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Unvermeidlich

Unvermeidlich

Titel: Unvermeidlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Hinz
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T-Shirt wechselt.
    „Alles okay?“, fragt er, als er wieder bekleidet ist. „Wir sind eigentlich auf dem Sprung.“ Er drückt mich kurz an sich und lässt sich dann in dem Stuhl neben mir nieder. Paul setzt sich auf die Tischkante und sieht zu uns runter.
    „Lasst mich raten. Vermutlich auf direktem Weg ins Trudi’s ?“
    Jakob und Paul tauschen irritierte Blicke aus.
    „Ja, das war der Plan“, sagt Paul. „Gibt es ein Problem?“
    „Noch nicht, aber wenn ihr so weitermacht, dann bald schon. Ihr müsst dringend ein paar Stufen runterschalten, sonst dreht Kati komplett durch.“
    Und wieder die irritierten Blicke. Männer können so ahnungslos sein.
    „Was haben wir denn jetzt falsch gemacht?“ Mein Bruder geht gleich in Abwehrhaltung.
    „Ihr macht nichts falsch, nur von allem viel zu viel. Kati kann keinen Atemzug mehr tun, ohne dass ihr jemand den Blutdruck misst oder sie in irgendeiner anderen Weise verarztet. Sie ist völlig durch den Wind.“
    „Warum?“, fragen mich die Männer gleichzeitig und so laut, dass ich erschrocken zusammenzucke.
    „Weil sie gerade nicht weiß, wo vorne und hinten ist.“ Ich muss einmal tief durchatmen, um nicht auszuflippen. Männliche Ignoranz ist ab einem bestimmten Maß einfach nicht zu ertragen. „Sie macht sich Sorgen wegen ihrer Vorgeschichte. Ihr wisst beide, wann ihre Mutter diagnostiziert worden ist.“
    „Natürlich wissen wir das. Deswegen kümmern wir uns doch so um sie“, fährt mein Bruder mich von der Seite an. Paul legt ihm eine beruhigende Hand auf den Unterarm. Ihm scheint ein Licht aufzugehen. Gott sei Dank.
    „Ja, Jakob. Das ist auch wunderbar. Was ihr nicht merkt, ist, dass Kati ihre Männer braucht und die Väter ihres Babys. Sie will verdammt noch mal keine weiteren Ärzte. Sie ist nicht panisch, weil sie Angst hat, dass sie nicht genügend überwacht wird, sondern weil sie permanent kontrolliert und damit von euch ständig erinnert wird. Sie ist schwanger, nicht krank. Ja, sie sollte regelmäßiger untersucht werden als andere Frauen. Aber das ist nicht eure Aufgabe. Als Ärzte müsst ihr dringend einen Schritt zurücktreten, sonst macht ihr sie verrückt.“
    „Mama?“ Anna steht mit zitternder Unterlippe in der offenen Sprechzimmertür. „Nicht streiten.“
    „Es ist alles okay, Schatz.“ Ich strecke die Arme aus, in die sie sich sofort stürzt. „Wir streiten nicht, wir diskutieren nur.“
    „Aber ihr wart laut“, murmelt sie an meiner Brust. Sie ist so sensibel und stellt gleich ihre ganze Welt infrage, wenn Erwachsene einmal energischer werden. Glücklicherweise konnte ich jede Auseinandersetzung mit ihrem Vater bisher von ihr fernhalten.
    „Entschuldige, Anna. Wir wollten dich nicht erschrecken.“ Jakob legt ihr eine Hand auf die Schulter. „Wollen wir mal schauen, ob Rita noch ein paar von den Fruchtgummis in ihrer Schublade versteckt hat?“
    „Die Fledermäuse?“ Zaghaft hebt sie den Kopf.
    „Die Fledermäuse. Und ich glaube, ich hab da auch ein paar Kaugummilutscher entdeckt.“
    Er streckt Anna seine Hand entgegen, die sie nimmt. Sofort ist der Schreck vergessen und mein verteufelter Bruder hat einen Weg gefunden, sich dem Gespräch zu entziehen.
    „Aber nur eine Sache, Jakob. Ich wollte gleich mit ihr Pizza essen gehen.“
    „Das ist doch alles zuckerfrei“, ruft er mir nur über seine Schulter zu, als ob ihr das nicht den Appetit verderben könnte.
    Seufzend sinke ich in mich zusammen und reibe mir den Stress aus dem Gesicht. Eigentlich mische ich mich nicht in anderer Leute Angelegenheiten ein.
    „Bist du okay?“, fragt Paul und setzt sich auf den freigewordenen Platz neben mir.
    „Was? Ich? Ja, natürlich. Ich hätte besser meine Klappe gehalten. Es geht mich ja nichts an. Aber Kati war wirklich nicht gut drauf und ich wollte nur helfen.“
    „Hast du, Süße!“, sagt er und zieht mich an seine Schulter. Paul ist besonnener als mein Bruder und ich weiß, dass der größte Stress von Jakob ausgeht. „Er denkt darüber nach, selbst wenn er tut, als würden wir alles richtig machen. Ich bin froh, dass du Bescheid gesagt hast. Manchmal braucht es einen Außenstehenden, um einem die Augen zu öffnen.“
    „Ihr habt noch über ein halbes Jahr vor euch“, sage ich. „Und es wird nicht einfacher. Mich wundert nur, dass gerade er so reagiert, wo er das mit Eliana schon mal durchgemacht hat.“
    „Hat er eben nicht, Dani. Sie waren doch schon geschieden, als die Kleine entstanden ist und er hatte keine andere

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