Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition)

Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition)

Titel: Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsty McKay
Vom Netzwerk:
Zimmern sind die Betten nicht gemacht, hängt Kleidung über den Stühlen, liegen persönliche Sachen auf den Kommoden. Es reizt uns schon, Detektiv zu spielen und rauszukriegen, wer hier wohnt (oder gewohnt hat), aber nicht so sehr wie unsere Schlafplätze unten.
    Nachdem wir alles überprüft haben, klauben wir Bettzeug zusammen und werfen es über das Treppengeländer, dann rennen wir nach unten und tun so, als wären wir nicht heilfroh wieder im Erdgeschoss zu sein.
    Im Wohnzimmer sind Cam und Alice schon eingeschlafen und Lily ist mit dem Kaminbesteck zugange. Sie hilft uns mit dem Bettzeug und deckt erst ihren Bruder zu und dann Alice. Sie ist echt nett. Ein paar Jahre älter, aber irgendwie macht es keinen Unterschied. Wahrscheinlich lässt einen nur das altern, was man durchmacht. Der Himmel weiß, dass die letzten 36 Stunden ausgereicht haben, uns alle in Hutzelmännchen zu verwandeln.
    Wir schieben eine Kommode vor die eine Tür, eine Anrichte vor die andere und schauen nach, ob alle Fenster richtig zu sind. Hoffentlich muss ich nicht mitten in der Nacht aufs Klo. Draußen ist es still; der Schnee fällt jetzt schneller, unaufhörlich. Nachdem alles getan ist, machen wir es uns gemütlich, während Lily ein Feuer aufschichtet und anzündet.
    »Die Scheite …«, sagt sie, »als ich sie zurechtgeschoben habe, waren sie noch warm.«
    »Dann war vor kurzem jemand hier?«, frage ich.
    »Auf jeden Fall. Zu Hause gehen wir schlafen und am Morgen ist die Asche noch warm.« Sie überlegt. »Also vielleicht so zehn, zwölf Stunden später?«
    »Was bedeutet, dass jemand heute früh Feuer gemacht und es dann sich selbst überlassen hat«, sagt Smitty.
    »Sie haben unseren Rauch gesehen«, sage ich. »Den schwarzen Rauch von der Tankstelle. Und da sind sie wahrscheinlich los, um zu schauen, was passiert ist.«
    »Wie denn? Zu Fuß?«, fragt Pete. »Wir haben niemanden gesehen. Sie haben es eindeutig nicht geschafft.«
    »Wo wart ihr, Lily?« Smitty lehnt sich in einen verschlissenen Ledersessel zurück. »Als das alles losgegangen ist. Du warst mit Cam im Café, das haben wir auf den Aufnahmen der Überwachungskameras gesehen. Wir waren draußen im Bus, aber euch haben wir nicht nach draußen laufen sehen. Als Nächstes kriegen wir mit, dass ihr bei uns im Bus blinder Passagier spielt.«
    »Das hab ich den anderen schon erzählt.« Sie nickt in meine Richtung. »Wir waren zuerst im Auto, haben uns dann im Café versteckt und dann wieder im Auto.« Lily zieht sich eine Decke um die Schultern und erschaudert. »Aber darüber möchte ich gerade nicht reden.«
    »Warum nicht?« Smitty wirkt ganz entspannt, aber ich spüre, dass er nicht ohne Streit davon ablassen wird.
    »Weil ich nicht will.« Sie neigt sich ihm entgegen, ihre Augen groß und blau, und eine blonde Strähne hängt ihr kunstvoll vorm Gesicht. Mir fällt zum ersten Mal auf, wie attraktiv sie ist. Nicht so püppchenmäßig hübsch wie Alice, sondern auf eine erwachsene Art gut aussehend, mit vollen Lippen und schweren Lidern. Irgendwie glutvoll. Smitty scheint das auch aufzufallen. Er zuckt mit den Schultern.
    »Ich glaube, du bist schon verpflichtet uns alles genau zu erzählen«, fängt Pete an und ich bin froh, dass er das sagt, weil ich es nämlich gern wissen möchte. Aber Smitty unterbricht ihn.
    »Wir können uns morgen unsere Kriegserlebnisse erzählen. Wer weiß, wie lange wir noch hier sind? Wir müssen uns ja irgendwie die Zeit vertreiben.«
    Alice macht leise Schnieflaute auf dem Sofa nebenan. Jemand hätte vorhin wirklich noch ihren Kopf untersuchen sollen. Ich gluckse in mich hinein. Alice hätte sich schon längst mal den Kopf untersuchen lassen sollen. Die Wärme des Feuers ist so was von gemütlich und ich habe eine Steppdecke mit Federfüllung ganz für mich allein. Wie man es auch dreht und wendet, wir sind hier in der Burg tausendmal besser dran als im Bus. Zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit lasse ich es zu, dass meine Schultern entspannen, mein Kiefer sich lockert und meine Hände keine Fäuste mehr machen, wie das jetzt seit zwei Tagen gewesen ist. Müdigkeit wogt empor wie eine Welle, wie eine herrlich weiche Decke aus Dunkelheit.
    »Sollten wir nicht abwechselnd Wache halten?« Petes Stimme kommt von weit her.
    Das sollen sie dieses eine Mal ruhig unter sich ausmachen. Ich ergebe mich der Müdigkeit.

Kapitel
 
17
  Ein Hund bellt und mir ist kalt.
    Ich mache die Augen auf; Tageslicht strömt durch die Fenster. Der

Weitere Kostenlose Bücher