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Unwiderstehlich untot

Unwiderstehlich untot

Titel: Unwiderstehlich untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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Meister, vielleicht sogar einem Senatsmitglied, das es ablehnte, sie aufzugeben? Aber Meister tauschten ihre Bediensteten untereinander, und Mircea konnte den Mond vom Himmel reden, wenn er wollte. Genug Motivation vorausgesetzt, hätte er bestimmt etwas oder jemanden als Gegenleistung für die Frau gefunden.
    War sie vielleicht selbst Senatorin und hatte ihn zurückgewiesen? Die meisten Vampire sahen in Sexualität eine marktfähige Ware. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass eine Senatorin Mircea die kalte Schulter zeigte, wenn sich aus seinen Avancen eine wertvolle politische Allianz schmieden ließ. Vampire dachten fast immer in Begriffen von Gewinn und Verlust, selbst wenn es um intime Beziehungen ging. Eine Zurückweisung hätte nicht den geringsten Profit eingebracht.
    Damit blieb eine Möglichkeit übrig, und es war keine, die mir gefiel. Der Senat hatte letztens Verluste im Krieg erlitten. War es möglich, dass die Frau auf den Fotos zu den Opfern zählte? Stellte das Album eine Art Gedenkbuch dar, das Mircea für seine verlorene Liebe zusammengestellt hatte?
    Die Vorstellung, dass er Interesse an mir vorgegeben hatte, während er seit Jahrzehnten und vielleicht sogar seit Jahrhunderten um jemanden trauerte, tat sehr weh. Was dabei am meisten schmerzte, war der Umstand, dass es gar keiner Verführung bedurft hatte, um mich auf seine Seite zu ziehen. Ich war bereits auf seiner Seite gewesen. Er hatte es nur nicht bemerkt.
    »Was ist los?«, fragte François besorgt.
    Ich begriff plötzlich, dass ich ihr gar nicht mehr zugehört hatte und ganz damit beschäftigt gewesen war, über mein trauriges Liebesleben nachzudenken. Ich setzte mich auf und versuchte, ein neutrales Gesicht zu machen, doch François hob eine Braue. Mist. Es lag schon eine ganze Weile zurück, dass ich regelmäßig meinen Gesichtsausdruck kontrolliert hatte. Ich war aus der Übung geraten.
    »Nichts. Es ist nur… Ich weiß, wie du dich fühlst.« Das überraschte François. »Lord Mircea… ‘at er eine Frau?«
    »Keine Ahnung.« Ich stand auf und wollte mit einer unruhigen Wanderung beginnen, aber die blöden Stöckelschuhe taten meinen Füßen weh. »Ich weiß überhaupt nichts über ihn. Wir reden nie.« Ich sank aufs Bett zurück.
    »Pourqoui pas?«
    »In letzter Zeit ist er fast immer unterwegs in Senatsangelegenheiten. Und wenn ich ihn sehe, ist er geistig so sehr mit anderen Dingen beschäftigt, dass es mir schwer fällt, Beziehungskram zur Sprache zu bringen.« So was wirkte ein wenig banal neben Krieg, Politik und der drohenden Implosion der übernatürlichen Welt. Doch das alles hatte dazu geführt, dass ich mit jemandem verheiratet war – so sahen das die Vampire –, über den ich fast nichts wusste.
    »Du solltest mit ihm sprechen«, sagte François und sah zur Lampe hoch. Zum Glück für das Kasino war sie an der Decke festgeschraubt.
    »Ja.« Aber jedes Mal, wenn ich das versuchte, fanden wir uns bei etwas anderem wieder, nur nicht bei einem Gespräch. Ganz zu schweigen davon, dass ich keinen blassen Schimmer hatte, wie ich das Thema einer möglicherweise vor kurzem verschiedenen Geliebten – oder was auch immer sie war – anschneiden sollte.
    François hob erneut eine Braue und setzte zu einer Erwiderung an, aber ein Klopfen an der Tür rettete mich. Sie warf die Hände hoch, drehte sich um und öffnete die Tür mit einem Ruck. Randy stand da und wirkte verlegen, soweit das jemandem möglich war, der eine hautenge schwarze Jeans und ein dazu passendes Muskelshirt trug. Ich dachte wenigstens, dass es ein Shirt war. Es hätte auch aufgemalte Farbe sein können.
    »Was machst du ‘ier?«
    Er zuckte mit den Schultern, was viele Muskeln in Bewegung brachte. »Ich dachte, ich könnte dir beim Umzug helfen. Wohin auch immer du umziehst«, fügte er schnell hinzu, als sich Françoises Miene verfinsterte.
    »Das ‘aben wir noch nicht entschieden«, entgegnete sie mit recht gut gespielter Nonchalance.
    »Vielleicht kenne ich einen geeigneten Ort«, sagte ich und zwang meinen müden Körper vom Bett hoch.
    Einige Minuten später erreichten Randy, François, ihre Beute und ich die ehemalige Tiki-Bar im vierten Stock des Hotels. Vor kurzer Zeit war es dort zu einem Brand gekommen, und es fanden noch immer Renovierungsarbeiten statt. Die inzwischen wiederaufgebaute Bühne roch nach Lack, und der trockene Gips an den Wänden wartete noch auf Farbe. Es war vermutlich der einzige ruhige Ort im ganzen Hotel.
    Ruhe war auch der einzige

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