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Unwiderstehlich untot

Unwiderstehlich untot

Titel: Unwiderstehlich untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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sie zu einer Sklavenauktion ins Feenland gebracht. Einige Jahre hatte sie dort verbracht, dann die Chance zur Flucht genutzt und festgestellt, dass in unserer Welt vierhundert Jahre vergangen waren. Neben ihr sah Rip van Winkle ganz schön alt aus.
    »Meinst du das?«, fragte François und hob das Kabel. »Ja.«
    Es kam ebenfalls in den Beutel, und anschließend nahm sie sich ein Bild vor, das hoch an der Wand hing. Sie stieg aufs Bett, um es zu erreichen. »Es sind die anderen Frauen«, sagte sie und zog an dem Bild. »Isch ‘abe ihm gesagt, dass isch nicht Teil eines… Wie sagt man, wenn ein Mann ‘at viele Frauen?«
    »Harem.«
    »Oui. Ich will nicht zu einem ‘arem gehören!«, sagte François und zog mit ganzer Kraft. Das Bild löste sich von der Wand, flog durchs Zimmer und schlug eine Delle in die Tür. François sprang vom Bett herunter und begutachtete den Schaden. Der Rahmen schien ein wenig schief und wacklig zu sein, aber offenbar bestand das Bild die Prüfung, denn es wanderte in den Beutel.
    »Ich kann mir vorstellen, wo das zu einem Problem führt«, sagte ich. »Er muss einen Inkubus füttern.«
    »Isch habe ihm gesagt, werd das Ding los.« François machte eine dieser wilden französischen Gesten, die alles und nichts bedeuteten. »Aber non, ›Er hat mein Leben verändert‹«, ahmte sie nach.
    »Vielleicht stimmt das«, erwiderte ich vorsichtig. »Casanova holt viele seiner Jungs aus kleinen Städten, wo es kaum eine Zukunft für sie gibt.«
    »Jetzt ist er ‘ier«, sagte François mit Nachdruck. »Er braucht das Ding nicht mehr. Isch glaube, es sind die anderen Frauen, die er nicht will aufgeben!«
    Ich suchte nach geeigneten Worten, aber in meinem Kopf herrschte ein zu großes Durcheinander – alles schien außer Kontrolle geraten zu sein. Gedanken und Gefühle, mit denen ich mich nicht näher beschäftigen wollte, bahnten sich immer wieder einen Weg nach vorn. Ich fragte mich, ob Mircea jetzt ebenso empfand, da wir nicht mehr durch einen Zauber verbunden waren. Begehrte er andere Frauen? Hatte er bereits eine?
    Er stammte aus einer Epoche, in der es für Leute wie ihn gang und gäbe gewesen war, eine Ehefrau zu haben, die Gastgeberin spielte, und eine Mätresse für andere Spiele. Ich hatte nie gehört, dass jemand eine langfristige Beziehung in Zusammenhang mit Mircea erwähnt hatte, aber ich war in dieser Hinsicht auch nicht besonders neugierig gewesen. Und ich hatte ihn nie an seinem Hof in Washington State besucht. Obwohl er meine Existenz entdeckt hatte, als ich elf Jahre alt gewesen war, nach einem Anruf von Raffael, seinem Verbindungsmann an Tonys Hof.
    Mircea war Tonys Meister, was ihm nach dem Gesetz der Vampire erlaubte, Anspruch auf mich zu erheben. Vielleicht hatte er gehofft, dass ich das Amt der Pythia erben und den Vampiren zum ersten Mal Gelegenheit geben würde, diese Art von Macht zu kontrollieren. Wenn das nicht klappte, war ich zumindest eine echte Hellseherin, und die gab es nicht wie Sand am Meer. Trotzdem hatte er beschlossen, mich an Tonys Hof aufwachsen zu lassen und nicht an seinem eigenen.
    Als Grund hatte ich immer seine Absicht vermutet, mich vor dem Kreis zu verbergen. Die Magier hatten besitzergreifendes Interesse an magischen Anwendern im Allgemeinen und Hellsehern im Besonderen, und sie hätten Mircea Scherereien machen können. Tonys Hof bekam weitaus weniger Aufmerksamkeit und bot deshalb mehr Sicherheit. Aber jetzt fragte ich mich, ob es vielleicht noch einen anderen Grund gab.
    Einen mit schönen dunklen Augen.
    Ich stöhnte und hob den Arm vor die Augen. Verdammt! Wenn es um Mircea ging, gab es immer nur Fragen, nie Antworten. Das ging mir immer mehr gegen den Strich.
    Ich hatte Kopfschmerzen, der Rest des Körpers tat ebenfalls weh, und ich wollte einfach eine Zeitlang an nichts mehr denken. Doch etwas an diesen Fotos ließ mir keine Ruhe. Plötzlich begriff ich, dass Mircea auf keinem davon zu sehen gewesen war, was mir angesichts der großen Anzahl der Bilder seltsam erschien. Und wenn ich mich recht entsann, hatte die Frau nicht ein einziges Mal in die Kamera geschaut.
    Was ließ sich daraus schließen? Hatte er jemanden bezahlt, damit er Fotos für ihn machte und die Frau im Auge behielt? Warum? Weshalb schnappte er sie sich nicht einfach, wenn er so hingerissen von ihr war? Warum musste ein Meistervampir jemandem nachstellen?
    Mir fielen einige Möglichkeiten ein, aber keine von ihnen erschien mir wahrscheinlich. Gehörte die Frau einem anderen

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