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Untreu

Titel: Untreu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa v Bernuth
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seiner Wohnung nicht mehr aufgetaucht, auch nicht in seinem Billardsalon - nirgendwo. Niemand, der ihn kannte, hatte ihn seit dem vorvergangenen Abend gesehen. Niemand, außer Bauer, und der war zwar noch am Leben, aber...
    Wieder einmal ein Gedanke, den Mona lieber nicht zu Ende dachte. Bauer lag nun seit anderthalb Tagen in der Klinik auf der Intensivstation. Sein Zustand war weiterhin kritisch, sagten die Ärzte. Er war immer noch nicht ansprechbar.
    »Wir können«, sagte sie zu Selisch, der mit hängenden Armen vor ihr stand. Berghammer und Fischer hatten ihr Büro verlassen.
    Farkas war offensichtlich flüchtig. Und sie standen wieder da ohne irgendwas in der Hand.
    Zum zweiten Mal seit knapp zwei Wochen befand sich Mona in dem Garten, in dem - und diese fixe Idee wurde sie nicht los - alles Unglück der Familie Belolavek ihren Anfang genommen hatte. Der Himmel war einheitlich bleigrau und schien alle anderen Farben verschluckt zu haben. Im Vergleich zu den säuberlich gestalteten Nachbargrundstücken wirkte das der Belolaveks wie die Ausgeburt eines wahnsinnig gewordenen Landschaftsgestalters: Hügel und ausgehobene Gruben, umherliegende Grasnarben, verwüstete Beete und verwelkte Rosenstöcke, die achtlos aus dem Boden gerissen worden waren. Selisch schien für das Chaos kaum einen Blick zu haben. Sein Kopf war gesenkt, als habe er Witterung aufgenommen.
    »Wo ist der Fundort?«, fragte er.
    Mona ging voraus. Der nasse Boden schmatzte unter ihren Füßen. Selisch folgte ihr schweigend. Die Vermieterin des Hauses hatte sich bereits bei ihnen erkundigt, wann sie das Grundstück wieder in Ordnung bringen lassen konnte und wer für all den Schaden aufkommen würde. Wir geben Ihnen bald Bescheid, hatte Mona gesagt und in der nächsten Sekunde den Anruf vergessen. Viel konnte ihnen die Vermieterin im Moment nicht anhaben, denn die Miete wurde ihr immer noch in voller Höhe von den ansonsten gesperrten Konten Thomas Belolaveks überwiesen.
    Mona blieb vor dem fast vollständig zerlegten Gartenhaus stehen. Sie wies auf den mit Plastikplane sorgfältig abgedeckten Umriss, den die Leiche im Erdreich hinterlassen hatte. Selisch nickte und zog die Plane ab. Er zog eine Lupe aus der Tasche und kniete sich auf den Boden. Ein paar Minuten vergingen. Mona trat fröstelnd von einem Bein aufs andere.
    »Was machen Sie da?«, fragte sie nach einer Weile.
    »Das ist ja wohl unschwer zu sehen.«
    »Unsere Tatortleute haben hier jeden Fetzen mitgenommen und gecheckt«, sagte Mona verärgert.
    »Okay«, sagte Selisch, ohne sich aufzurichten. »Ich schätze, hier finde ich auch nichts mehr.« Er fügte immerhin nicht hinzu:
...weil ihr Dilettanten alles verdorben habt.
Schweigend untersuchte er weiter jeden Quadratzentimeter. »Das kann übrigens noch dauern«, sagte er zwischendurch zu Mona. »Wenn Sie was anderes zu tun haben, als auf mich zu warten - nur zu!«
    »Was suchen Sie eigentlich?«, fragte Mona stattdessen und übte sich in Geduld. Sie hatte diesen Mann hergeholt, er hatte ihr bereits am Telefon zu verstehen gegeben, wie glücklich sie sich schätzen konnte, dass er gerade jetzt sofort Zeit für sie habe - nun musste sie ihn auch nach seiner Methode arbeiten lassen.
    »Maden«, sagte Selisch, die Nase dicht über dem Boden. »Manche fallen von der Leiche ab und sterben an Ort und Stelle. Wie die hier, sehen Sie.« Er hielt eine Art Pinzette in die Höhe, mit der er ein weißliches wurmartiges Geschöpf festhielt. Selisch betrachtete sie durch eine Lupe, ließ sie dann in ein transparentes Plastiktütchen fallen, das er anschließend verschloss.
    »Calliphora«, sagte er. »Interessant. Lassen Sie uns jetzt mal zur Leiche fahren, und danach komme ich noch mal allein her, wenn's recht ist. Können Sie mir ein Auto besorgen, damit ich unabhängig bin?«
    »Sicher.«
    »Ich brauche auch ein Büro bei Ihnen. Ich muss eine Menge rumtelefonieren. Dann brauche ich eine Marke von der Mordkommission. Damit geht alles viel leichter.«
    »Okay. Wenn Sie mir sagen, was Sie jetzt vorhaben.«
    Selisch stand auf. Seine Gelenke knackten hörbar. »Wissen Sie, was ich an dem Job hasse?«
    »Nein.«
    »Die ständigen Knieschmerzen. Irgendwann gibt das eine Arthrose.«
    »Das tut mir Leid für Sie. Würden Sie mir jetzt sagen, was genau Sie vorhaben? Ich muss einen Bericht machen über Ihre Tätigkeit für uns. Die verlangen genaue Rechenschaft über alles.«
    »Sie sind gut. Die Polizei zahlt mir fast nichts für meine Arbeit, und dann

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