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Untreu

Titel: Untreu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa v Bernuth
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Hüfthosen, die sich mit wiegenden Hüften an den Schaufenstern vorbeibewegten und immer wieder einen Blick hineinwarfen, als könnten sie es nicht glauben: Dass sie hübsch waren, dass sie jeden Mann haben konnten, dass jetzt ihre beste Zeit war. Eine Blonde mit hochgedrehter Bananenfrisur warf ihm einen Blick zu, der ihn leicht erschauern ließ. Er lächelte und hob ganz leicht die Hand. Sie wandte gespielt hochmütig den Kopf ab.
    Die Ampel wurde grün, und er fuhr so langsam an ihr vorbei, dass hinter ihm gehupt wurde. Sie trug einen wadenlangen Jeansrock, Turnschuhe und ein weißes Wickelshirt. Ganz zum Schluss, als er sich schon widerwillig auf der Linksabbiegerspur eingeordnet hatte, winkte sie ihm zu und lächelte.
    Er lächelte zurück und sah im selben Moment Milan Farkas. Farkas kam dem Mädchen entgegen, mit langen, schnellen Schritten und verschlossenem Gesicht. So ein großer Zufall war das gar nicht, seine Wohnung lag nicht weit weg. Bauer fluchte. Sein Wagen war von anderen eingekeilt, keine Chance, dass er hier schnell genug rauskam. Er behielt Farkas durch den Rückspiegel im Auge. Wenn er ein rasches Wendemanöver hinlegen konnte, hatte er noch eine Chance. Er würde das Auto irgendwo abstellen und Farkas zu Fuß folgen müssen. Der Gedanke gefiel ihm. Zum ersten Mal in seinem Leben würde er jemanden
beschatten
. Die Sonne ging unter, Dämmerung senkte sich auf die Stadt. Noch war Farkas gut zu sehen. Bauer hatte wieder freie Fahrt und schaffte die Kehrtwendung.
    »Du hast die Schule geschwänzt«, sagte Mona. Lukas saß am Küchentisch, diesmal endlich wieder in
ihrer
Wohnung, krumm wie ein Alter, mürrisch. Er antwortete nicht.
    »Hast du mit diesem Dennis zusammen geschwänzt?«
    »Nö.«
    »Das stimmt doch nicht. Deine Lehrerin...«
    »Diese verfickte Kuh!«
    Mona verstummte. Wie redete man mit einem Sohn, der sich so äußerte? Musste sie solche Schimpfworte normal finden, weil eben alle heute so waren? Sie dachte an die Jungs im Wohnhaus von Milan Farkas - sie wollte nicht, dass Lukas so wurde. Im Gegensatz zu ihnen hatte er Eltern, die sich kümmerten. Sie waren nicht perfekt, aber sie liebten ihn. Er hatte kein Recht, so zu werden. Oder lag das ohnehin nicht in ihrer Hand?
    Sollte sie lachen oder einfach darüber hinweggehen? Sollte sie Lukas eine runterhauen? Und was würde das bringen?
    Mona sagte nichts. Sie wandte sich zum Herd und warf die Spaghetti ins sprudelnd kochende Wasser.

Kapitel 17
    Ich mache Fehler, immer mehr Fehler. Ich bin in vielen Momenten nicht mehr zurechnungsfähig. Wenn ich einkaufe, das Geschirr in die Spülmaschine räume, die Betten frisch beziehe, Gemüse schneide, Fleisch anbrate, Reis aufsetze, sind meine Gedanken bei dir und den entsetzlichen Problemen, die unsere Beziehung aufwirft und vor denen ich nicht mehr länger die Augen verschließen kann. Ich bin nervös, was ich früher nie war. Anfangs war die Liebe zu dir wie ein Energieschub, jetzt saugt sie mich aus, macht mich verrückt und hässlich.
    Ich stehe vor einem Regal mit Putzmitteln und kann mich nicht entscheiden, welche Sorte Haushaltschwämme ich nehmen soll. Ich bin vollkommen ratlos, und schließlich kommen mir die Tränen, weil mich solche läppischen Fragen früher niemals tangiert haben, weil ich immer stolz darauf war, nicht zu jenen Hausfrauen zu gehören, die aus dem Haushalt eine Wissenschaft machen. Aber jetzt will ich alles richtig machen. Es ist meine Form der Abbitte. Ich bin dabei, meine Familie zu zerstören, aber sie sollen saubere Zimmer, saubere Bäder haben und jeden Tag ein wohl schmeckendes Essen auf dem Tisch. Als ob sie mir im Rückblick dann eher verzeihen würden, was ich vorhabe zu tun.
    In Wirklichkeit passiert das Gegenteil. Beide spüren meine seelische Abwesenheit, und sie bestrafen mich dafür, weil sie nicht verstehen, was in mir vorgeht. Und damit treiben sie mich zurück in deine Arme.
    Oder ist es ein ganz anderer Prozess der Entfremdung, einer, den ich gar nicht wirklich durchschaue? Manchmal, und du bist der Einzige, dem ich das sagen kann, habe ich regelrecht Angst vor meinem eigenen Mann, seinem starren Gesicht, seiner beherrschten Art, seinem trockenen, explosiven Gelächter, das nichts Lustiges, nichts Befreiendes hat. Mein Mann erzählt nichts. Wenn er redet, doziert er.
    Nie verliert er die Haltung - Contenance hätte es meine Großmutter genannt -, nie kommt es zum Streit zwischen uns, nie wird ausgesprochen oder wenigstens versucht, zu ergründen, was

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