Unverhofft kommt oft
lassen. Nichts und niemand könnte ihr dieses wunderbare Gefühl des Erfolges nehmen.
Kurz vor halb sechs bat Sofia, eine kurze Pause machen zu dürfen, um schnell zur Bank zu laufen. Sie wollte den Scheck noch heute einlösen und die Banken schlossen um sechs. Sie rannte freudig die Straße entlang, lächelte jeden fröhlich an und reichte der Bankangestellten mit zitternder Hand den Scheck.
840 Dollar. Sie wusste nicht, wann sie das letzte Mal so viel Geld auf einen Schlag bekommen hatte, wahrscheinlich nie. Ja, so könnte das ruhig weitergehen, sie hätte nichts dagegen. Das Geld gut verstaut, ging sie zurück zur Bäckerei, um die letzten zwei Stunden auszuharren, bevor sie nach Hause zu Jenni eilte, um ihr die gute Nachricht zu überbringen. Die würde aber Augen machen. Und sie wusste schon genau, wie ihre gemeinsame Abendgestaltung aussehen würde.
♥
Um Punkt sieben Uhr schlossen die Ladentüren. Heute machte Sofia sich nicht einmal die Mühe, sich umzuziehen. Mitsamt dem hässlichen Kittel schwang sie sich auf ihr Rad und fuhr nach Hause, wo sie die Treppen hoch und durch die Tür stürmte.
Jenni, die gerade an ihrem Arbeitstisch saß und eine Schale bemalte, sah erstaunt auf.
„Hallo Freundin!“, begrüßte Sofia Jenni. „Pack deine Sachen weg, wir gehen in den Supermarkt!“
„Aber es ist doch noch gar nicht Sonntag.“ In letzter Zeit waren sie immer sonntags einkaufen gegangen, da Sofia an allen anderen Tagen von morgens bis abends unterwegs war.
„Oh yes, Baby, heute ist aber so was von Sonntag für uns! Wir werden jetzt shoppen, aber so richtig, denn stell dir vor, Julian hat mein erstes Bild verkauft!“ Sie hielt Jenni die 840 Dollar unter die Nase.
„Oh Gott, ich glaube, ich falle gleich in Ohnmacht“, sagte sie und hielt sich eine Hand an die Stirn. „Wie viel ist das?“
„840 Dollar!“
„840 Dollar? Ich werd verrückt! Für ein Bild?“
„Jaaaa! Und die haben sich sogar darum gestritten! Und dann dafür geboten! Und das ist dabei herausgekommen. Also, los, wir gehen einkaufen!“
Das ließ Jenni sich nicht zweimal sagen. Sie ließ alles stehen und liegen und schnappte sich die Schlüssel vom Haken. In Windeseile und voller Tatendrang machten sie sich auf zum 24-Stunden-Safeway.
„Was wollen wir kaufen?“, fragte Jenni, als sie den riesigen Lebensmittelladen betraten.
„Was wir wollen. Heute kaufen wir alles, worauf wir Lust haben.“
Sie begann damit, einige Packungen Frühstücksflocken in den Wagen zu schmeißen, dazu Pop Tarts, Cracker, Chips, Toastbrot, Erdnussbutter, Marmelade, Nuss-Nougat-Creme, Orangen, grüne Äpfel, zwei Großpackungen Twizzlers, Twinkies, ein paar Tiefkühlpizzas, Käse, gekochten Schinken, Salami, Hot-Dog-Würstchen, dazu Hot-Dog-Brötchen, süßen Senf, Röstzwiebeln, den guten Heinz-Ketchup, Macaroni & Cheese-Fertiggerichte und eine Packung Eis Pops.
Die beiden Freundinnen fühlten sich wie im Schlaraffenland. Sie konnten die Sachen kaum nach Hause schleppen, so beladen waren sie. Mrs. Robinson stand wieder einmal am offenen Fenster und staunte nicht schlecht, als sie sie sah.
„Habt ihr einen Supermarkt überfallen, oder wie?“, fragte sie.
„Ja, genau das haben wir getan“, antwortete Sofia.
„Sie hat eins ihrer Portraits teuer verkauft“, flüsterte Jenni der neugierigen Nachbarin zu.
„Gratuliere, Liebes!“, wünschte sie Sofia. „Du kommst noch mal ganz groß raus.“
Das prophezeite sie schon ewig. Vielleicht hatte sie ja doch nicht so ganz falsch gelegen. Zumindest war das jetzt doch schon mal ein guter Anfang.
♥
In dieser Nacht lag Sofia noch lange wach im Bett, und das nicht nur, weil sie wegen der riesigen Fress-Orgie, die Jenni und sie zusammen veranstaltet hatten, noch immer Bauchschmerzen plagten. Eigentlich bekam sie kein Auge zu, weil sie immer nur an Julian denken musste. Warum nur? Er war eigentlich nicht ihr Beuteschema, auch wenn er ganz süß war, das musste sie zugeben. Aber eigentlich fuhr sie eher auf Bad Boys ab und nicht auf blondgelockte Surferboys. Doch da war noch immer diese Umarmung vom Mittag in ihrem Kopf. Es hatte sich so gut angefühlt, und sie hatte durch sein dünnes Hemd seinen stahlharten Körper spüren können.
Verdammt, so kannte sie sich sonst gar nicht, sie war doch niemand, der für irgendeinen Typen schwärmte, der ihr sogar schlaflose Nächte bescherte.
„Grrrr!!!“, sagte sie zu sich selbst und vergrub ihren Kopf ins
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