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Unvermeidlich

Unvermeidlich

Titel: Unvermeidlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Hinz
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anfängt, lasse ich die beiden gewähren.
    Den Couchtisch achtlos beiseitegeschoben liege ich auf dem Boden vor der Couch und betrachte die Maserung der hässlichen, durchfallbraunen Holzdecke. Eigentlich war diese Wohnung nicht als Dauerlösung gedacht, weswegen ich mir nie die Mühe gemacht habe, die Decke neu zu machen. Schließlich sind wir aber doch hier hängen geblieben. Trotzdem kann ich mich immer noch nicht aufraffen, mehr als nötig, in die Verschönerung der Räume zu investieren. Es fühlt sich nicht wie ein Zuhause an und das wird es auch nach einer Renovierung nicht. Ich weiß nicht, ob ich außerhalb meines Elternhauses je das Gefühl eines Zuhauses haben werde. Bisher ist mir das nicht gelungen.
    Alex schleicht auf Zehenspitzen ins Wohnzimmer und schließt leise die Tür hinter sich.
    „Du weißt schon, dass du sie nicht in den Schlaf lesen musst? Sie ist 6 Jahre alt und sie schläft ohne Assistenz ein.“
    Verwirrt schaut er sich um, weil er mich noch nicht gesehen hat. Da die Sonne fast untergegangen ist, liege ich im Halbdunkeln und bin dadurch auf dem Boden nicht leicht zu entdecken.
    „Was machst du?“, fragt er verwundert, als er mich endlich entdeckt.
    „Mich erden.“
    „Dich erden? Seit wann so spirituell?“ Er nimmt sich ein Kissen von der Couch und lässt sich ächzend neben mich sinken. „Ich bin zu alt für so was“, grummelt er vor sich hin. Umständlich fummelt er sich das Kissen unter den Kopf und sieht mich dann abwartend an.
    „Ich bin überhaupt nicht spirituell veranlagt, aber manchmal braucht man Bodenkontakt, damit sich die Erde ein wenig langsamer dreht.“
    „Mit genügend Alkohol im Blut erreiche ich da eher den gegenteiligen Effekt.“
    „Jetzt machst du dich über mich lustig“, schmolle ich und verschränke die Arme vor der Brust.
    „Überhaupt nicht.“ Er dreht sich auf die Seite und stützt seinen Kopf auf die Handfläche. „Was kann ich tun, damit sich deine Welt nicht so schnell dreht?“ Mit der freien Hand löst er meine Arme und legt sie neben meinem Körper ab, als wäre ich eine Puppe. Er konnte es noch nie leiden, wenn ich ihm gegenüber eine ablehnende Haltung einnehme.
    „Nichts, Alex. Ich wünschte, du könntest, aber du kannst nichts tun.“ Ich greife nach seiner Hand und verschränke unsere Finger miteinander. Ehrlich gesagt, bin ich im Augenblick schon bereit fürs Bett, aber ich bin viel zu träge, um mich vom Boden zu erheben.
    „Können wir nur für einen Moment fantasieren, Ela?“
    „Was meinst du?“ Ich versuche, ein Gähnen zu unterdrücken, scheitere jedoch kläglich.
    „Was wäre, wenn alles einfach wäre? Wenn ich nicht einfach nur ein Freund wäre? Welches Bild hättest du dann von uns beiden im Kopf? Wie würdest du dir die nächsten 2 Jahre vorstellen?“
    „2 Jahre? Das ist aber ganz schön weit vorausgedacht.“
    „Hey, ich werde nicht jünger und mit dem Ausprobieren bin ich längst durch. Ich weiß, was ich will.“
    Das macht er oft genug deutlich, aber das heißt noch längst nicht, dass er es auch haben kann.
    „Es macht doch keinen Sinn, den Gedanken zu vertiefen.“
    „Nur ein Mal, Ela. Für mich.“
    Er kann nicht wissen, wie sehr es mir wehtut, sonst würde er das nicht verlangen.
    „Ich will nur deine Hand halten dürfen.“ Langsam rolle ich mich auf die Seite und drücke mir die geballten Fäuste auf die Augenhöhlen, um die Tränen zurückzuhalten, doch es ist zwecklos. „Wie soll ich mir über eine eventuelle Zukunft Gedanken machen, wenn ich noch nicht einmal deine Hand halten darf, solange es jemand sehen könnte.“ Schluchzend krümme ich mich vor ihm zusammen und umarme meine Knie. Manchmal möchte ich mich einfach nur klein machen und so tun, als würde die Außenwelt nicht existieren. Aber wenn auf eine Sache im Leben Verlass ist, dann, dass man nicht dauerhaft vor der Realität flüchten kann.
    Alex schmiegt sich um meinen zitternden Körper und hält mich. „Ich liebe dich“, flüstert er in meine Haare.
    Das weiß ich, doch es reicht leider immer noch nicht.

20.              
    Ich hasse überfüllte Hallenbäder, aber da ich Anna seit Wochen versprochen habe, dass wir endlich mal wieder schwimmen gehen, habe ich mich an diesem Sonntagnachmittag ergeben. Eigentlich wollten wir ins Freibad, doch der erste Regentag seit langem hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Natürlich ist auch Alex dabei, auf Annas ausdrücklichen Wunsch hin. Für sie ist er schon längst ein

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