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Untreu

Titel: Untreu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa v Bernuth
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haben dem Fall zu wenig Luft gegeben, das war nicht bloß deine Schuld.«
    »SoKo Vanessa...«
    Berghammer lächelte zum ersten Mal an diesem Morgen. »Wir haben ihn gestern Abend geschnappt. Bei den DNA-Reihenuntersuchungen war er dabei. SoKo Vanessa wird heute oder morgen aufgelöst. Jetzt hat dein Fall Hauptpriorität.«
    »Das ist...«
    »Aber mach das nie wieder, solche Extratouren. Und das mein ich ernst, Mädchen.«
    »Mach ich nicht. Aber dann muss sich was ändern.«
    »Was meinst du damit?«
    »Wir müssen alles probieren, alles. Wir müssen noch mal von vorn anfangen. Die Zeugen befragen und so weiter. Alles noch mal von vorn.«
    »Von vorn? Und dann?«
    »Einen dieser Insektenforscher. Er kann vielleicht den Todeszeitpunkt bestimmen. Ich will, dass wir einen von ihnen engagieren.«
    Berghammer und Fischer verharrten an den offenen Wagentüren und sahen sie an, als hielten sie sie für nicht ganz normal.
    Schließlich stieg Fischer ein. Berghammer blieb stehen. »Wie du meinst«, sagte er schließlich.

Kapitel 2
    Der Insektenforscher hieß Marko Selisch und war ein großer, dünner Mann, vielleicht Mitte dreißig, mit dichten, millimeterkurzen braunen Haaren. Seine unruhigen dunklen Augen schienen alles in Sekundenschnelle zu erfassen. Sein Händedruck war feucht und schlaff und rasch vorbei. Er schien keine Zeit verlieren zu wollen.
    »Wo ist der Tatort?«, fragte er, kaum dass er in Monas Büro Platz genommen hatte. Berghammer und Fischer lehnten am Fensterbrett, Mona saß Selisch gegenüber. »Vielleicht erst mal einen Kaffee?«, fragte Mona.
    »Nee danke, es sei denn, Sie haben koffeinfreien.«
    Mona hörte hinter sich ein Schnaufen. Wahrscheinlich kam es von Fischer.
    »Koffeinfrei?«, fragte sie. Warum trank man dann Kaffee?
    »Ja. Ich vertrage kein Koffein. Auch kein Tein. Ist übrigens das Gleiche, rein biochemisch betrachtet.«
    Die drei sahen ihn an wie einen Außerirdischen. Selisch kramte in einer verschossen aussehenden Aktentasche und holte einen Teebeutel hervor, der leicht nach Zimt duftete. »Yogitee«, sagte er. »Ohne Schwarztee. Irre bekömmlich. Gibt's hier heißes Wasser?«
    »Den Gang runter, dann rechts an der Kaffeemaschine«, sagte Berghammer trocken. »Wir warten hier.«
    »Was'n das für'n Blödmann?«, fragte Fischer, nachdem Selisch die Tür hinter sich geschlossen hatte.
    »Sein Charakter ist mir egal«, sagte Mona. »Hauptsache, er kann uns helfen.«
    »Das sind Zusatzkosten...«
    »Sei doch einfach mal ruhig. Gib ihm eine Chance. Wenn er nichts kann, war's den Versuch wert.«
    Die Tür ging auf, und der Insektenforscher kam mit einem dampfenden Plastikbecher zurück. Sein Gesicht, dachte Mona, war eigentlich nett. Nur auf den ersten Blick wirkte es so, als würde er normalerweise eine Brille tragen und hätte sie für diesen Anlass abgenommen: merkwürdig blind und ausdruckslos. Selisch setzte sich. Ein paar Sekunden sagte niemand etwas.
    »Der Tatort und die Leiche«, erinnerte Selisch. Er wirkte nicht im Geringsten verlegen. Wieder beugte er sich zu seiner Aktentasche und holte einen Schreibblock mit angeklemmtem Kugelschreiber heraus.
    »Was wollen Sie da wissen?«, fragte Mona.
    Selisch sah sie erstaunt an. »Na, alles eben. Wir können auch gleich zum Tatort fahren, dann ersparen wir uns diese Präliminarien hier.«
    Mona wusste nicht, was Berghammer und Fischer, die hinter ihr standen, taten. Vermutlich wechselten sie viel sagende Blicke.
Mona mal wieder. Konfrontiert uns mit einem präpotenten Vollidioten.
    »
Ich finde das gar nicht so schlecht«, sagte Mona. Jetzt war ohnehin schon alles egal. »Lasst uns hinfahren. Gleich.«
    »Es ist fünf vor drei. Konferenz«, sagte Fischer.
    »Dann leitest du die heute. Ich fahre mit Herrn Selisch zum Tatort. Martin, was ist mit dir?«
    »Konferenz«, sagte Berghammer. Seine Stimme zitterte leicht, ob aus Wut oder unterdrücktem Gelächter konnte Mona nicht sagen. Alle vier standen auf. »Geht das in Ordnung?«, fragte Mona Berghammer. »Ich meine, dass wir...«
    »Klar. Danach kommst du zu mir.«
    »Sicher«, sagte Mona. Sie mussten eben alles versuchen, es blieb ihnen nichts anderes übrig. Sie hoffte, dass Berghammer das genauso sah. Wenn nicht, dachte sie, wäre es an ihm, Gegenvorschläge zu machen. Den Fall zu den Akten legen konnten sie jedenfalls noch lange nicht. Abzuwarten, bis sie Farkas gefunden hatten, ging ebenfalls nicht. Ein gewisser Aktionismus war schon aus psychologischen Gründen notwendig.
    Farkas war in

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