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Untreu

Titel: Untreu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa v Bernuth
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uns herum dichtes Buschwerk. Es war ein wunderbares Versteck. Du hattest mich dahin gelotst, an deinen exklusiven Geheimplatz, und es war vollkommen klar, dass du hier nicht zum ersten Mal warst - zum ersten Mal zu zweit, meine ich natürlich. Du hast mich aber wieder angelogen. Du hast gesagt: Ich war hier nur mit meinen Eltern und einmal mit meiner Schwester. Picknick machen, verstehst du? Keine andere Frau.
    Ich beließ es dabei. Die Sonne schien heiß auf unsere Körper. Ich habe es noch nie in der Natur getan. Man braucht eine gepolsterte Decke dafür, sonst fressen einen die Insekten auf.
    Es war mittags. Alles schien zu dösen in der Hitze. Selbst das Vogelgezwitscher hatte aufgehört. Ich schrie meine Lust in die gleißende Stille. Danach wuschen wir uns in einem Bach. Ich verletzte mich an einem Stein, und du nahmst meinen blutenden Fuß in die Hand und küsstest ihn. Natürlich habe ich dir alles verziehen.
     
    Am nächsten Morgen ging es Lukas plötzlich besser. Erheblich besser, um genau zu sein. Der grämliche Zug um seinen Mund war verschwunden, seine Stimme munter, seine Augen klar und nicht mehr umschattet. Er aß in Rekordgeschwindigkeit zwei mit Salami belegte Semmeln, trank ein Glas Milch und verkündete, dass er fit sein müsse, da er in den letzten zwei Stunden Zirkeltraining hätte. So gut hatte er seit Monaten nicht mehr ausgesehen.
    War das die Wende? Konnte es sein, dass sie das richtige Medikament gefunden hatten? Hatte die tägliche Lichttherapie, die Gesprächstherapie (zweimal in der Woche, noch zahlte die Krankenkasse) endlich angeschlagen?
    »Das ist ... toll. Glaubst du, du schaffst das?«
    »Wieso bitte nicht?« Lukas sah sie empört an.
    Bis fünf Uhr morgens hatte sich Mona schlaflos vor Sorgen hin und her gewälzt, und zum Dank hatte sich ihr Sohn innerhalb von zwölf Stunden in einen Dreizehnjährigen verwandelt, der Probleme scheinbar nur vom Hörensagen kannte. Sie hörte das Rauschen der Dusche. Anton war ebenfalls aufgestanden.
    Es war alles plötzlich so - normal. Herrlich, einzigartig normal. Die Morgensonne schien schräg durch das Dachfenster und ließ die Chromgriffe der Küchenschränke aufleuchten, das Thermometer zeigte endlich wieder mehr als fünfzehn Grad plus.
    »Heute Nachmittag gehe ich mit dem Dennis Fußballspielen.«
    »Nach zwei Stunden Zirkeltraining?«
    »Zwischendrin ist ja Mittagessen. Ich kann heute beim Dennis essen.«
    »Schön, und wer ist dieser Dennis?«
    »Typ in meiner Klasse. Ich muss dann nicht in den Hort, oder?«
    »Das kommt drauf an. Hat dieser Dennis auch einen Nachnamen?«
    »Mann.« Lukas verdrehte die Augen. »Hellberg. Ich muss jetzt weg, sonst krieg ich den Bus nicht mehr.«
    »Hey, Moment mal! Du isst also bei diesem Dennis. Der wo wohnt?«
    »Gabelsberger. Zwei Häuser weiter von unserem. Mama! Ich muss lo-os!«
    »Okay. Hast du alles?«
    »Ja!«
    »Bis heute Abend.«
    Sie würde sich später mit Dennis' Mutter in Verbindung setzen, aber nicht, weil sie misstrauisch war. Irgendetwas an Lukas' Verhalten sagte ihr, dass diesmal alles völlig in Ordnung war. Vielleicht brauchte Lukas bloß einen richtigen Freund, um ganz gesund zu werden.
    »Vielleicht braucht Lukas bloß einen richtigen Freund«, sagte Mona zu Anton, als er in die Küche kam.
    »Hä?«
    »Egal.«
    »Wie - egal? Wovon redest du?«
    Ein Gefühl der Erleichterung breitete sich in ihr aus, so intensiv und umfassend, dass es sie beinahe zum Weinen brachte.
    »Ich glaube, Lukas geht's endlich besser.«
    »Hab ich doch gesagt. Das wird wieder.«
    Bei welcher Gelegenheit, fragte sich Mona, lernte eine verheiratete Frau Ende dreißig einen anderthalb Jahrzehnte jüngeren Mann kennen? Auf einem Kuli herumkauend schlenderte sie in Fischers Büro nebenan.
    »Hans, wo gabelst du immer deine Freundinnen auf?«
    Fischer sah sie irritiert an. Sein Schreibtisch stand vor dem Fenster, und draußen war es so hell und sonnig, dass sie sein schmales Gesicht im Gegenlicht kaum erkennen konnte.
    »Deine Freundinnen«, sagte sie. »Wo lernst du die kennen?«
    »Die sucht immer meine Mutti für mich aus.«
    »Hans! Ich will wissen, wo man heute junge Leute trifft. Außer in der Disko. Die Belolavek wird kaum in die Disko gegangen sein.«
    »Man sagt nicht mehr Disko, man sagt Club.«
    »Egal. Die Belolavek stürzt sich nicht ins Nachtleben. Dafür ist die nicht der Typ.«
    »Keine Ahnung«, sagte Fischer verdrossen. »Weißt du, was ich denke?«
    »Ja.«
    »Diese Leitner oder wie sie heißt

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