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Untreu

Titel: Untreu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa v Bernuth
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Ich hab's nicht eilig.«
    »Danke. Bis gleich.« Mona legte auf und raffte ihre Unterlagen zusammen, balancierte den Packen in ihr Büro und deponierte ihn, so wie er war, auf ihrem Bürostuhl. Sie sah auf das Display ihres Handys. Der Akku war fast leer. Sie tippte die Nummer ein, die ihr die Frau gegeben hatte. Erleichtert hörte sie, dass abgehoben wurde. Sie nahm ihre Tasche vom Stuhl und bewegte sich zur Tür.
    »Spreche ich mit Frau Leitner?«
    »Ja.«
    Mona verließ das Büro und steuerte den Lift an. Die schwere Tasche rutschte ihr von der Schulter. »Sie sind eine gute Freundin von Karin Belolavek?« Der Lift öffnete sich, Mona stieg ein, stellte die Tasche auf den Boden und drückte auf »T«.
    »Ja. Hab ich jedenfalls gedacht.«
    »Wissen Sie, wo sie sich zurzeit aufhält?«
    »Nee
kkkrrrrrfffzzz
.« Der Lift hielt im zweiten Stock. Ein Kollege vom Dezernat für Zolldelikte stieg ein. Sie nickten sich zu.
    »Wann haben Sie sie zum letzten Mal gesehen?«
    Rauschen. Der Kollege stieg im Erdgeschoss aus. Die Lifttüren schlossen sich.
    »Frau Leitner? Sind Sie noch dran?«
    Das Rauschen wurde schwächer. »Ja, ich bin dran. Also, ich hab Karin vor ungefähr drei Wochen gesehen. Dann nicht mehr. Sie wollte mir eigentlich aus dem Urlaub schreiben. Da kam aber gar nichts.«
    »Sie hat Sie auch nicht angerufen? Nie?«
    »Nein, kein einziges Mal. Hatte ich auch nicht erwartet. Aber einen Brief, eine Karte. Sie hat mir sonst immer geschrieben, wenn sie in Urlaub war.«
    Die Lifttür öffnete sich zur Tiefgarage. Mona bewegte sich im Laufschritt zu ihrem Wagen und fummelte mit der linken Hand ihren Autoschlüssel aus der Manteltasche. Die Verbindung wurde wieder schlechter.
    »Wo wollte sie hinfahren? Hat sie Ihnen das erzählt?«
    »Mallorca. Glaube ich. Da waren sie schon mal, vor zwei
krrrrrzzzffff .
«
    Mona startete den Wagen, das Telefon vorsichtig zwischen Ohr und Schulter geklemmt. »Haben Sie irgendeine Ahnung, was passiert sein könnte?«
    »Nicht so
fffrrrrszzzz«
, sagte Theresa Leitner.
    »Was? Ich meine, was glauben Sie, könnte es gewesen sein? Haben Sie da eine Vermutung?« Mona zog an der Kette, die von der Decke hing, und das Garagentor öffnete sich quietschend. Zehn vor halb fünf. Das würde sie nie schaffen.
    »Also, die Karin...«
    »Ja? Was war mit der Karin?« Mona bog auf die Straße.
    »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen das erzählen darf. Das ist sehr privat, verstehen Sie?«
    »Sie müssen mir das sogar erzählen. In einem Mordfall muss jeder sagen, was er weiß. Das ist Gesetz.«
    »
krrzzzzffff
...hatte einen Freund.«
    »Was?«
    »...einen Geliebten. Karin hatte einen Geliebten.«

Kapitel 8
    Ich weiß, dass ich gefährlich lebe. Ich hatte vergessen, dass Liebe alles verändert, nicht nur den Körper, nicht nur den Gesichtsausdruck, nicht nur den Gang, auch das gesamte emotionale Universum. Gleichzeitig ist es so, als hätte ich mich in zwei Personen aufgespalten, die unterschiedlicher gar nicht sein könnten. In meiner ersten Welt - jene, zu der du keinen Zutritt hast - bin ich die Frau, die niemals revoltiert. Du bist der parallele Kosmos, den ich mir gestatte. Mit dir begebe ich mich auf eine Reise in die ungewissen Gefilde der Leidenschaft. Ich mache mir dabei nichts vor: Diese Art der Reise kann nicht ewig dauern, sie hat ein Ziel, und das heißt Unterwerfung. Meine Unterwerfung.
    Wir dürfen also niemals ankommen. Ich muss weiterhin die Regeln bestimmen, sonst werde ich verwechselbar mit den kleinen Mädchen, die du alle haben könntest, aber nicht willst. Weil ich stärker bin als sie. Weil ich dir gebe, was du von ihnen nicht bekommen kannst. Souveränität, Reife, Erfahrung. Du gibst mir das Gefühl, jeden Tag schöner zu werden. Wenn ich dich verlasse, fahre ich manchmal noch in die Innenstadt. Es ist meistens gegen fünf Uhr nachmittags, die Bars öffnen. Ich habe eine ausfindig gemacht, die dunkel, exklusiv und teuer ist. Dort setze ich mich an den Tresen und bestelle immer das Gleiche: Wodka on the Rocks, weil man von Wodka keinen schlechten Atem bekommt. Dann teste ich meine neu erworbenen Fähigkeiten an den anwesenden Männern.
    Ich will nichts von ihnen, gar nichts. Keiner von denen, die sich freiwillig die Hälse mit Krawatten strangulieren, interessiert mich. Aber ich übe mich für dich in der Verführungskunst, die du schon längst beherrschst. Ich will es für dich können, damit du mich noch reizvoller findest. Und langsam mache ich Fortschritte. Natürlich ist es

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