Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)
Augenblick irgendetwas anderes als das Schlimmste von mir denkst«, erklärte er, »aber Max zu heiraten ist deine einzige Hoffnung, den gesellschaftlichen Status zurückzugewinnen, den du vor deiner Entführung genossen hast.«
»Wer sagt denn, dass ich ihn genossen habe? Soweit ich mich erinnere, gab es unzählige entsetzlich langweilige und zudem steife Dinnergesellschaften, unvorstellbar einfallslose Teegesellschaften und furchtbar ermüdende Bälle. Mein einziges Amüsement bestand darin, mir vorzustellen, dass du bei einem dieser Anlässe durch die Tür geschlendert kämest und ich dich schneiden könnte.«
»Ohne den Schutz von Max’ Namen wird die gesamte Gesellschaft dich schneiden. Denk darüber nach, Clarinda. Du hast drei Monate eingesperrt im Harem eines Sultans verbracht. Für alle, die je › Der lüsterne Türke ‹ gelesen haben – und ich kann dir versichern, das haben weitaus mehr Leute gelesen, als es je zugeben werden –, unterscheidet sich ein Harem nicht wesentlich von einem Bordell in der Fleet Street. Was glaubst du, woran jeder einzelne Gentleman denken wird, wenn er dich anschaut?«
»Vermutlich an genau dasselbe wie du, wenn du mich ansiehst.«
Ash fluchte halblaut. »Dieses Mal wird dich der Reichtum deines Vaters nicht davor schützen können, dass die Gesellschaft dich verdammt. Die Männer werden in ihren Clubs Wetten darauf abschließen, welcher von ihnen der Erste sein wird, der dich in sein Bett holt, während ihre Ehefrauen und Töchter dich öffentlich meiden. Du wirst nie wieder in ihren Häusern willkommen sein, sondern wirst gezwungen sein, den Rest deines Lebens am Rande der guten Gesellschaft zu verbringen. Du hättest bessere Chancen, deinen guten Namen zurückzugewinnen, wenn du dich von einer Klippe oder einer Brücke stürzt. Wenigstens könnten sie dann über diese schlimme Tragödie seufzen, während sie dich insgeheim dafür bewundern, dass du den ehrenhaften Weg gewählt hast, um mit deiner ›Schande‹ umzugehen.«
»Und wenn ich deinen Bruder heirate, passiert das alles nicht?«
»Max ist nicht nur Erbe eines Herzogtums, sondern sitzt auch im Rat der Direktoren der Ostindien-Kompanie. Manche der mächtigsten und einflussreichsten Männer Englands stehen in seiner Schuld. Mit dem Earl of Dravenwood als Ehemann wird sich ihre Verachtung auf geflüsterte Bemerkungen hinter geschlossenen Türen beschränken. Und wenn Max erst einmal in den Viererrat aufgestiegen ist, werden sie noch nicht einmal das wagen. Aus Angst, er könnte ihren Ruf und ihr Vermögen zerstören, werden sie sich nicht trauen, deinen Namen respektlos auszusprechen.«
»Ach so! Du lässt mich also nur zu meinem eigenen Besten gehen. Wie überaus edelmütig von dir!« Clarinda zwinkerte ihm zu. »Mach dir keine Sorgen. Ich werde es Poppy und auch den Klatschblättern nicht weitererzählen. Ich würde nur sehr ungern deinen Ruf ruinieren, wo du dich doch so darum bemühst, meinen zu wahren.«
Ash stemmte sich die Hände auf die Hüften und musterte sie finster. »Weißt du, du hast dich kein bisschen geändert. Du bist genauso unmöglich, wie du es als kleines Mädchen warst.« Er schüttelte den Kopf und wandte sich zum Gehen.
Panik wallte in Clarindas Herz auf. Sie hatte nichts mehr, was sie ihm noch bieten konnte. Nichts, was ihn dazu bewegen konnte zu bleiben. Er hatte sich bereits alles von ihr genommen.
»Es wäre vermutlich am besten, wenn wir uns bemühen, alle unsere Feindseligkeiten aus der Vergangenheit zu vergessen, ehe wir das Lager des Earls erreichen«, schlug sie vor. »Schließlich wirst du bald schon mein Schwager sein. Vielleicht kannst du sogar eines Tages eine Schwester in mir sehen.«
Ashs Schritte wurden langsamer.
»Ich hoffe nur, du weißt, dass du jederzeit in unserem Heim willkommen sein wirst. Du kannst zu Weihnachten und zu Mariä Lichtmess zu Besuch kommen. Du kannst während der Saison in unserem Stadthaus in Mayfair wohnen, zur Taufe unserer Kinder erscheinen.«
Ash wurde noch langsamer.
»Ich vermute, du wirst einen ausgezeichneten Onkel abgeben, und deine Nichten und Neffen werden dich abgöttisch lieben. Die meisten Kinder finden einen Erwachsenen mit einem Hang zur Unartigkeit unwiderstehlich. Du wirst sie sicherlich mit Geschichten über all deine gefährlichen Reisen und deine wagemutigen Abenteuer unterhalten, wobei du natürlich die übleren Teile auslässt, um ihre zarten jungen Seelen nicht zu verderben.« Als die Entfernung zwischen ihnen
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