Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)
den Ärmel seines Hemdes zurück. »Du solltest doch Jungfrau sein, schon vergessen? Man rechnet damit, Blut zu sehen.«
Clarinda zuckte zusammen, als er eine Faust machte und sich mit der Klinge kurz über die Innenseite seines Unterarmes fuhr. Er schlug eines der Laken an ihrer Hüfte zurück und presste mehrere Tropfen Blut aus der flachen Wunde auf den Diwan, ließ sie in einem überzeugenden Muster auf die lavendelfarbenen Laken fallen.
»Wir wollen nicht, dass es wie der Schauplatz eines Mordes aussieht«, erklärte er. »Wir wollen nur Farouk davon überzeugen, dass du ihm von Anfang an die Wahrheit gesagt hast.«
»Sodass er mich, wenn er mich in sein Bett holt, nicht erdrosselt?«, erkundigte sie sich düster.
Ash zog seinen Ärmel zurück, um den Schnitt zu verbergen, und schob den Dolch wieder in seinen Stiefelschaft. »Ich habe nicht vor, ihn irgendetwas davon tun zu lassen. Dass er uns hat einsperren lassen, mag meinen ursprünglichen Plan ruiniert haben, aber wenn ich in den vergangenen Jahren etwas gelernt habe, dann dass man immer auf alles gefasst sein sollte. Nachdem du jetzt entjungfert worden bist und damit verdorben – wenigstens in Farouks Augen –, wird er vielleicht eher geneigt sein, dich gehen zu lassen. Besonders wenn ich großmütig anbiete, dich ihm abzukaufen.«
»Womit denn?«, fragte sie ungläubig.
»Mit dem Geld, das Max mir gezahlt hat, um dich zu retten. Ich werde Luca wegschicken müssen, den Scheck einzulösen. Es ist beileibe nicht so, als brauche Farouk noch mehr Geld, aber es ist als Geste vielleicht ausreichend, um seinen verletzten Stolz zu besänftigen. Besonders, wenn ich ihm erkläre, dass ich mich rettungslos in dich verliebt habe, was mir den Verstand geraubt hat und mein Urteilsvermögen vorübergehend zerstört hat.«
Trotz seines spöttischen Tonfalles schlug bei diesen Worten Clarindas dummes Herz schneller. »Ich habe wohl diese Wirkung auf Männer«, erklärte sie selbstironisch. »Das ist der Fluch, der auf mir liegt. Aber warum willst du deine kostbare Belohnung verschwenden? Trotz deines noblen Aktes der Selbstaufopferung letzte Nacht hätte ich nicht gedacht, dass du auf einmal etwas für Gotteslohn tust.«
Ash stand auf, hob eine Augenbraue und schaute sie an. »Ich bin sicher, Max wird mich entschädigen. Wie wir beide wissen, ist mein Bruder ein Mann, der seine Versprechen immer hält und seine Schulden zahlt.«
Damit drehte er sich um, ging zur Tür und ließ sie so betäubt zurück, als habe er ihrem Herzen den Gnadenstoß mit seinem Dolch gegeben. Einem Herzen, das ihm gegenüber noch schutzloser war als zuvor, nach der Nacht, die sie in seinen Armen verbracht hatte.
Er schwang die Tür auf; davor warteten zwei Haremswachen auf dem Flur. Einer von ihnen war Solomon, dessen freundliches Gesicht und ebenholzschwarze Augen so unergründlich wie immer waren; der andere war ein streng blickender älterer Eunuch, den Clarinda nicht kannte.
»Der Sultan hat befohlen, dass Sie ihm beim Morgenmahl Gesellschaft leisten«, unterrichtete der ältere Mann Ash. Er sah an Ash vorbei zu Clarinda, die noch zusammengekauert auf dem Diwan saß, und seine Nasenflügel bebten verächtlich. »Und die Frau auch.«
Obwohl Poppy fand, dass sie sich genauso gut noch einmal umdrehen und liegen bleiben konnte, stand sie auf. Pflichtschuldig begab sie sich in die Palastküche und holte sich den Korb mit Ktefa , trug ihn in den Garten zu der Stelle, von wo aus man den schönsten Ausblick aufs Meer hatte und wo sie und Farouk sich die ganze letzte Woche jeden Morgen getroffen hatten.
Die sanfte Brise war einem heißen trockenen Wind gewichen, der ihr in den von der durchwachten Nacht geschwollenen Augen brannte, das sonst so glatte Meer peitschte und versah die Wellen mit weißen Schaumkronen, die so unruhig und aufgewühlt wie ihre Gedanken waren.
Sie ließ sich auf die Bank sinken und stellte tief seufzend den Korb neben sich. Obwohl sie noch nichts gefrühstückt hatte, vermochte selbst der köstliche Duft der frisch gebackenen Ktefa sie heute Morgen nicht zu verlocken. War es erst gestern gewesen, dass Farouk ihren gekicherten Protest ignoriert und darauf bestanden hatte, Stücke von dem Zuckergebäck abzubrechen und sie mit den Leckerbissen zu füttern?
Sie wollte verzweifelt glauben, dass er gleich den Gartenpfad entlanggeschlendert kam, seine Gewänder um seine Knöchel wehten und in seinem Bart sein wunderbares Lächeln erschien. Aber Hoffnung war immer schon
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