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Untot mit Biss

Untot mit Biss

Titel: Untot mit Biss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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würden. Eine Ratte in der Ecke sah mich wie spöttisch an, und ich trat die Schöpfkelle in ihre Richtung. O ja, und wenn ich zurückkehrte, steckte ich mitten in einem Kampf, von dem ich nicht wusste, ob wir ihn gewannen. Selbst für mich lief das auf einen ziemlich miesen Tag hinaus.
    »Es hat keinen Sinn, Cassie«, sagte Tomas nach einigen Minuten. »Ich bin hier so schwach wie ein Mensch, und meine Kräfte schwinden rasch. Wir sollten der Frau helfen, solange wir noch die Möglichkeit dazu haben. Für diese Leute hier können wir nichts tun.«
    Ich musste ihm recht geben. Für mich schien es die Nacht der Rettungen zu sein. Mein Blick kehrte zur Geisterarmee zurück, die mich geduldig beobachtete. »Ah, weiß jemand von euch, wie man hier rauskommt?«
    Die Geister sahen erst mich an und wechselten dann untereinander Blicke.
    Bewegung kam in sie, und schließlich wurde einer von ihnen nach vorn geschoben, ein junger Mann, etwa achtzehn, in einer Kluft, mit der er wie ein armer Verwandter von Louis-Cesar aussah. Die Sachen bestanden aus blauer Wolle, und in der Hand hielt er einen braunen Hut mit einer feschen gelben Feder. Ich schätzte, dass er zu Lebzeiten ein Dandy gewesen war: die Krawatte protzig, das Haar der Perücke übertrieben gelockt, die braunen Lederschuhe mit komischen gelben Zierschleifen. Für einen Geist war er recht bunt. Aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen nahm ich an, dass er erst seit etwa einem Jahr tot war.
    Er verbeugte sich, nicht ganz so perfekt wie Louis-César, und richtete die gleichen Worte an mich.
»A votre service, Mademoiselle.«

Großartig. Einfach prächtig. Ich sah zu Tomas, der bei der Frau in die Hocke gegangen war und ihren Puls fühlte. »Du sprichst nicht zufällig Französisch?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich kriege nur einige Sätze zusammen, und nichts davon würde uns hier helfen.« Bitter fügte er hinzu: »Im Hauptquartier des Senats bin ich nur geduldet.«
    »Seit wann spricht man in Vegas Französisch?«
    Er sah mich ungeduldig an. »Der Europäische Senat hat seinen Sitz in Paris, Cassie.«
    »Ich wusste nicht, dass du zu ihm gehörst.«
    »Es gibt viele Dinge, die du nicht weißt.«
    Ich hatte kaum Zeit herauszufinden, was er damit meinte. Nicht ohne eine gewisse Verärgerung musterte ich den jungen Geist. Zwar war ich dankbar dafür, nicht mehr in Louis-Césars Körper zu stecken, aber ich bedauerte es, keinen Zugang zu seinem Wissen zu haben. »Wir sprechen kein Französisch«, sagte ich.
    Der junge Mann wirkte verwirrt, und noch einmal kam Bewegung in die Menge der Geister. Ein anderer Mann, älter diesmal und gekleidet in eine schlichte beigefarbene Kniehose und eine marineblaue Jacke, wurde nach vorn geschoben. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, seinen kahlen Kopf mit einer Perücke zu bedecken, und er wirkte wie der ernste Typ. »In meinem Leben war ich Weinhändler,
Mademoiselle.
Ich hatte oft Gelegenheit, Angleterre zu besuchen. Kann ich vielleicht zu Diensten sein?«
    »Ich weiß nicht, was mich hierher gebracht hat, wo ich hier bin und was ihr von mir erwartet. Für einige Informationen wäre ich sehr dankbar.«
    Er wirkte verwirrt. »Ich bitte um Verzeihung,
Mademoiselle,
aber auch wir sind ein bisschen in Verlegenheit. Ihr seid Geister, und doch unterscheidet ihr euch von uns. Seid ihr vielleicht Engel, die uns der Himmel geschickt hat, weil er unsere Gebete empfing?«
    Ich schnaubte. In meinem Leben hat man mich mit vielen Dingen verglichen, aber nicht mit einem Engel. Und Tomas kam ebenfalls nicht infrage, es sei denn, es ging um gefallene Engel. »Ah, nein. Eigentlich nicht.« Der jüngere Mann sagte etwas, und der ältere wirkte betroffen. »Was hat er gesagt?«
    Der ältere Mann schien verlegen zu sein. »Er fürchtet, dass seine Geliebte stirbt wie wir, an diesem Ort des unaufhörlichen Leids. Soweit es ihn betrifft, könnt ihr von
le diable
kommen, vom Satan, wenn ihr nur Hoffnung auf Vergeltung bringt. Aber er meint es nicht so.«
    Ich sah den Zorn im Gesicht des jungen Mannes und glaubte, dass er es doch so meinte. »Wir sind keine Dämonen. Wir … Es ist kompliziert. Ich möchte die Frau nur von hier wegbringen, bevor der Folterer zurückkehrt. Können Sie mir sagen, wo ich mich hier befinde?«
    »Sie sind in Carcassonne,
Mademoiselle,
dem Tor der Hölle.«
    »Und wo ist das? Ich meine, bin ich hier in Frankreich?« Der Mann sah mich so an, als hätte ich ihn nach dem Jahr gefragt, was tatsächlich meine nächste Frage gewesen

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