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Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)

Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)

Titel: Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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vollen Lippen, und alles wäre verloren.
    Als ihr die Kapuze von ihrem Haar rutschte, unternahm Clarinda keinen Versuch, sie festzuhalten. Es wäre sinnlos gewesen. »Guten Abend, Yasmin«, sagte sie freundlich. »Ich bin gerade auf dem Weg zum Hammam, um ein Bad zu nehmen.«
    Yasmin warf ihren Kopf in den Nacken, wodurch ihr die prächtige Mähne in Wellen über den Rücken fiel. »Spar dir deinen Atem und verschwende ihn nicht für alberne Lügen, Eisprinzessin. Ich weiß, dass du mit deinem Liebhaber fliehen willst.«
    »Captain Burke ist nicht mein Liebhaber«, entgegnete Clarinda scharf und bemerkte ihren Fehler erst, als sich Yasmins Lächeln vertiefte.
    »Jetzt vielleicht nicht, aber er ist es früher gewesen und wird es auch wieder sein.«
    Diese Worte reichten, dass Clarindas Herz in der Brust einen hoffnungsfrohen Satz machte. Was völlig absurd war, da sie nie wieder die Geliebte irgendeines Mannes wäre, wenn Yasmin die Haremswachen rief. Weder sie noch Ash würden diesen Palast dann lebend verlassen.
    Sie fuhr mit einer Hand unter ihren Umhang und tastete mit den Fingern nach der Tasche mit dem Dolch. »Du bist schon zu lange hier in diesem Sündenpfuhl voller Intrigen eingesperrt, Yasmin. Du siehst geheime Stelldicheins und Verschwörungen, wo es keine gibt.«
    »Es bedarf keiner besonderen Fantasie zu sehen, was hier passiert.«
    Clarinda legte ihre Finger um den kühlen Griff des Dolches, und ihre Hand wurde sofort ruhig, wenn sie sich vorstellte, wie Ash mit verbundenen Augen zum Schafott geführt wurde, wo ein Henker mit einer schwarzen Stoffhaube über dem Kopf und einem Krummsäbel in der Hand ihn erwartete. Sie war schon einer Meute Korsaren nur mit einer Hutnadel bewaffnet entgegengetreten. Wenn eine dämliche kleine Konkubine sich einbildete, sie könne diese englische Eisprinzessin übertrumpfen, dann sollte sie besser noch einmal nachdenken.
    »Tu nichts Unüberlegtes«, sagte Yasmin, sichtlich beunruhigt von dem Ausdruck in Clarindas Augen. »Ich werde die Wachen nicht alarmieren.«
    Clarinda legte den Kopf schief, doch sie blieb weiterhin wachsam. Sie hatte diese berechnende Miene schon oft auf dem Gesicht dieser Frau gesehen. Yasmin gewährte keinen Gefallen, ohne einen Preis dafür zu verlangen. Es blieb nur abzuwarten, ob der Preis zu hoch wäre.
    »Ich werde die Wachen nicht alarmieren«, wiederholte Yasmin und zog sie nah genug heran, um zu flüstern: » Wenn ihr mich mitnehmt.«
    Clarinda starrte Yasmin mit offenem Mund an, während der Dolchgriff ihren vor Überraschung erschlafften Fingern entglitt und wieder in sein Versteck rutschte. »Du willst mit uns kommen? Warum denn? Ich dachte, du seist rettungslos in den Sultan verliebt?«
    »Das bin ich auch. Aber ich werde nie seine Ehefrau werden. Solang ich hierbleibe, werde ich nie die Ehefrau irgendeines Mannes sein. Kein Mann wird mich je so ansehen wie dein Captain dich anschaut.«
    »Er ist nicht mein …« Als Yasmin nur unverhohlen skeptisch eine rabenschwarze Braue hochzog, brach Clarinda ab. Sie versuchte noch, den Schreck über die unerwartete Forderung der Konkubine zu verarbeiten. »Warum sollte ich auch nur in Erwägung ziehen, dich mitzunehmen? Du hast seit dem Tag, als wir hier angekommen sind, nichts anderes getan, als Poppy und mich zu quälen. Statt uns dauernd lächerlich zu machen und uns bei jeder Gelegenheit in die Quere zu kommen, hättest du uns deine Freundschaft anbieten können, was andere Frauen im Harem ermutigt hätte, das Gleiche zu tun. Nenn mir nur einen guten Grund, warum ich dir jetzt helfen sollte.«
    »Weil ich, wenn du das nicht tust, so laut schreien werde, wie ich kann. Dann sterben alle, die du liebst.«
    »Das ist allerdings ein ausgezeichneter Grund.« Dennoch zögerte Clarinda weiter, hin und her gerissen zwischen dem verzweifelten Wunsch, zu Ash zurückzukehren, und ihrem Hass auf diese Frau.
    »Bitte.« Yasmin presste das Wort hervor, als sei es Gift. Sie starrte auf einen Punkt direkt über Clarindas rechter Schulter. »Ich flehe dich an.«
    Wenn man bedachte, dass die Konkubine noch stolzer war als Clarinda selbst, wusste sie, was genau diese Worte Yasmin gekostet haben mussten.
    Clarinda hatte die Macht, diese Frau vor einem Leben zu retten, das auch sie um Haaresbreite hätte führen müssen. Sie könnte diejenige sein, die jeden Tag älter und weniger begehrenswert wurde, während sie zusehen musste, wie Jüngere und Schönere ihren Platz im Herzen und im Bett des Sultans einnahmen.

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