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Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)

Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)

Titel: Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Jetzt, da sie den undurchschaubaren Eunuchen für sich allein hatte, war sie fest entschlossen, ihm ein paar Antworten zu entlocken.
    »Weißt du, was der Sultan mit uns vorhat?«, fragte sie.
    Er ging unbeirrt weiter ein Stück vor ihr, als sei jeder seiner Schritte von einem unhörbaren Trommelschlag geleitet.
    Sie seufzte. »Ich weiß, dass du mich hören kannst, Solomon. Es besteht kein Grund, etwas anderes vorzutäuschen.«
    Sie hätte ebenso gut an eine Wand reden können. Ihr Entsetzen und ihre Erbitterung wuchsen mit jedem Schritt. Die Tür am anderen Ende des Korridors ragte drohend vor ihnen auf. Wenn sie erst einmal hindurchgegangen waren, wären sie zurück in dem öffentlichen Teil des Palastes, wo man nicht einmal die Illusion von Ungestörtheit aufrechterhalten konnte.
    »Verdammt, Solomon. Ich bin es leid, ignoriert zu werden!« Mit zwei großen Schritten war sie bei ihm, fasste ihn von hinten an seiner Weste und hielt ihn fest, sie weigerte sich loszulassen, bevor er sie nicht zur Kenntnis nahm.
    Es schien, als habe sie endlich seine Aufmerksamkeit errungen. Er drehte sich langsam um, und seine Miene war so finster, dass sie seine Weste losließ und langsam rückwärts wich. Da er stets im Schatten zu stehen schien, so unverrückbar und verlässlich wie ein alter Schrank, hatte sie vergessen, wie hünenhaft er war. Er näherte sich ihr Schritt für Schritt, bis sie mit den Schulterblättern gegen die Wand stieß, was ein weiteres Entkommen unmöglich machte.
    Vielleicht wird Farouk mich doch nicht töten , dachte sie und bekämpfte den irren Drang zu kichern. Vielleicht hatte er Solomon damit beauftragt. Der Eunuch konnte ihr vermutlich mit einem Schlag seiner Pranke das Genick brechen, ohne dass es ihn in irgendeiner Weise anstrengte.
    Als vertraute er nicht darauf, dass sie wirklich allein waren, warf Solomon einen Blick über seine Schulter, ehe er sich vorbeugte und streng erklärte: »Ich habe gelernt, meine Zunge zu hüten, viele andere hier können das nicht.«
    Clarinda hatte diese Lektion nur zu gut selbst gelernt, als sie bei der Massage Ash für Solomon gehalten hatte und all diese peinlichen Geständnisse aus ihr herausgesprudelt waren.
    »Ist das der Grund, warum alle glauben, du seist stumm?«
    »Die Leute glauben, was sie glauben wollen«, antwortete er, und seine Stimme klang so melodisch wie beim ersten Mal, als sie sie gehört hatte. »Sie sehen, was sie sehen wollen, und hören, was sie hören wollen.«
    »Hast du zufällig gehört, was der Sultan mit uns vorhat?«
    »Nein. Aber ich weiß, dass es klug wäre, sehr vorsichtig zu sein. Selbst das sanfteste Tier kann nach einem schnappen, wenn es verletzt ist.«
    Clarinda berührte ihn am Arm. »Das ist nicht das erste Mal, dass du mir einen weisen Ratschlag gibst … oder mir Freundlichkeit erweist. Warum tust du das?«
    »Sie erinnern mich an jemanden, den ich kannte, als ich noch sehr jung war.«
    Sie betrachtete forschend seine ausdruckslose Miene, aber der rasierte Kopf und das faltenlose Gesicht machten es ihr unmöglich, sein Alter zu bestimmen. Er konnte zwischen dreißig und sechzig sein.
    Er hob eine Strähne ihres Haares von ihrer Schulter, ließ es durch seine ebenholzfarbenen Finger gleiten. »Sie war dunkel, wo Sie überall hell sind. Aber sie hielt ihre Schultern genauso stolz gereckt und hatte den gleichen unbeirrbaren Geist.«
    »Hast du sie geliebt?«, erkundigte sich Clarinda leise.
    Er richtete sich auf und verschränkte seine Arme vor seiner Brust. »In der Nacht, bevor wir heiraten sollten, kamen die Sklavenhändler in unser Dorf und haben mich verschleppt. Ich war jung und kräftig, und mein einziger Gedanke galt der Flucht, um zu ihr zurückzukehren. Daher habe ich mehr als einmal versucht zu entkommen, aber sie haben mich jedes Mal erwischt. Schließlich haben sie beschlossen, dass es nur einen Weg gäbe, mich von der Flucht abzubringen. Nachdem sie mit ihren Messern fertig waren, wusste ich, es gab keinen Grund, jemals zu ihr zurückzukehren.«
    Bei den schlichten Worten des Eunuchen zog sich Clarindas Herz vor Mitgefühl zusammen. »Du hast sie nie wiedergesehen?«
    »Sie war jung und schön. Ich hoffe, dass sie einen anderen Mann aus unserem Dorf geheiratet und viele wunderbare Kinder bekommen hat.«
    Kinder, die seine hätten sein sollen.
    » Wie du sie hassen musst«, erklärte sie mit leiser leidenschaftlicher Stimme. »Wie du sie alle hassen musst! Diejenigen, die dich versklavt haben, und die, die dich

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