Untot mit Biss
anders für sich kämpfen lassen? Sie wandelt seit zweitausend Jahren auf dieser Welt und dürfte den einen oder anderen kennen.«
»Ja«, bestätigte Louis-César, und ich stellte erleichtert fest, dass er nicht beleidigt war. »Für den Fall meiner Ablehnung hatte sie andere Namen im Sinn.«
»Wo liegt dann das Problem, abgesehen von Ihnen persönlich?«
»Das Problem,
Dulceatà,
besteht darin, dass Rasputin noch nie ein Duell verloren hat«, sagte Mircea. »Es gab andere Namen auf der Liste der Konsulin, doch niemand von ihnen bietet uns Gewissheit, trotz all der Kniffe und Gaunereien, die wir von Rasputin erwarten, den Sieg zu erringen. Louis-César hat mehr Duelle hinter sich als die Alternativen der Konsulin zusammen. Er muss unser Champion sein, denn unser Champion muss gewinnen.«
»Und was hat das mit mir zu tun?« Ich hatte da ein sehr schlechtes Gefühl.
»Wir müssen sicher sein, dass Rasputin nicht erneut die Vergangenheit ändert,
Dulceatà.
Wir möchten, dass du zu rückkehrst und dafür sorgst, dass er nicht die Geburt unseres Champions verhindert.«
»Wie soll sie das bewerkstelligen?«, fragte Tomas und kam mir damit zuvor. »Wie soll sie ihn vor einem Fluch schützen?«
Louis-César sah ihn so an, als hätte er den Verstand verloren. »Vor welchem Fluch?«
»Bist du nicht dadurch geschaffen worden?«
»Du weißt genau, dass das nicht der Fall ist!«
Billy Joe schwebte als taubengraue Wolke durchs Fenster. »Habe ich was verpasst?«
»Ihr seid völlig übergeschnappt!«, teilte ich Mircea und den anderen mit. Pech für ihre Pläne, aber ich wollte nicht für die Konsulin sterben, weder für sie noch für jemand anders, wenn ich es vermeiden konnte. »Habt ihr an die Verwicklungen gedacht? Ich habe Tomas mit mir in die Vergangenheit genommen. Na schön, es war Zufall, aber wenn die Gegenseite es so lange macht, wie Sie sagen, hat sie bestimmt herausgefunden, wie man es anstellt.« Jemand hatte die Zigeunerin in dieses Jahrhundert gebracht, und ich war es nicht gewesen. »Ich könnte es mit Rasputin höchstpersönlich zu tun bekommen, und ich bin keine Duellkämpferin!«
»Ich habe tatsächlich etwas verpasst, wie?« Billy Joe flog umher; ich schenkte ihm keine Beachtung.
»Du hast Tomas mitgenommen, als du in seinem Körper warst,
Dulceatà.
Die Sibylle kann so etwas nicht. Das haben wir von Pritkin erfahren.«
»Pritkin ist ein Idiot«, sagte ich. »Wir wissen nicht, ob das der Grund ist, warum Tomas mitkam. Vielleicht genügt es, wenn ich jemanden berühre. Und vielleicht kann die Sibylle das auch.«
Billy schwebte vor mich, und plötzlich sah ich den ganzen Raum wie durch einen glitzernden grauen Schal. »Wir müssen miteinander reden, Cass. Du ahnst nicht, was ich im Dante’s herausgefunden habe!«
Ich hob eine Braue, richtete aber kein Wort an ihn, um die anderen nicht auf seine Präsenz hinzuweisen. Ich hatte so eine Ahnung, dass ich Billy Joe bald brauchen würde.
Tomas sah mich an. »Ich bin die zweite Wahl der Konsulin. Ich kann mit Rasputin fertig werden.«
Ich schöpfte neue Hoffnung. Mir war alles recht, was mich davor bewahrte, noch einmal zu jenem Ort des Schreckens zurückzukehren. Leider wirkte Mircea nicht sehr überzeugt. »Verzeih mir, mein Freund. Ich stelle dein Können nicht infrage, aber ich habe Rasputin kämpfen sehen, im Gegensatz zu dir. Und wenn mein Leben auf dem Spiel steht, möchte ich auf Nummer sicher gehen.«
Billy wich etwa einen Meter zurück und legte die Hände an die Hüften. »Na schön. Ich rede, du hörst zu. Ich habe einen Blick in den Kopf der Hexe geworfen, die dir geholfen hat, bevor sie mit der Fee verschwand. Die Kurzversion lautet: Tony und der Schwarze Kreis haben den Elfen Hexen verkauft, und rate mal, woher sie sie bekamen. Ich meine, die weißen Ritter würden es doch bemerken, wenn ein Haufen magischer Anwender plötzlich verschwindet, oder?« Ich starrte ihn an und kam mir vor, als säße ich auf einem Zahnarztstuhl und müsste das Geplapper einer Dentalhygienikerin über mich ergehen lassen. Auch diesmal gab ich keine Antwort. »Ich kann ihn besiegen.« Tomas klang sicher, aber Louis-Cesar gab ein seltsames Geräusch von sich – es hörte sich fast nach einer niesenden Katze an. Vermutlich war es etwas auf Französisch.
»Vor hundert Jahren konntest du mich nicht schlagen. Inzwischen bist du nicht viel stärker.«
»Du hattest Glück! Bei einem heutigen Duell würde es nicht noch einmal geschehen!«
Louis-César verzog
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