Unverhofft kommt oft
zählte.
Jetzt kam endlich Jenni aus ihrem Zimmer hervor, einen großen, schweren Karton in den Händen.
„So, das wär`s dann. In meinem Zimmer auf dem Tisch steht noch ein zweiter Karton, wärst du so lieb und würdest ihn holen?“, sagte sie zu Johnny.
Er tat, wie ihm befohlen und sie trugen die Sachen in seinen verrosteten Wagen, der vor dem Haus parkte.
Mrs. Robinson von unten schaute tratschfreudig aus dem offenen Fenster. „Hallo Mädels, wie geht es euch?“
„Alles bestens, Mrs. Robinson, danke. Und bei Ihnen?“, fragte Jenni.
„Meine Freundin Agnes hat sich die Brüste machen lassen, die linke ist ganz schief geworden“, berichtete sie frei heraus.
Johnny bekam große Augen und grinste.
„Die ist immer so“, klärte Sofia ihn auf. „Neulich hat sie vom Hodenpiercing ihres Liebhabers berichtet.“
„Na, dann ist das wohl völlig normal.“
„Bei uns im Haus leben viele beeindruckende Leute. Mrs. Robinson da, unten neben ihr Mr. Richards, der hat acht Pudel, die er dreimal am Tag Gassi führt, und oben neben uns“, sie zeigte die Treppe hoch, die sie gerade runtergekommen waren, „lebt ein alter Transvestit, Gertrude.“
„Gertrude?“ Johnny lachte.
„Ja, genau. Gertrude kommt manchmal rüber zu uns und zeigt uns neue Schminktipps. Auf der Hinterseite wohnen auch noch einige tolle Charaktere.“ Sie dachte an die alte Frau, die sie gezeichnet hatte, Mrs. Rossini.
„Da wird es bei euch sicher nie langweilig.“
„Niemals!“ Sie lächelte Mrs. Robinson an und sagte: „Dann wünschen Sie Ihrer Freundin und deren linken Brust alles Gute von uns.“
„Werde ich machen“, gab Mrs. Robinson zurück.
Johnny fuhr ab und streckte eine winkende Hand aus dem Fenster. Die Freundinnen sahen ihm hinterher und gingen dann hoch, um sich über die Brownies herzumachen.
„Weißt du was?“, sagte Sofia. „Ich brauche unbedingt mal wieder was Richtiges zu essen. Das ganze Gebäck hängt mir schon zum Hals raus.“
„Ach, ich finde es ganz lecker. Ich bin eine Naschkatze, das weißt du doch.“
„Ja, aber wenn du das alles auch noch den ganzen Tag lang vor dir hättest, würdest du irgendwann auch nicht mehr mögen. Weißt du was, wir bestellen uns heute mal `ne Pizza.“
„Echt? Hast du denn Geld?“
„Ich habe noch was übrig von dem Gehalt, das meine Mutter mir letzte Woche ausbezahlt hat. Viel war es nicht gerade. Sie denkt wohl, da ich zur Familie gehöre, mache ich das gerne für nix. Und wirklich dazu gekommen, Bilder an den Mann zu bringen, bin ich diesen Monat auch noch nicht. Der Job in der Bäckerei lässt mir keinen Raum für irgendwas anderes. Aber ein paar Dollar werde ich schon noch zusammenkratzen.“
Sie suchte in ihren Hosentaschen, während Jenni in den Sofaritzen nachsah. Zusammen sammelten sie gerade so viel zusammen, dass es für eine einfache Käsepizza reichte.
„Hoffentlich hörst du bald von Julian.“
„Ja, das hoffe ich auch“, sagte sie, und dabei dachte sie nicht nur an ihre Bilder.
Sie orderten eine große Pizza Margherita, der Pizzabote stand eine halbe Stunde später vor der Tür und hielt Sofia einen dampfenden Pizzakarton entgegen.
„Macht 11,80, die Dame.“
„Oh, ich bin eine Dame ?“, fragte Sofia lachend. „Bisher wurde ich heute nur als Idiot und als Schnecke bezeichnet. Dame ist doch mal eine nette Abwechslung.“
Der große, schlaksige Typ mit schulterlangen braunen Haaren, die er zu einem Zopf zusammengebunden hatte, lachte. „Ehrlich? Wer hat dich denn so bezeichnet?“
„Ach, Idiot hat mir heute Morgen so ein Typ im Bentley zugerufen, als ich die Straße mit dem Rad überquerte. Ich habe ihn wohl irgendwie nicht gesehen, war noch im Halbschlaf. Und Schnecke hat mich so `ne Meckerziege auf der Arbeit genannt, eine Kundin, die ich nicht schnell genug bedient habe.“
„Es gibt immer Meckerziegen“, sagte er und sie glaubte ihm aufs Wort. In seinem Job bekam er sowas wohl auch täglich zu hören.
Jetzt strahlte sie ihn an. „Auf jeden Fall danke ich dir fürs Freundlichsein.“
„Ebenso. Ich würde ja gern einen ganzen Abend freundlich zu dir sein, wenn du mir nur mal eine Chance geben würdest.“
„Ach, Lenny, das haben wir doch schon so oft durchgekaut. Du als Lieferant des wohl wichtigsten Nahrungsmittels in meinem Leben kannst einfach nicht mehr für mich sein als einfach nur das. Was, wenn es mit uns schiefgehen würde? Ich müsste für immer auf Pizza verzichten.“
Er sah sie spitzbübisch
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