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Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)

Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)

Titel: Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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eine Schwäche gewesen, die sich eine Frau wie sie kaum leisten konnte. Der Realität ins Auge zu sehen, machte es einfacher weiterzuleben und weiterzulächeln.
    Offenbar war Farouk nicht anders als alle anderen Männer auf der Welt. Er verschwendete lieber seine Zeit damit, sich nach einer Frau zu sehnen, die ihn niemals lieben würde, statt der Frau einen zweiten Blick zu gönnen, die das bereits mit ganzem Herzen tat. Sie war mehr als einmal in ihrem Leben als dummes Ding abgetan worden, aber erst jetzt fühlte sie sich auch so.
    Sie holte den ledergebundenen Gedichtband von Coleridge heraus, den sie in ihren Korb gesteckt hatte, und öffnete ihn. Vor ein paar Tagen hatten Farouk und sie Kubla Khan zu Ende besprochen, um sich daran anschließend dem himmlischen Genuss von Christabel zu widmen. Sie hatten ihre Brille abwechselnd aufgesetzt und einander die Strophen vorgelesen.
    Als Poppys Blick zu den letzten Zeilen von Coleridges unvollendetem Meisterwerk wanderte, war es nicht ihre eigene, sondern Farouks tiefe faszinierende Stimme, die sie im Geiste die Strophe lesen und der zeitlosen Schönheit der Vision des Dichters neuen Sinn verleihen hörte.
    Und es flutet so reich und voll die Freude
sein Herz, dass er am Ende nicht anders kann,
als auszudrücken seiner Liebe Übermaß
mit Worten ungewollter Bitterkeit.
Vielleicht ist’s nett zueinander zu zwingen
sich so vollkommen ungleiche Gedanken;
einen gebroch’nen Zauber zu verspotten
mit Falsch zu tändeln, das niemandem schadet.
Vielleicht ist es dienlich und nett,
bei jedem wilden Wort tief innen zu fühlen
ein süßes Zurückschnellen von Lieb’ und Mitleid.
    Eine einzelne Träne tropfte auf die Seite und ließ die Worte verschwimmen. Poppy schloss sacht das Buch und legte es beiseite, sie würde es niemals wieder aufschlagen. Sie zog das Seidentuch zurück, das die Ktefa bedeckte und suchte in dem verlässlichsten Trostspender, den sie kannte, Zuflucht. Sie stopfte sich ein großes Stück Gebäck in den Mund, aber es schien auf ihrer Zunge zu Sägemehl zu zerfallen, und statt honigsüß schmeckte es wie Bittermandel. Sie musste sich beherrschen, nicht zu würgen, sondern es herunterzuschlucken.
    Sie stand von der Bank auf und ging den Gartenweg zurück, kehrte dem Meer den Rücken, ließ Buch, Korb und alle ihre lächerlichen Träume zurück.
    Seit ihrer Ankunft im Palast von El Jadida war Clarinda eingeladen, überredet, umworben und umschmeichelt, verlockt und überzeugt worden. Farouk hatte sie höflich um den Genuss ihrer Gesellschaft ersucht, aber noch nie zuvor hatte er sie seine Macht spüren lassen, nie zuvor war sie von ihm zu sich bestellt worden. Sein herrischer Befehl, mit ihm zu frühstücken, war das erste Zeichen ihrer gesunkenen Stellung. Sie fürchtete, wenn Ash mit seinem Versuch, sie freizukaufen, keinen Erfolg hätte, würden sich diese Zeichen häufen.
    Nachdem ein anderer Eunuch Ash, dem erneut die Augen verbunden worden waren, fortgebracht hatte, offenkundig mit der Absicht, ihn für sein Erscheinen vor dem Sultan vorzubereiten, hatte Solomon geduldig draußen vor der Tür zu der Kammer gewartet, wo sie und Ash die Nacht verbracht hatten, während sie ein Bad nahm und die Kleider anlegte, die er ihr gebracht hatte.
    Sie sah an sich hinab auf die vielen Lagen verschiedenfarbiger Seide, die sie in weiten Falten einhüllten, während Solomon sie aus dem Zimmer brachte, und fragte sich, ob das ihr Totenhemd wäre.
    Sie konnte die neugierigen Blicke von Farouks Frauen und Konkubinen spüren, als Solomon sie durch den Hauptraum des Harems führte. War es nur ihre Einbildung, oder stand sogar in Yasmins schmalen Augen ein Anflug von wissendem Mitleid? Von der Sehnsucht getrieben, ein ehrlich mitfühlendes Gesicht zu sehen, schaute sie sich nach Poppy um, aber ihre Freundin war nicht da. Sie konnte nur hoffen, dass dies nicht ihre letzte Gelegenheit war, sich zu verabschieden. Wenn sie sich in eine tödliche Falle begab, dann würde sie am meisten bedauern, dass die weichherzige Poppy auf sich allein gestellt an diesem gnadenlosen Ort zurechtkommen musste.
    Farouk hatte sein Wort gehalten, indem er gestattet hatte, dass Ash eine Nacht mit ihr das Bett teilte. Aber was, wenn er den entsetzlichen Schlag, den Ash seinem Stolz versetzt hatte, nun rächen wollte? Sie zuckte zusammen, als die Türen des Harems sich hörbar und mit erschütternder Endgültigkeit hinter ihr und Solomon schlossen.
    Ein langer leerer Gang erstreckte sich vor ihnen.

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