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Untreu

Titel: Untreu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa v Bernuth
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konnte. Seit Jahren nahm sie sich vor, ihre Garderobe rundzuerneuern. Nie kam sie dazu.
    »Was trinken Sie?«, fragte Grimm, als eine beleibte, in ein Dirndl gezwängte Kellnerin vor ihnen stand.
    »Radler.«
    »Und zu essen?«
    »Keine Ahnung. Was nehmen Sie?«
    »Das Schnitzel mit Beilagen. Kann ich empfehlen.«
    »Okay. Für mich auch bitte.«
    Die Kellnerin verschwand.
    »Essen Sie nicht gern?«, fragte der Pfarrer. Wieder bedachte er sie mit einem Blick, als stünde hinter dieser Frage eine andere, unausgesprochene.
    »Doch«, sagte Mona verwundert.
    »Weil Sie nicht mal in die Speisekarte schauen wollten.«
    »Ich hab immer zu wenig Zeit zu allem.« Diese Lebensweise war nicht gut für sie, sie wusste das. Aber nicht, dass es so offensichtlich war.
    »Zumindest erhält das Ihnen eine tolle Figur.«
    »Danke.« Mona senkte den Blick auf die Tischplatte. Sie hatte keine Zeit zu flirten, redete sie sich ein. Sie hatte einen Job zu erledigen.
    »In Ihrem Beruf bekommt man wahrscheinlich wenig Komplimente«, sagte Grimm, und plötzlich hatte seine Stimme einen Unterton, der Mona nicht gefiel. Sie sah ihm direkt in die Augen, die leicht zusammengekniffen waren, um sich vor der Sonne zu schützen. Um seine blaue Iris lag ein orangefarbener Ring.
    »Ich möchte mit Ihnen noch mal über Frau Belolavek reden.«
    »Nur zu.« Aber sein Lächeln vertiefte sich noch, als handle es sich hier nicht um Tod und Verbrechen, sondern um eine private Verabredung, auf die er sich gefreut hatte. Und merkwürdigerweise empfand es Mona fast ebenso. Der Wind hatte sich gelegt, die Sonne wärmte ihr Gesicht und frischte ihre Bräune auf. Sie hatte sich in diesen Fall verbissen, so wie in alle anderen davor auch, und das hatte ihr den Ruf einer starken, hartnäckigen Ermittlerin eingebracht. Aber oft reichten Intelligenz, Willenskraft und lange Erfahrung nicht aus. Jetzt brauchte sie jemanden mit Fantasie und Instinkt, jemanden mit der Fähigkeit, Querverbindungen zwischen Informationen herzustellen, die auf den ersten Blick nicht ersichtlich waren. Vielleicht war Grimm so ein Mensch, und sie konnte ihn für sich einspannen.
    »Ich glaube, dass Sie die Belolavek viel besser kennen, als Sie während der Vernehmung gesagt haben. Stimmt das?«
    Ein spontaner Schuss ins Blaue. Aber sie merkte sofort, dass er getroffen hatte.
    »Wie kommen Sie darauf?« Grimm war nicht mehr ganz so entspannt. Auf seinen nackten Unterarmen bildete sich leichte Gänsehaut.
    »Sie war hübscher und jünger als die meisten Ihrer Mitarbeiter, stimmt's? Eine hübsche Frau mit Mann und Kind daheim, die sich ausgerechnet in einer Gemeinde engagiert, die kilometerweit von ihrem Wohnviertel entfernt liegt. So was macht doch neugierig. Das ist ja wie eine Flucht. Das muss Sie doch interessiert haben.«
    Der Pfarrer lächelte nicht mehr. Die dicke Kellnerin trug ihre Mahlzeiten auf. Sie aßen schweigend. Der Wind wurde stärker, wirbelte Servietten in die Höhe, riß an Monas Haaren und fuhr durch ihren dünnen Pullover.
    »War doch keine so gute Idee, scheint mir«, sagte der Pfarrer mit vollem Mund.
    »Na ja. Es ist gut, mal wieder draußen zu sein.« Aber der Wind hatte die Luft staubig gemacht, und Monas Augen begannen zu tränen.
    »Möchten Sie reingehen? Drinnen ist es allerdings nicht besonders schön.«
    »Nein. Schon gut.«
    »Ich denke oft an Karin. Sie ist etwas sehr Besonderes.«
    Mona legte ihre Gabel sorgfältig auf den Teller. Das Schnitzel war zäh und trocken. Sie drückte einen dünnen Zitronenschnitz über der Panade aus. »Sie haben sich öfter mit ihr unterhalten«, sagte sie beiläufig.
    Der Pfarrer wich ihrem Blick aus und stocherte in den Pommes frites.
    »Stimmt doch, oder?«
    »Ja«, sagte er. »Wir hatten ein sehr ... freundschaftliches Verhältnis. Ich war da nicht ganz ehrlich.«
    »Mehr lief nicht?«
    »Sie ist verheiratet. War verheiratet. Ich habe das immer respektiert.«
    »Sie ja. Der andere nicht.«
    Ein starker Windstoß blies ihm die Haare aus dem Gesicht. Ein paar Tropfen fielen. Die ersten Gäste erhoben sich und flüchteten nach drinnen.
    »Sie erinnern mich an sie.«
    »Das kann ich mir kaum vorstellen.«
    »Nicht äußerlich, im Wesen. Sie war geradeheraus, und sie hatte diese schöne Ernsthaftigkeit. Ihr konnte man nichts vormachen.«
    »Kannten Sie ihren Freund?«
    »Nein. Ich wusste nicht mal, dass sie einen hatte. Wirklich nicht.«
    »Was wissen Sie dann?«
    »Einmal im Mai waren wir zusammen auf der Auer Dult. Es war ein ganz

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