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Untot | Sie sind zurück und hungrig

Untot | Sie sind zurück und hungrig

Titel: Untot | Sie sind zurück und hungrig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsty McKay
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ich mich nicht vom Umriss des Unterstands abhebe und ich nicht gleich gesehen werde, falls zufällig jemand in meine Richtung guckt.
    Der Nebel verzieht sich jetzt und von hier oben habe ich definitiv einen besseren Blick. Ich kann hinten den Fluss sehen, wie er sich aus dem Wald herauswindet, und ich kann den Wald sehen, der sich flussaufwärts meilenweit ausdehnt. Und ich glaube, ich kann ein paar Felder weiter auch die Stelle ausmachen, wo die Straße herauskommt. Nur von einem Jeep ist nirgends etwas zu sehen. Ich frage mich, ob sie es geschafft haben.
    »Vielleicht haben sie’s geschafft« , flüstert Smitty in mein Ohr. »Aber vielleicht werden sie auch immer noch gejagt.«
    »Was denn, bist du jetzt meine böse Fee, Smitty?«, erwidere ich sein Flüstern. Er antwortet nicht. Da ist er ziemlich eigen.
    Die Sonne schimmert schwach durch die schweren Wolken, wirft vereinzelte Strahlen auf den glitzernden nassen Boden. So seltsam es ist, ich muss lächeln. Es ist ewig her, dass ich mal die Sonne gesehen habe. Hinter mir sind Felder und dann fällt der Horizont ab. Das hier muss eine Art Hochebene sein; entweder das oder die Welt ist weggeschmolzen. Die Vorstellung gefällt mir irgendwie – zum Rand der Erde gehen und dann dort hinunterfallen. Ich könnte immer noch eine Hand ausstrecken, wenn ich an Australien vorbeifliege, und mich an einem Eukalyptusbaum festhalten. In Down Under ist die Lage bestimmt nicht annähernd so brenzlig.
    Ich strecke mich einen Moment lang flach auf dem Rücken aus und das Wellblech massiert mir unangenehm die Wirbelsäule. Meine Hand liegt auf dem Rucksack.
    »Hör auf, es hinauszuzögern. Guck dir das Zeug an, Roberta.«
    Na schön, ich mach ja schon.
    Ich wälze mich auf die Seite, ziehe den Rucksack an mich heran, öffne ihn und stecke eine Hand hinein. Kunststoff, eine Tüte. Ich ziehe sie langsam heraus. Müsliriegel. Ungefähr ein Dutzend, ich kann sie durch den Kunststoff sehen. Ich mache die Tüte trotzdem auf und finde Wasserreinigungstabletten und antiseptische Salbe und eine Rolle Verbandsmull. Ich reiße einen der Riegel auf und stopfe ihn mir in den Mund; da sind Schokosplitter drin, die ihren Zucker explosionsartig über meine Geschmacksnerven ergießen, und harte Bröckchen aus Haferflocken, die beim Schlucken in der Kehle kratzen. Ich war jetzt seit Wochen auf Nulldiät. Es ist der Hammer, wieder etwas zu essen, und mein Magen brüllt hungrig nach mehr. Ich esse noch einen zweiten Riegel und höre dann auf. Wer weiß, wie lange ich mit den Dingern auskommen muss. Außerdem gibt es in diesem Rucksack noch andere Sachen, die meine Aufmerksamkeit erfordern.
    Ich greife tiefer hinein und finde eine Wasserflasche, dann etwas Hartes und Schweres, das in mehrere Lagen Folie eingewickelt und mit schwarzem Klebeband versiegelt ist. Es gibt ein dumpfes Geräusch, als ich das Teil aufs Dach lege. Dürfte wohl die Hauptattraktion sein. Ich taste mit der Hand im Rucksack herum und gerade als ich denke, da ist nichts mehr drin, bleiben meine Finger an etwas Steifem, Flachem hängen. Ich ziehe es heraus.
    Eine Postkarte. Mit einem Leuchtturm drauf.
    Mir läuft es eiskalt den Rücken herunter. Derselbe Leuchtturm wie bei Martha im Büro, jede Wette. Ich drehe die Postkarte um. Ja, unten am Rand steht »Elvenmouth Light«. Außerdem hat noch jemand etwas draufgekritzelt:
    Ach wärst du doch auch hier
    Es ist die Handschrift meiner Mum.
    Ist das dein Ernst, Mutter? Hättest du den Platz nicht für eine sinnvollere Botschaft verwenden können? Zum Beispiel mal angefangen damit, wo zum Teufel dieser Leuchtturm eigentlich steht? Ist Smitty dort oder bist du dort? Oder sollen wir uns von dem Leuchtturm fernhalten? Oder ist es vielleicht symbolisch gemeint, wieder so ein Code, der ausgeknobelt werden muss? Und wieso zum Teufel hatte Martha dieselbe Scheiß-Bildpostkarte?
    Ich stöhne auf. Schon klar, dass meine Mutter total vorsichtig sein muss und so, wirklich – ich meine, wenn dieser Rucksack in die falschen Hände gefallen wäre, was hätte dann alles passieren können! Der Feind hätte Regenkleidung! Er hätte sauberes Trinkwasser! Und das bezaubernde Bild eines Leuchtturms! Dann wäre wirklich alles aus gewesen, Mutter.
    Ich stopfe die Postkarte zurück in den Rucksack.
    Nun muss ich mir nur noch das schwere, eingewickelte Ding angucken. Und wisst ihr was? Irgendwie ahne ich schon, was das ist, und darum habe ich es mir bis zum Schluss aufgehoben. Wenn ich nämlich Recht habe,

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