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Untreu

Titel: Untreu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa v Bernuth
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Sie erhob sich langsam. Ihre Beine und Hände zitterten, aber es ging ihr gut. Gemessen an den Umständen sogar sehr gut.
    »Du bist wahnsinnig«, sagte Anton eine halbe Stunde später, als er ihren Hals mit den Strangulationsflecken betrachtete. Er drehte ihren Kopf behutsam hin und her. Seine Stimme klang heiser. »Ich will wissen, wo du warst. Ich will wissen, wer das gemacht hat.«
    »Ich weiß nicht, wer das war.«
    »Blödsinn.«
    »Ich weiß nicht, wer das war. Ehrlich.« Das Sprechen tat weh wie bei einer schweren Halsentzündung. Sie hustete. »Wenn ich's wüsste, hätte ich Verstärkung angefordert, und dann hätten wir ihn schon.«
    »Wo warst du? Du hast gesagt, du kommst eine halbe Stunde später. Jetzt ist es elf. Wo warst du?«
    Mona hatte Anton selten so erlebt, so aufgewühlt. Seine Gelassenheit, seine manchmal aufreizende Coolness war weg.
    »Ich schlag den Scheißkerl zusammen. Ich schick ihm meine Leute auf den Hals.«
    »Hör auf. Ich darf dir nicht sagen, wo ich war, und weiß nicht, wer es war, ehrlich. Hör auf, dich so aufzuführen.«
    »Du baust nur Scheiße in letzter Zeit.« Antons Gesicht war bleich und hart. Seine Wangenmuskeln traten hervor.
    »Was? Was soll das jetzt?«
    Er trat einen Schritt von ihr zurück. Mona saß auf der Badewanne und sah zu ihm hoch. Sie konnte nicht glauben, was sie eben gehört hatte.
    »Du bist völlig neben dir«, sagte Anton. »Und das mein ich ernst. Dein Job frisst dich auf. Dich und uns. Dich und Lukas.«
    »Moment mal...«
    »Gib doch zu, dass ich Recht hab.«
    »Nichts gebe ich zu.« Monas Stimme hörte sich schrecklich an, tief und rau wie bei einem Mann, aber das war ihr egal. »Du hast kein Recht... Du bist der Letzte, der mir... Bring doch erst mal deinen eigenen Dreck in Ordnung! Dieser ganze illegale Mist, mit dem du Geld machst... Du bist schuld, dass wir keine Familie sein können. Und dann wirfst du mir vor...« Sie begann wieder zu husten, schmerzhaft und quälend, bis ihr die Augen tränten. Sie konnte nicht weitersprechen, aber sie würde nicht weinen, nicht vor Anton.
    »Lass mich einfach in Ruhe«, flüsterte sie. »Lass mich und Lukas einfach in Ruhe.«
    »Damit Lukas kaputtgeht? An dir und deinem tollen, wichtigen Beruf? Deiner supertollen ›Karriere‹?«
    »An meiner Karriere?« Mona sprang auf. Sie war fast so groß wie Anton. Sie gab ihm keinen Raum mehr auszuweichen. »An meiner Karriere geht er nicht kaputt. An den Ermittlungen vom Dezernat 3 gegen dich und deine Geschäfte - daran geht Lukas kaputt, wenn du's genau wissen willst. Jedenfalls dann, wenn sie dich wieder am Wickel haben, und ich sage dir, das dauert nicht mehr lange.«
    Anton schwieg. Sein Gesicht war blass vor Zorn. Er sah an ihr vorbei die Wand an, als wollte er sie mit seinen Blicken durchbohren. Mona dachte, dass sie ihn vielleicht für immer verlieren würde, wenn sie jetzt weiterreden würde, aber sie konnte nicht mehr aufhören. Zu viel hatte sich in ihr aufgestaut, zu viel Zorn über seine Lässigkeit, seine Rücksichtslosigkeit, seinen völligen Mangel an Einfühlungsvermögen. Sie legte die Hand an seine Wange, zwang ihn, ihr in die Augen zu sehen.
    »Hey, Anton«, sagte sie. »Weißt du noch, wie schnell das geht? Weißt du noch das letzte Mal, wo sie morgens um sechs vor der Tür standen, vier Mann hoch, und dich nicht mal mehr haben duschen lassen wegen Fluchtgefahr? Weißt du noch, wie das für mich war, als sie reinkamen, und ich mich auf dem Klo verstecken musste, damit keiner draufkam, dass sich Kriminalkommissarin Seiler mit einem wie dir eingelassen hat? Kannst du dir vorstellen, wie das war für mich? Wie ich mich gefühlt habe - als Gangsterbraut, die für die andere Seite arbeitet?«
    Sie ließ sein Gesicht los, und Anton lehnte sich an die Waschmaschine. Sein kräftiger, elastischer Körper wirkte plötzlich massig und ungeschickt. Er verschränkte die Arme und legte den Kopf in den Nacken. Und Mona weinte nun doch, obwohl jeder Schluchzer in ihrem Hals brannte wie Feuer.

Kapitel 15
    Marias Leben verändert sich mit einer Geschwindigkeit, die sie in stillen Stunden atemlos macht. Von der Schule mit ihren Anforderungen abgesehen, existiert nichts mehr für sie außer Kai und die geheimnisvolle Welt, in die sie sie einführt. Sie lernt jeden Tag Neues dazu. Sie liebt Kai, die wie sie nicht hierher gehört. Sie berühren sich kaum. Sie seien Seelengeschwister, sagt Kai, sie seien auf spirituelle Weise miteinander verbunden.
    Kai schnallt ihre

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