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Untreu

Titel: Untreu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa v Bernuth
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Gesicht, als wollte er dazu noch etwas sagen. Dann aber ließ er es sein.
    »Wer von denen ist noch auf Bewährung?«, fragte Fischer.
    »Jindjic und Heiermann. Farkas war ja bloß in U-Haft, also keine Bewährung. Ich hoffe, seine Adresse stimmt noch. Ist immerhin gut ein Jahr her. Gemeldet ist er da jedenfalls.«
    »Und wenn die ausgeflogen sind?«
    »Dann observieren wir.«
    »Die ganze Nacht?«, fragte Schmidt entsetzt.
    »Immer mit der Ruhe. Vielleicht sind sie ja da.«
    Als das große Stühlerücken einsetzte, stand Fischer plötzlich neben Bauer. »Geht's dir besser?«, fragte Bauer.
    »Danke, geht schon. Hast du der Seiler...« Fischer senkte seine Stimme, bis er fast flüsterte. Gemeinsam gingen sie zur Tür.
    »Nein.«
    »Das war... sehr fair von dir. Echt superfair. Ich wär schon wiedergekommen, wenn mir nicht so übel gewesen wär. Totaler Dünnschiss. Hat die Alte noch was gesagt?«
    »Die Stein? Nee. Nichts Interessantes.«
    »Wo ist das Protokoll?«
    »Bei der Seiler, wo sonst?«
    »Okay. Ähh...«
    »Ich werd schon nichts erzählen. Wenn ich nicht muss«, sagte Bauer mit einem leise triumphierenden Unterton. Es war nicht schlecht, jemanden wie Fischer in der Hand zu haben.
    »Milan Farkas, Wolfgang Heiermann oder Hanno Jindjic«, sagte Mona ins Telefon. »Sagt Ihnen einer dieser Namen was?«
    Schweigen am anderen Ende der Leitung. Sie hörte Theresa Leitner leise atmen. Dann: »Nein, ich glaube nicht. War einer von denen der junge Mann, der mit Karin...«
    Mona seufzte. »Das wissen wir noch nicht«, sagte sie.
    »Karin hat mir seinen Namen leider nicht gesagt, nicht mal seinen Vornamen.«
    »Okay.«
    »Kann ich Ihnen sonst irgendwie helfen?«
    »Ist Ihnen noch irgendetwas nach unserem Gespräch eingefallen? Etwas, das Karin betrifft?«
    Wieder gab es eine Pause am anderen Ende der Leitung. »Na ja, nicht wirklich. Ich habe sie sehr gern gemocht. Ich muss noch mal sagen, ich bin sicher, dass Karin nichts mit dieser entsetzlichen Sache zu tun hat.«
    »Tja. Die meisten Mörder benehmen sich nicht, wie wir denken, dass Mörder sich benehmen.«
    »Sie war so liebevoll. Nie laut. Immer nett.«
    »Viele Mörder waren vorher richtig nett. Das sagt gar nichts.«
    »Tja, also...«
    »Eine Frage noch. Hat Karin Belolavek oder ihr Mann... Haben die ein Ferienhaus oder so was in der Art? Irgendeine Möglichkeit unterzuschlüpfen?«
    »Nicht dass ich wüsste. Keine Ahnung. Tut mir sehr Leid.«
    »Macht nichts. Vielen Dank.«
    »Herr Zimmermann? Hier ist Mona Seiler.«
    »Wie? Ach so, ja. Von der Kripo.«
    »Ja. Ich habe noch eine Frage.«
    »Ja?«
    »Wissen Sie etwas von einem Ferienhaus? Ich meine, hatten die Belolaveks ein Ferienhaus oder Wochendhaus?«
    »Puh. Da fragen Sie mich was. Ich glaube nicht. Sie sind, glaube ich, mal in ein Ferienhaus von Freunden gefahren, an die Ostsee.«
    »Wer waren diese Freunde?«
    »Keine Ahnung. Ich bin mir auch gar nicht sicher. Sie kannten ja eigentlich nicht sehr viele Leute. Sagte ich Ihnen ja schon.«
    Nach diesem Abend weiß Maria, dass sie die Party ihr Leben lang nicht mehr vergessen wird. Die Eltern des Gastgebers sind nicht zu Hause, und entsprechend ufert das Ganze aus. Haus und Garten sind voller Leute, von denen Maria mindestens die Hälfte noch nie gesehen hat. Es wird getrunken, gekifft, getanzt und herumgeknutscht. Anfangs fühlt sie sich unsicher unter den vielen Fremden. Sie kann ihre Freundinnen nicht entdecken und geht hinaus in den dämmerigen, von Fackeln erleuchteten Garten. Die abendliche Luft ist kühler als gedacht, und sie fröstelt.
    Dann fällt ihr Blick auf ein Mädchen, das sie ansieht, als sei sie die Einzige hier, die wirklich zählt. Sie ist ein paar Jahre älter als Maria, hat helle, lange Locken und ein sehr blasses Gesicht.
    Sie sieht interessant aus. Maria wendet den Blick ab und wartet mit ihrer Cola in der Hand. Eine Minute später steht sie neben ihr.
    »Hallo, meine Schöne.« Ihre Stimme ist rau und samtig, und sie wirkt kein bisschen verlegen. Sie benimmt sich vielmehr mit einer Selbstverständlichkeit, als würden sie sich schon ewig kennen. Und in der nächsten Sekunde kommt es Maria bereits so vor, als sei das wahr. Als seien sie Geschwister im Geiste.
    »Was trinkst du da?«, fragt sie das Mädchen. Es hält ein Glas mit einer weißlichen, undurchsichtigen Flüssigkeit in der Hand.
    »Ricard. Willst du mal probieren?«
    Maria nickt und nimmt einen Schluck. Ein ekelhafter Alkohol-Lakritz-Geschmack, von dem ihr fast schlecht

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