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Unwiderstehlich untot

Unwiderstehlich untot

Titel: Unwiderstehlich untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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Respekt mangelt, werden sie reagieren.«
    Ich schluckte. Eigentlich war ich derzeit zu erschöpft für eine Lektion, aber ich wusste auch, dass ich sie vermutlich brauchte. Bei Tony war abgesehen von ihm selbst und Rafe niemand so alt gewesen. Und wenn ich genauer darüber nachdachte… Tony war in Hinsicht auf seine Würde recht empfindlich gewesen. Ich hatte immer geglaubt, dass es an seinem enormen Ego lag, und vielleicht stimmte das. Oder es gab noch einige Dinge in Bezug auf Vampire, die ich nicht verstand.
    »Es tut mir leid«, sagte ich leise. »Ich wusste nicht…«
    »Ja, das ist mir klar. Aber das sind Dinge, über die Sie nachdenken sollten. Denn wissen Sie, was Nicu jetzt denkt? Er fragt sich, ob die Respektlosigkeit der Frau des Meisters ein Zeichen dafür ist, dass er Mirceas Gunst verloren hat. Er fragt sich, ob er bald einen neuen Herrn bekommt – schon wieder – und an einen anderen Hof geschickt wird, wo er die nächsten fünfzig Jahre damit verbringen muss, sich mühevoll nach oben zu arbeiten, in eine Position des Respekts. Wenn er so lange überlebt. Er fragt sich, ob das Beil fällt.«
    Ich starrte Marco betroffen an. »Ich rede mit ihm und erkläre alles…«
    Marco rollte mit den Augen. »Ja, das wäre echt super. Lassen Sie nur, Cassie. Ich rede mit ihm und sage ihm, dass Sie es nicht besser wussten. Aber Sie müssen begreifen, dass sich die Situation verändert hat. Sie sind keine kleine Hofschranze, um die sich niemand schert. Die Leute achten darauf, was Sie sagen, und deshalb sollten auch Sie darauf achten.«
    »Ja«, murmelte ich und fühlte mich ungefähr fünf Zentimeter groß. Lieber Himmel, konnte dieser Tag noch schlimmer werden?
    »Ich bin nicht besonders gut geeignet, Ihnen das alles zu verklickern«, sagte Marco und verzog kurz das Gesicht. »Sie brauchen einen Lehrer, und keinen von den Provinzlern, mit denen Sie es bisher zu tun hatten…«
    »Ihr könnt ruhig reinkommen!«, rief Sal aus dem Wohnzimmer. »Es ist nicht etwa so, dass im Flur ein privates Gespräch möglich wäre, das niemand hört. Und wir Provinzler würden gern den einen oder anderen Diskussionsbeitrag leisten.«
    Großartig.
    Casanova war nicht mehr da, als wir das Wohnzimmer betraten. Vermutlich hatte er sich mit der Absicht auf den Weg gemacht, das Chaos im Hotel zu organisieren. Alphonse, Sal und Mircea hatten auf Kuhleder Platz genommen. Mircea und Sal saßen an den beiden Enden des gleichen Sofas, mit einer Mahlzeit in Form eines jungen blonden Mannes zwischen sich. Damit blieb mir und den Jungs die andere Couch. Darauf zusammenquetschen mussten wir uns nicht – das Ding war fast drei Meter lang.
    Sal und Alphonse bedienten sich an der grässlichen Bar, und Mircea beendete sein Dessert. Ich erkannte den jungen Mann als jemanden aus Casanovas Truppe; normalerweise arbeitete er beim Empfang. Wir hatten einige Schichten zusammen hinter uns gebracht, und er schenkte mir ein schiefes Lächeln, als er ein wenig schwankend auf die Beine kam. Einer der Wächter brachte ihn und den Hauptgang, eine gut zwanzig Jahre alte Brünette, zurück ins Foyer.
    Erstaunlicherweise wirkte Mircea auch nach dieser üppigen Mahlzeit müde. Halb zusammengesackt saß er da, die gefalteten Hände auf dem Bauch und den Kopf nach hinten geneigt. Für jemand anders wäre es eine normale Haltung gewesen, insbesondere nach einem anstrengenden Tag. Aber Mircea entspannte sich nicht. Er war immer in eine Aura knisternder Kraft gehüllt, doch die fehlte jetzt.
    Ich starrte ihn an und versuchte, mich auf seine Augen zu konzentrieren und nicht auf die Erschöpfungsfalten in ihrer Nähe. Mircea und Erschöpfung, das passte nicht zusammen. Er konnte auch nicht krank oder verletzt sein. Es gehörte zu dem Paket, das ihn für mich so attraktiv machte, schon als Kind. In einer Welt, in der sich ständig alles veränderte und immer wieder Leute starben, war Mircea stabil, stark und ewig.
    Aber das stimmte nicht.
    Was bedeutete, dass ich eines Tages auch ihn verlieren konnte.
    Ich gestand mir ein: Das war der Hauptgrund dafür, warum ich ihn nicht noch näher an mich herankommen lassen wollte, als er es bereits war. Jemanden zu haben, brachte sofort die Gefahr, ihn zu verlieren. Ich hatte es immer wieder erlebt. Es war leichter, nichts zu wollen, weder von Mircea noch von sonst jemandem.
    Wollen, brauchen… Beides lag dicht beieinander, und etwas zu brauchen und es nicht zu bekommen – das tat weh.
    »Cassie?« Mircea sah mich seltsam an. Ich

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