrichte steht immer noch davor, aber nach ein paar Anläufen schaffe ich es, sie ein Stückchen wegzurücken.
    »Smitty!«, rufe ich durch die Lücke. »Pete! Lily! Wo seid ihr? Cam und ich sind hier drin eingesperrt!« Keine Antwort. Ich versuche es ein allerletztes Mal. »Alice!«
    Bei der Erwähnung seines Namens ist Cam aus seinem Lager wieder aufgetaucht und sieht zum ersten Mal so aus, als ob er unsere Lage annähernd begreift. Ich reiße mich zusammen. »Ist alles okay, Kleiner«, versichere ich ihm. »Ich hol uns gleich hier raus.«
    Ich würde eine miese große Schwester abgeben. Cam glaubt mir nicht eine Sekunde lang. Sein Gesicht verzerrt sich zu einem Weinen. Er krabbelt auf mich zu und streckt eine pummelige kleine Hand jammervoll zu mir hoch.
    »Muss kackern«, weint er.
    Fantastisch. Jetzt geht’s buchstäblich um die Wurst. Ich ringe mir ein Lächeln ab.
    »Ist schon gut. Ich hole uns im Nu hier raus.« Die Stimme meiner Mutter klingt mir in den Ohren. Leere Versprechen. Cam nimmt mir meins auch nicht ab. Er watschelt zu seinem Lager zurück und vergräbt seinen Kopf unter der Decke, so als ob das alles nicht mehr zu ertragen ist. Was ja praktisch stimmt.
    Aber dann fällt mir etwas ein. Ich lasse von der Anrichte ab und gehe zu Cam hinüber. Ich streichele ihm über den Kopf und er schaut mich aus feuchten Augen misstrauisch an.
    »Ich muss mir nur mal kurz deine Decke leihen, Cam.«
    Er schüttelt seinen kleinen Kopf und umklammert die Decke noch fester.
    »Komm, Cam. Ich brauche sie, aber ich verspreche dir, dass du sie gleich wieder zurückbekommst. Warum nimmst du nicht stattdessen eine von den dickeren? Die sind sowieso kuscheliger als diese dünne hier.«
    Er schaltet auf stur und mir bleibt nichts anderes übrig, als ihm die dünne Decke aus den Händen zu ziehen. Woraufhin er ausrastet und schreit, als ob ich ihm die Hände mit der Kettensäge abtrenne. Er schlägt einen solchen Alarm, dass ich mich nervös nach Lily umsehe, weil die ja vielleicht aus dem Nichts auftaucht und denkt, dass ich ihren kleinen Bruder misshandle. Aber trotz des Radaus kommt niemand zu meiner (oder seiner) Rettung.
    Ich ergattere die Decke und Cam wirft sich zu Boden und schlägt schreiend um sich. Ich bin die Böse, aber das ist mir egal. Ich schlinge das eine Ende der Decke um die Anrichte und das andere um meine Hände, dann lehne ich mich mit meinem vollen Körpergewicht von dem riesigen Möbelstück weg und stemme meine Hacken in den Boden. Langsam bewegt sich die Anrichte ein Stück, dann noch ein Stück und dann mit einer letzten Anstrengung noch mal ein paar Zentimeter. Es reicht gerade. Ich atme aus und quetsche mich durch die Tür. Ich will gerade gehen, da fällt mein Blick auf Cam im Raum. Mist. Ich kann ihn ja kaum hierlassen, wo er wahrscheinlich ein Dutzend Möglichkeiten findet, zu Schaden zu kommen. Außerdem ist da noch diese ›Kackern‹-Sache.
    Ich quetsche mich wieder zurück, schnappe ihn mir und schaffe es irgendwie, uns zwei da vorsichtig hindurchzuwängen.
    In der Halle bin ich heilfroh, dass die Haustür immer noch zu und abgeschlossen ist. Gut. Dann hat es über Nacht keine Invasion gegeben, jedenfalls nicht durch diese Tür.
    Jetzt gilt es, irgendwen zu finden. Dafür wäre die Küche der wahrscheinlichste Ort. Ich will

Weitere Kostenlose Bücher