Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)
willst. So traulich wie ihr beide zusammensaßt, dachte er, du hättest dich vielleicht in den Mann verliebt.« Ashs sachlich trockenem Ton nach zu schließen, war ihre Antwort für ihn nicht sonderlich wichtig.
»Farouk ist ein von Grund auf netter Mann mit einem guten Herzen. Zwar hat er die unselige Neigung, Frauen als Besitz zu betrachten, aber ich sehe nicht, dass ihn das von den meisten anderen Männern meiner Bekanntschaft unterscheidet. Gehen unsere englischen Gesetze nicht von demselben Grundsatz aus – besonders nachdem ein Mann eine Frau in Besitz nimmt, indem er sie heiratet? Sobald sie eingewilligt hat, seinen Namen anzunehmen, hat sie nicht mehr Rechte als ein preisgekrönter Jagdhund oder eine Zuchtstute.«
»Wenn du mich davon überzeugen willst, dass du damit zufrieden bist, die Zuchtstute eines Mannes zu werden, dann muss ich dich enttäuschen. Ich weiß, dass du dich nicht so sehr verändert hast. Das Mädchen, das du früher warst und das ich sehr gut kannte, sehe ich noch deutlich vor mir.«
»Du hast recht«, räumte sie mit einem Seufzen ein. Sie legte sich das herabhängende Ende ihres Handtuches über den Arm, als sei es die Schleppe eines eleganten Ballkleides. Dann begann sie vor ihm auf und ab zu laufen, und die Worte brachen in einem erleichterten Sturzbach hervor: »Alles, was ich seit dem Tag getan habe, an dem Farouk mich gekauft hat, jedes Wort, das ich gesprochen, jedes Versprechen, das ich gegeben habe, war ein verzweifelter Versuch, das Unvermeidliche hinauszuschieben. Ich habe ihm geschmeichelt und ihn überredet, ich habe gesungen und getanzt, ich habe mit den Wimpern geklimpert und mir die Lippen geleckt, ich habe mir Strähnen von meinem Haar um die Finger gewickelt und jeden albernen Witz, jede spannende Geschichte erzählt, an die ich mich erinnern kann. Ich habe Farouk beigepflichtet, wenn es ihm gefiel, und mit ihm gestritten, wenn ihm das besser gefiel. Ich bin vor Fremden in wenig mehr als seidenen Fähnchen herumstolziert. Ich bin gekämmt, gestupst und betastet, gebadet und massiert, mit Öl eingerieben und mit Parfüm bestäubt worden, bis ich am liebsten geschrien hätte. Und ich habe mit jedem Atemzug durch meine frisch polierten Zähne dreist gelogen.« Sie blieb vor Ash stehen, warf ihre Hände erbittert in die Höhe. »Weißt du, wie grässlich erschöpfend es ist, jede verfluchte Sekunde eines jeden Tages charmant und reizend zu sein?«
Obwohl Ash eine ausdruckslose Miene wie ein Totengräber bewahrte, zuckte ein Muskel in seiner Wange. »Für dich ist das, da bin ich sicher, eine unglaubliche Herausforderung.«
Mit einem bösen Blick in seine Richtung ließ sie sich gegen die Wand sinken, das Handtuch hielt sie immer noch vor sich. »Dein Freund irrt sich. Ich verspüre nicht das Verlangen, hierzubleiben und den Rest meiner Tage als des Sultans Schoßhund zu verbringen, obwohl ich nach Strich und Faden verwöhnt werde.«
»Ich bin sicher, mein Bruder wird erleichtert sein, das zu hören.«
Clarinda hob langsam den Kopf. »Du hast mit Maximillian gesprochen?«
»Selbstverständlich. Warum sonst sollte ich hier sein?«
Seine Worte waren von so beiläufiger Grausamkeit, dass sie ihr den Atem raubten. Um diese verheerende Wirkung zu überspielen, würgte sie ein sprödes Lachen hervor. »Also liegt Maximillian nicht genug an mir, selbst herzukommen, aber genug, um dich zu schicken? Was für einen Reim soll ich mir darauf machen?«
»Das bleibt ganz allein dir überlassen. Mein Bruder hat nie zugelassen, dass sein Herz über seinen Verstand herrscht. Und sein Verstand weiß, dass ich der Mann bin, der dich hier am ehesten lebendig wieder herausholen kann. Außerdem steht die Hingabe meines Bruders für dich nicht infrage, soweit ich das beurteilen kann. Lass mich sehen … wie hat er es ausgedrückt? Nachdem er wortreich deine Güte, deine Tapferkeit und deine Leidenschaft fürs Leben gepriesen hatte, hat er erklärt: ›Sie ist mehr als bloß meine Braut, sowohl in meinen Augen als auch in meinem Herzen.‹ Es war wirklich rührend, wenn auch ein bisschen schwülstig.«
Clarinda senkte den Blick in der Hoffnung, ihre Verwunderung über Max’ leidenschaftliche Erklärungen zu verbergen. Er hatte ihr gegenüber niemals etwas auch nur annähernd so Romantisches gesagt. Seit Jahren hatte er versucht, sie dazu zu überreden, ihn zu heiraten, aber er hatte seine Absichten immer in praktische Gründe gekleidet – wie gut sie zusammenpassten, wie vorteilhaft
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