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Untreu

Titel: Untreu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa v Bernuth
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Ich hab dann wieder versucht anzurufen. Aber nichts. Sie ist weg. Dann saß ich da und hab nachgedacht. Soll ich zu den Bullen gehen oder nicht?«
    »Und dann kamst du zum Ergebnis, ach nee, ist mir zu viel Stress.«
    »Nein. Ich wollte wirklich kommen. Ehrlich.«
    »Guter Plan. Hätte uns viel Arbeit erspart.«
    »Ja, Ihnen vielleicht. Ich sitze jetzt hier als Verdächtiger. Und wenn ich hier weggehe, werden Sie mich überwachen lassen.«
    »Mach dir keine Gedanken, für so was haben wir gar nicht die Leute.«
    »Keine Leute! Klar! Haha!«
    Es war zu Ende. Mona war müde und hungrig, und Farkas sah aus, als ob er jeden Moment vom Stuhl fallen würde. Sie mussten ihn gehen lassen. Sie hatten keine Handhabe, ihn länger festzuhalten, und bei der schwachen Indizienlage brauchten sie sich nicht mal um einen Haftprüfungstermin zu bemühen. Schon diese eine Nacht im Gefängnis war nicht koscher gewesen. Und sie hatten tatsächlich niemanden übrig, um ihn zu beschatten. So lange die MK3 den Mörder der kleinen Vanessa nicht hatte, gab es eine dreißigköpfige SoKo und keinen freien Mann für den Fall Belolavek.
    »Ich glaub ihm«, sagte Mona mit vollem Mund zu Kaiser. Sie saßen auf einem Mäuerchen vor dem Stamm-Döner des Dezernats 11. Wilhelm Kaiser verschlang sein zweites Kebab mit einer Geschwindigkeit, als wäre das seine erste Mahlzeit seit einer Woche.
    »Du glaubst ihm«, sagte er mit neutraler Stimme, nachdem er seinen Mund mit einer Papierserviette abgewischt hatte.
    »Ja. Na ja. Die Sache mit dem Garten ist komisch. Er hat gesagt, dass er den Garten im Fernsehen gesehen hat.
Ich sehe den Garten, alles total versaut. Sie war so stolz auf ihren Garten.
Ich meine, sie wird ihn doch nicht mit nach Hause genommen und ihm den Garten gezeigt haben, oder?«
    Kaiser grinste. Sein Kinn glänzte immer noch ölig. »Weiß ich doch nicht. Warum hast du ihn nicht gefragt?«
    »Ist mir zu spät eingefallen. Außerdem... Abgesehen davon...«
    »Und dennoch glaubst du ihm?«
    »Ja. Eigentlich ja.«
    »Darf ich fragen, wieso?«
    »Er hat sie geliebt. Das hat man gesehen.«
    »Mann, Mona. Du bist seit wann im Geschäft?«
    »Warte mal... zehn Jahre? Ja, mindestens. Warum fragst du das?«
    Kaiser nahm einen Schluck Cola aus der Flasche. Die Sonne schien heiß auf sie herunter, eine Gruppe türkischer Schülerinnen drängte an ihnen vorbei, der Verkehr dröhnte.
    »Also zehn Jahre. Ich bin jetzt seit sechzehn Jahren in der JSA. Und ich sag dir eins, da verlierst du alle Illusionen. Ist einfach so. Du magst die Jungs irgendwann, das schon, das gehört dazu. Die Jungs, die haben nämlich Charme. Die sind oft ganz schön pfiffig...«
    »Aber man kann ihnen nichts glauben, ich weiß schon. Aber in dem Fall...«
    »Mona, ich will gar nicht behaupten, dass die Jungs immer lügen wie gedruckt. Das tun sie nicht, warum sollten sie auch? Du verstehst nicht, was ich sagen will. Weißt du, die Jungs, die kommen aus unterschiedlichen Ländern, haben unterschiedliche Sitten und ich weiß nicht was.«
    »Aber?« Mona pickte mit einer Plastikgabel kleine Fleischstückchen aus ihrem Sandwich. Aus den beiden Hälften quoll weiße Joghurtsoße, und sie legte das Brot auf eine Serviette neben sich, damit es ihre Hose nicht voll tropfte. Kaiser reckte sein Gesicht in die Sonne. Mit geschlossenen Augen sagte er: »Aber trotzdem sind sie in gewisser Weise alle gleich.«
    »Das kannst du doch so nicht sagen...«
    »Hör doch auf, Mona! Diese Jungs, die haben keine Chance, von Anfang an nicht. Und warum? Weil sie null Frustrationstoleranz haben. Verstehst du, die fangen was an, sind total begeistert, und dann kommt der erste Rückschlag, und sie kneifen oder schlagen zu. Sie wollen alles - Kohle, Erfolg, Prestige, geile Karre, hübsche Mieze, tolle Klamotten - und zwar sofort.«
    »Das weiß ich, aber...«
    »Die kannst du nicht mit Visionen ködern à la: Wenn du dich hübsch anstrengst, dann gibt's in zehn Jahren vielleicht mal ein gebrauchtes Cabrio. Da hören die gar nicht hin. Die nehmen immer den schnellsten Weg. Und der schnellste Weg ist eine Bruch- oder Hehlerkarriere. Mit Knast als Endstation.«
    »Also, Willi...«
    »Wilhelm.«
    »Also, Wilhelm, das kann schon sein. Ich will dir da nicht dreinreden, und du hast da sicher deine Erfahrungen, aber ...«
    »Jemand wie Milan Farkas... Der erzählt dir alles, was du hören willst, weil das der einfachste Weg ist, wieder rauszukommen
. Ich hab sie wirklich geliebt, sie war die Einzige für mich, ich

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