Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition)
schüttelt den Kopf. »Wir können da nicht raus.«
»Wieso nicht?« Pete klingt verzweifelt und sein Atem geht wieder pfeifend.
Lily fixiert ihn mit stahlhartem Blick. »Weil die Leute, die hier wohnen, gerade nach Hause gekommen sind.«
Kapitel
19
»Sie sind zu dritt«, flüstert Lily.
Wir sitzen auf der Treppe, im Fegefeuer zwischen dem Madenmannkeller und den Fremden, die aus der Kälte kamen.
»Zwei Männer und eine Frau, glaube ich. Sie müssen durch die Hintertür reingekommen sein. Cam und ich waren im Badezimmer vom Erdgeschoss und ich konnte ihre Stimmen in der Küche hören.«
»Hast du einen Blick auf sie werfen können?«, frage ich.
Lily zuckt mit den Achseln. »Ich hab durch den Türspalt geschaut, aber ich konnte da ja nicht bleiben.« Sie nickt zu Cam, der neben ihr sitzt und mit der Kiste Nägel spielt, die als Türstopper gedient hat. Normalerweise kein so gutes Spielzeug für Dreijährige, aber normal hat sich irgendwie vor einer Weile erledigt. »Sie haben wie Studenten ausgesehen.« Lily rümpft die Nase. »Der eine hat einen Bart.«
»Klingt ja voll furchterregend.« Smitty steht auf. »Dann sag mir mal einen guten Grund, warum wir nicht raufgehen und ihnen Hallo sagen sollen! Ist ja nicht so, als ob es hier zu wenig Platz gibt, um miteinander klarzukommen.«
Ich nicke. »Verstärkung. Und vielleicht wissen sie, was los ist oder wie man Hilfe bekommt.«
Lily schüttelt nachdrücklich den Kopf. »Sie wissen, dass jemand hier ist, und sind richtig genervt deswegen.« Sie lehnt sich weiter nach vorn. »Ich konnte mit anhören, wie sie in der Küche und in der Speisekammer nachgesehen haben, was wir alles aufgegessen haben. Und sie waren stinksauer, sie haben richtig rumgebrüllt wegen irgendwas. Dann haben sie in die anderen Zimmer geschaut. Ich glaube, sie haben auch unser ganzes Bettzeug gefunden. Und das hat sie nur noch mehr aufgeregt.«
Smitty seufzt und setzt sich wieder auf die Treppe.
Dafür steht jetzt Pete auf, wie in irgendeiner schrägen Variante von Reise nach Jerusalem. Sein blasses Gesicht leuchtet in dem schwachen Licht. »Wenn es stimmt, was sie sagt, dann kommen sie hier ohnehin bald nachgucken.«
Wir lassen uns das alle durch den Kopf gehen. Es stimmt. Wenn sie denken, dass wir uns verstecken, dann sehen sie hier wahrscheinlich als Erstes nach.
»Meint ihr, die haben den Mann in der Zelle getötet?«, frage ich.
Schweigen. Ist ja auch wirklich eine schreckliche Vorstellung. Keine Ahnung, wieso immer ich solche Korken raushaue.
»Vielleicht hatte er es ja verdient«, sagt Alice schließlich. »Vielleicht hatte er sich verwandelt und sie haben ihn eingesperrt und ihm den Kopf abgehackt.«
Wir hoffen natürlich, dass diese Version stimmt. Die Alternative wäre, dass der Tote einfach in seinem Schloss vor sich hingelebt hat, als eine Zombie-Apokalypse ausgebrochen ist und sich dann eine Horde skrupelloser Studenten hier eingenistet und ihn getötet hat. Ich meine, man sollte doch meinen, dass Leute, die zufällig überlebt haben, angesichts einer Armee von Untoten wirklich absolut allen Grund haben, sich miteinander zu arrangieren, bloß ist das in unserer eigenen kleinen Testgruppe eindeutig nicht so gelaufen. Nein, da ist es doch viel besser anzunehmen, dass die madenverseuchte Leiche ein teuflisches Monster gewesen ist, das die widerstrebenden, aber tapferen Studenten dann eingesperrt und erledigt haben. Weil wir anderenfalls nämlich bald selbst kopflos und voller Maden sein könnten.
Wobei es dann allerdings blöd ist, wenn die Zelle immer noch offen steht. Ich sehe Smitty an. »Irgendeine Chance, dass du diese Zelle abgeschlossen hast, bevor wir hier raufgerannt sind?« Ich habe ihn das kaum gefragt, da merke ich selbst, was für eine blöde Frage das ist. Er verdreht bloß die Augen.
»Wie jetzt? Das tote Vieh ist nicht eingeschlossen?« Alice springt auf. »Wie blöd kann man denn sein? Es könnte jetzt gerade hier raufkommen!«
Wir gucken alle die Stufen hinunter.
»Es hat keinen Kopf mehr! Das bringt sie um!« Aber ich bin mir da selbst nicht so sicher.
»Das ist echt das Blödeste bis jetzt!« Alice schreit viel zu laut. »Wir könnten Hilfe holen und sitzen hier mit einer Leiche ohne Kopf in einem Keller rum?« Sie stapft die Stufen hinauf. »Da probier ich mein Glück lieber mit diesen komischen Vollbart-Studenten, vielen Dank!«
Pete ist hinter ihr und ich glaube, wir gehen alle davon aus, dass er sie gleich festhält und zurückzieht,
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