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Unwiderstehlich untot

Unwiderstehlich untot

Titel: Unwiderstehlich untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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was.«
    »Ja, jede Menge Geschmacklosigkeit.«
    »Im Gegensatz zum Rest des Hotels?«
    »Es ist in Ordnung«, sagte Mircea und trat über einen Boden, der aus Scheunenholz zu bestehen schien.
    Casanova ging zur Wand und betätigte einen Schalter. Ein Motor summte leise, und was nach einer massiven Wand aussah, wich langsam zur Seite. Dahinter kam ein großer Balkon zum Vorschein. Das lange, dunkle Rechteck eines Infinity Pool reflektierte das glitzernde Panorama des Strip. Na schön, für eine solche Aussicht konnte man über das Dekor hinwegsehen.
    Abgesehen von der eigentlichen Suite wies das Penthouse noch drei zusätzliche Schlafzimmer auf, und eins davon war für Rafe reserviert. Marco und einer der Wächter aus dem Foyer begleiteten ihn dorthin und stützten ihn, ohne dass es zu sehr auffiel. Ich bezweifelte, dass Rafe in seiner Situation noch großen Wert auf Würde legte. Als er den Kopf hob und sich benommen umsah, waren seine Lider schwer und der Mund angeschwollen.
    »Brauchst du was?«, fragte ich und folgte ihnen ins Schlafzimmer. Ich bekam keine Antwort. Rafe war im Reich der Träume, kaum lag sein Kopf auf dem Kissen.
    »Eine Wiedergeburt für sich genommen ist schon schwer genug«, sagte Marco und sah mein Gesicht. »Und dann noch all die Verbrennungen… Er wird eine Weile hinüber sein.«
    »Aber er erholt sich doch, oder?«
    »Er hat den Vorgang überlebt, ja. Er sollte auch den Rest überstehen.«
    Ich blickte auf Rafe hinab. Er hatte tiefe Ringe unter den Augen, und einige Locken hingen in seiner Stirn. Die Hände und Arme auf dem Laken sahen dünn und fragil aus. Er machte keinen guten Eindruck auf mich. »Wir brauchen eine Krankenschwester«, sagte ich.
    »Wir sind durchaus imstande, uns um einen von uns zu kümmern«, erwiderte der Wächter. Er gehörte zu denen, die mich im Lift angestarrt hatten. Er schien mich nicht besonders sympathisch zu finden.
    »Da bin ich sicher«, sagte ich und versuchte, freundlich zu bleiben, obwohl meine Nerven schon seit Stunden blank lagen. »Aber angesichts des Ausmaßes seiner Verletzungen wäre es mir lieber, wenn er professionelle Hilfe bekommt.«
    »Erklär es ihr«, forderte der Wächter Marco auf und achtete nicht mehr auf mich.
    »In der Unterkunft eines Senatsmitglieds sind keine unbefugten Personen zugelassen«, sagte Marco. »Dazu gehören auch Krankenschwestern.«
    »Dann holen Sie eine befugte!« Ich spürte das Pulsieren einer Ader in meiner Schläfe und wandte mich an den Wächter. »Vielleicht sollte ich froh sein, dass Sie mich wenigstens ›sie‹ nennen und nicht ›es‹ oder was weiß ich, aber normalerweise gilt es als höflich, jemanden anzusehen, wenn man mit ihm spricht.«
    »Cassie…«, begann Marco.
    »Rafe wäre fast gestorben, Marco! Er braucht richtige Pflege. Nicht jemanden, der zu sehr damit beschäftigt ist, blind irgendwelche Befehle zu…«
    Plötzlich riss mich jemand hoch, und ich sah in glitzernde goldene Augen, die einen hypnotischen Schlangenblick auf mich richteten. Der Wächter lächelte, aber es lag keine Wärme in seinem Gesicht. Die Augen blieben kalt, und das Lächeln wirkte zu amüsiert, außerdem auch noch ein wenig hungrig. Der Typ erinnerte mich an eine Katze, die ein kleines Tier in die Enge getrieben hat und sich auf den Moment des tödlichen Bisses freut.
    »Du willst, dass ich dich ansehe, Mensch?«, fragte er seidenweich. »Mit Vergnügen.« Und die Luft im Zimmer wurde elektrisch.
    Inzwischen hatte ich so etwas oft genug erlebt, dass ich keinen Schock erlitt und erstarrte. Einige der Vampire bei Tony hatten sich einen Spaß daraus gemacht, Menschen zu erschrecken, wenn es nichts Besseres zu tun gab, und im Lauf der Jahre hatte ich das eine oder andere gelernt, um damit zurechtzukommen. Doch der Stärkste von Tonys Gorillas war nicht annähernd so stark gewesen wie dieser Meistervampir.
    Trotz der Tricks, die mir früher geholfen hatten, bei klarem Verstand zu bleiben, breitete sich Benommenheit in mir aus. Es schien schnell dunkler zu werden, als betätigte jemand einen Dimmer. Erstickende Finsternis wogte heran und drang mir in die Lungen, wodurch mir das Atmen immer schwerer fiel. Die einzigen hellen Punkte waren zwei Augen, das Weiße in ihnen von Scharlachrot durchzogen und die Pupillen schwarz – vom goldenen Glanz war kaum mehr etwas übrig. Ich dachte nur noch daran, dass Nietzsche recht hatte: Manchmal, wenn man in den Abgrund starrt, starrt der Abgrund zurück.
    Jemand hatte mir die Hand auf den

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