Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)
Sie hätte als zahnlose Alte enden können, die schreckensstarre Jungfrauen für den Sultan vorbereiten und ihnen Opium und Aphrodisiakum verabreichen musste, damit sie ertragen konnten, was sie sich selbst einmal mehr gewünscht hatte als das Leben selbst.
Clarinda stieß einen erbitterten Seufzer aus. »Oh, um Himmels willen, jetzt erniedrige dich aber nicht. Hör auf zu betteln und komm mit!« Sie fasste die erstaunte Yasmin an der Hand und eilte mit ihr den Flur entlang. »Wir können den Captain nicht noch länger warten lassen!«
»Das ist aber nicht Poppy«, wandte Ash ein, als Clarinda und Yasmin in den Geheimgang kamen, wo er wartete.
Trotz bester Absichten konnte er nicht verhindern, dass sein Blick flüchtig über Yasmins prächtigen und zudem kaum verhüllten Busen wanderte, der sich unter ihren keuchenden Atemzügen beeindruckend hob und senkte. Man musste schon Eunuch sein, um diesen Anblick ignorieren zu können, und Clarinda wusste nur zu gut, dass Ash kein Eunuch war.
Sie verdrehte die Augen. »Poppy hat sich geweigert mitzukommen, weil sie glaubt, in Farouk verliebt zu sein, und Yasmin hat darauf bestanden mitzukommen, weil Farouk sie niemals lieben wird. Wenn ich nicht einverstanden gewesen wäre, sie mitzunehmen, hätte sie den gesamten Harem mit ihren Schreien aufgeweckt.«
»Ich könnte sie einfach mit einem Kinnhaken vorübergehend ausschalten«, bot Ash mit einem gnadenlosen Funkeln in seinen Augen an, was ihr einen Eindruck davon vermittelte, was für ein gefährlicher Gegner er auf dem Schlachtfeld sein musste.
Clarinda zur Seite schiebend, drängte sich Yasmin an ihn und bot ihm ihre geteilten Lippen an, als seien sie reife saftige Granatäpfel, allein zu seinem Genuss gepflückt. »Sie könnten mich auch einfach küssen, bis ich ohnmächtig werde.«
Clarinda packte Yasmin von hinten an ihrem Hemd und riss sie von Ash weg. »Versuch das noch einmal, und ich versetze dir höchstpersönlich den Kinnhaken.«
Ohne sich weiter um Yasmins Schmollmund zu kümmern, sah Ash Clarinda unter hochgezogenen Brauen an. »Für eine Frau mit zwei Verlobten haben Sie aber einen befremdlichen Hang zur Eifersucht, Miss Cardew.«
»Haben Sie es noch nicht gehört, Captain?«, fragte sie. »Inzwischen bin ich wieder bei nur einem Verlobten.«
Ash presste seine Lippen zu einer schmalen grimmigen Linie zusammen. »Wenn einer von uns die Hoffnung wahren möchte, ihn je wiederzusehen, sollten wir besser zu Luca stoßen, bevor er ohne uns aufbricht. Es sei denn, es gibt zufällig noch jemanden, den du dringend retten willst, während ich ohnehin gerade hier bin. Zwei oder drei weitere Konkubinen? Oder ein Tigerjunges vielleicht?«
»Du hast mir nicht gesagt, dass ich ein Tigerjunges mitnehmen könnte!« Clarinda tat so, als wolle sie zum Harem zurückgehen, sodass Ash sie am Ellbogen fassen und in seine Arme ziehen musste.
Trotz der ernsten Umstände sah er dem Jungen, der sie dabei ertappt hatte, ein Igeljunges in seinen Lieblingsbiberhut zu schmuggeln, so ähnlich, dass sie nicht widerstehen konnte, ihn anzulachen.
»Hüte deine Zunge, du unverbesserliche kleine Göre«, warnte er sie, »bevor ich gezwungen bin, mich selbst um sie zu kümmern.«
Nachdem sie für Yasmin einen Umhang aus dem Harem besorgt hatten, schlichen Ash, Clarinda und die Konkubine durch den mondhellen Garten. Sie achteten darauf, sich immer im Schatten der sich im Wind wiegenden Palmen zu halten. Jeder Schritt von ihnen, egal wie leise und verstohlen, schien wie ein Gewehrschuss zu hallen. Clarinda merkte, dass sie unwillkürlich den Atem anhielt und darauf wartete, dass jemand Alarm schlug, was ihr Verderben bedeuten würde.
Aber die friedliche Stille der Nacht wurde nur von dem Plätschern der Wellen vor der Festung und dem Wispern des Windes durch die Palmwedel unterbrochen. Nach einer Ewigkeit, die tatsächlich nur ein paar Minuten dauerte, erreichten sie schließlich das unbewachte Tor, an dem Ash sich mit Luca verabredet hatte.
Erst war nichts von Luca zu sehen, aber dann kam er hinter einem üppigen Hibiskusstrauch hervor, grinste wie ein Springteufel und jagte damit allen einen furchtbaren Schreck ein. »Warum hast du so lange gebraucht?«, wollte er wissen. »Ich bin fast eingeschlafen.«
»Wir mussten noch Poppy holen«, erklärte Clarinda.
Yasmin hatte natürlich den Umhang, den Clarinda für sie gestohlen hatte, vorn von oben bis unten aufgelassen, sodass ihre weiblichen Formen im Mondschein für Luca deutlich zu
Weitere Kostenlose Bücher