Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)
wuchs, sprach sie immer schneller. »Vielleicht kannst du dir sogar vorstellen, mit uns zu unserer Hochzeit nach England zu reisen. Ich bin überzeugt, es würde Maximillian mehr freuen, als du ahnst, seinen Bruder als Trauzeugen zu haben.«
Ash blieb kurz wie erstarrt stehen, dann schüttelte er den Kopf und ging weiter.
Clarinda hatte sich fest vorgenommen, sie würde dieses Mal weder betteln noch weinen, aber sie hatte keine Kontrolle über die wütenden Tränen, die ihr in die Augen schossen. »Ich nehme an, es sollte mich nicht überraschen, dass du wieder fortläufst«, rief sie ihm nach. »Schließlich ist fortzulaufen das, worin du immer schon am besten warst.«
Ash beschleunigte sein Tempo, jeder Schritt wirkte entschlossener als der davor.
Der Stolz hatte fast zehn Jahre lang einen Deckel auf Clarindas Qual und Wut gehalten, aber jetzt kochten ihre Gefühle über. Sie hatte geglaubt, sie könne nicht mehr mit der sturen Unbekümmertheit lieben, die ihr damals das Herz gebrochen hatte und sie beinahe in den Ruin gestürzt hatte. Aber dann war er wieder lässig in ihr Leben geschlendert und hatte ihr das Gegenteil bewiesen.
»Ich bin so eine Närrin«, rief sie vor Wut zitternd. »Ich hätte wissen müssen, dass ich keinem einzigen Wort – und keinem einzigen Kuss – trauen darf, die von deinen lügnerischen Lippen kommen. Nachdem du mich geliebt hattest und mir versprochen hast, du würdest zu mir zurückkommen, habe ich auf dich gewartet. Aber du besaßest nicht einmal den Anstand, mir zu schreiben und mich um die Auflösung unserer Verlobung zu bitten. Du hast mich einfach sitzen lassen, mich all diese Jahre warten lassen, während du auf und davon bist …«
»Ich bin zurückgekommen!«, brüllte Ash, wirbelte herum und schaute sie an. Sein Gesicht zeigte nicht mehr die unbekümmerte Miene, die er so gut beherrschte, sondern das Gesicht eines Mannes in den Fängen einer Leidenschaft, die stark genug war, ihn zu zerstören. Stark genug, sie beide zu zerstören. Er kam Schritt für Schritt zu ihr zurück, blieb weniger als eine Armeslänge von ihr entfernt stehen, bevor er dieses Mal leiser wiederholte: »Ich bin zurückgekommen.«
Kapitel neunundzwanzig
Clarinda schaute Ash verblüfft an, sie rang darum zu verstehen, wie der Junge, den sie zum letzten Mal unter den starken Ästen einer alten englischen Eiche gesehen hatte, plötzlich in der Mitte der marokkanischen Wüste hatte auftauchen können. »Das verstehe ich nicht. Was willst du damit sagen?«
»Ich bin zurückgekommen, etwas mehr als vier Monate danach, am Vorabend deiner Hochzeit mit einem anderen.«
»Dewey«, flüsterte sie. Egal, wie oft sie den Namen sagte, sie konnte die angenehmen, aber etwas ausdruckslosen Züge, die dazugehörten, vor ihrem geistigen Auge nicht heraufbeschwören.
»Ja, der Ehrenwerte Viscount Darby«, sagte Ash mit scharfem Sarkasmus. »Ein wesentlich passenderer Gatte für eine reiche Erbin, als ich je hoffen durfte zu sein.«
Sie schüttelte ungläubig ihren Kopf. »Wie, um alles in der Welt, hast du herausgefunden, dass ich Dewey heiraten wollte?«
»Sobald mein Schiff angelegt hatte, bin ich unverzüglich zum Anwesen deines Vaters geritten. Ich war gerade auf dem Weg durch den Wald, als ich den Waldhüter und seinen Sohn über die großartige Hochzeit habe sprechen hören, die am nächsten Tag stattfinden sollte.«
»Also hast du dein Pferd gewendet und bist wieder gegangen? Ohne ein Wort zu irgendwem?«
»Das ist genau das, was ich hätte tun sollen. Aber ich wartete am Waldrand bis zum Abend, bis du dich auf die Sitzbank vor dem Fenster deines Schlafzimmers gesetzt hast.«
Er wusste natürlich, wie gerne sie sich abends bei Anbruch der Dämmerung dorthin zurückzog, um in einem Roman von Jane Austen oder einem Gedichtband von Lord Byron zu lesen. Er war unzählige Male das Rosenspalier unter ihrem Fenster hochgestiegen, um sich einen Kuss zu stehlen.
Der harte Unterton in seiner Stimme wurde ein wenig weicher. »Du hattest einen cremefarbenen Morgenmantel an, und deine Haare waren zu einem unordentlichen Knoten aufgesteckt. Du hast dein Kinn in die Hand gestützt und mit sehnsüchtiger Miene zur Auffahrt geschaut. Ich nahm an, du wartetest auf deinen Bräutigam.«
Clarinda kniff kurz die Augen zusammen. Es war nicht ihr Bräutigam gewesen, auf den sie gewartet hatte. »Warum, um Himmels willen, bist du nicht zu mir gekommen? Warum hast du nichts gesagt? Warum hast du mich nicht daran gehindert,
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