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Unvermeidlich

Unvermeidlich

Titel: Unvermeidlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Hinz
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Chance, als den passiven Beobachter zu spielen.“
    Mein Bruder hat ein riesengroßes Herz und deswegen wohl auch immer das chaotischste Liebesleben, was man sich vorstellen kann. Aber das liegt anscheinend in der Familie.
    „So geht es nicht weiter.“
    „Das sehe ich“, gesteht Paul ein. „Ich werde ihn zurückpfeifen.“
    Mit einer hochgezogenen Augenbraue schaue ich ihn an.
    „Und natürlich werde ich mich auch selbst zurückhalten“, fügt er grinsend hinzu.
    Damit muss ich mich zufriedengeben und ich will nur hoffen, dass sie es sich zu Herzen nehmen.
    „Bevor ich es vergesse. Ich wollte dich fragen, ob ich mit Anna in der letzten Ferienwoche dein Ferienhaus haben kann. Vor der Einschulung möchte ich gerne noch eine Woche mit ihr weg.“ Dass Alex mitkommt, sage ich ihm nicht.
    „Jederzeit, Dani. Solange wir nicht da sind, darfst du immer den Schlüssel haben. Wären mehr Schlafzimmer vorhanden, dann natürlich auch mit uns zusammen.“
    „Danke, Paul. Du bist der Beste.“ Lächelnd drücke ich ihm einen Kuss auf die Wange.
    „Na, na, Schwesterherz. Muss ich eifersüchtig werden?“ Jakob steht mit Anna an der Hand in der Tür und sieht uns mit schief gelegtem Kopf an.
    „Keine Sorge, großer Bruder. Der gehört dir und Kati“, sage ich mit einem Zwinkern. „Aber um sicherzugehen, dass ihr Selbige nicht doch noch bei der Arbeit belästigt, geht ihr jetzt mit uns Pizza essen. Danach löse ich sie im Trudi’s ab, damit sie die Beine hochlegen kann.“
    Sein genervtes Stöhnen wird durch die Freudenschreie meiner Tochter übertönt. Und nur weil die sich so freut, wird er mir das natürlich nicht abschlagen.

16.               
    Seit wir unsere Affäre, oder was auch immer das ist, begonnen haben, ist es schwer, mich mit Alex‘ selbstverständlicher Anwesenheit in meiner Familie zurechtzufinden. Vorher war es zwar nicht einfach, doch seitdem ich ihn einmal nackt gesehen, seine Hände und seinen Mund auf mir und ihn in mir gespürt habe … Ich schweife ab.
    Aber ich kann es drehen und wenden, wie ich will, ich werde ihn nicht von mir und somit von Anna fernhalten. Das möchte ich auch gar nicht. Meine Tochter liebt ihren Onkel und das könnte ich ihr niemals vorenthalten. Selbst wenn das zwischen uns zerbricht, und das wird es sicher, müssen wir uns trotzdem für die Kleine zusammenreißen.
    Alex sitzt mit Bumblebee auf dem Schoß am Küchentisch und bereitet eine Spritze vor, während Anna danebensteht und interessiert zusieht. Leider haben wir ein Prachtexemplar von Katze erwischt, die jegliche Einnahme von Medikamenten verweigert und auch mit sanfter Gewalt heruntergezwungenen Pasten Sekunden später wieder hochwürgt. Zum Glück haben wir unseren Tierarzt, der nur für uns einen Hausbesuch zur Entwurmung macht.
    „Anna, willst du nicht lieber kurz in dein Zimmer gehen? Das musst du dir nicht ansehen.“
    Bumblebee ist noch völlig arglos und rollt sich entspannt zur Seite.
    „Quatsch, Mama. Das hab ich schon ganz oft gesehen, wenn ich Alex bei der Arbeit helfe. Ich bin doch kein Baby mehr.“
    Meinem skeptischen Blick begegnet er nur mit einem Schulterzucken. „Mach dir keine Sorgen, Mama. Für Kinder herrscht absolutes OP-Verbot. Außerdem keine Einschläferungen und Unfallopfer. Alles andere kann sie verkraften.“
    „Schließlich werde ich später auch Tierärztin“, verkündet meine Tochter selbstbewusst und wirft dabei in einer dramatischen Geste ihren geflochtenen Zopf über die Schulter. „Da kann man gar nicht früh genug anfangen.“
    Kürzlich wollte sie noch Reiterin werden und auf keinen Fall jemanden aufschneiden müssen.
    „Na ja, nach den Ferien fangen wir erst mal mit dem Lesen, Schreiben und Rechnen an. Für alles andere hast du noch viel Zeit.“
    Alex schüttelt den Kopf. „Unsinn!“, sagt er mit Nachdruck, zwinkert mir jedoch heimlich zu. „Allmählich muss ich doch mal meine Nachfolgerin einarbeiten. Schließlich hab ich keine eigenen Kinder und ich will das ja nicht ewig machen.“
    „Vielleicht ändert sich das irgendwann. Wenn du nur die richtige Frau findest.“ Dafür ernte ich ein böses Funkeln aus Alex‘ Richtung. Noch im selben Moment möchte ich mir auf die Zunge beißen. Zurücknehmen kann ich diese Worte nicht. Ich will ihm nicht wehtun, aber wie soll ich sonst darauf reagieren?
    Alex zeigt Anna, wo sie Bumblebee festhalten muss, damit er ihr ungestört die Spritze verabreichen kann. Die beiden sind ein eingespieltes Team und machen

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