Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)
hinzu.
Clarinda biss die Zähne zusammen, sie wusste, dass seine Aufzählung für ihre Ohren bestimmt war, nicht für Farouks. Sie hätte seinen Kopf noch etwas länger unter Wasser halten sollen.
Ashs Begeisterung für das Thema schien nicht nachzulassen. »Flatterhaft. Rachsüchtig. Unbeständig. Eitel. Unlogisch …«
»Genau!«, rief Farouk, ehe Ash noch mehr dieser wenig schmeichelhaften Adjektive einfallen konnten. »Ihnen fehlt es an jeglicher Logik, und sie sind einfach nicht zu verstehen, aber trotzdem gestatten wir es ihnen, uns die Stimmung, unsere Hoffnungen und unser Verlangen zu diktieren.«
»Das mag wohl sein«, musste Ash ihm recht geben. »Sie sind die eine Schwäche von dem stärkeren, intelligenteren und insgesamt überlegenen Geschlecht.«
Dieses Mal gab sich Clarinda keine Mühe, ihr abfälliges Schnauben zu unterdrücken.
»Plötzlich hinterfrage ich die Weisheit meiner Vorfahren bezüglich dieses Themas«, räumte Farouk ein. »Vielleicht kannst du etwas Licht auf die Dunkelheit meiner Gedanken werfen.«
»Es wäre mir eine Ehre, das zu versuchen.«
Farouk schien seine nächsten Worte mit größter Bedachtsamkeit zu wählen. »Hier wird uns von der Wiege an beigebracht, dass ein Mann der Ehegatte von mehr als einer Frau sein kann, ein Glauben, der uns in den Augen vieler aus deinem Kulturkreis zu so etwas wie Barbaren macht.«
»Du wärst erstaunt, wie viele Männer in London nach der gleichen Philosophie leben«, erwiderte Ash mit einem zynischen Lachen. »Sie nennen diese Frauen nur nicht Konkubinen, sondern Mätressen.«
»Aber in deiner Welt gibt es doch auch Menschen, die glauben, es gebe nur einen wahren Seelengefährten für jeden Mann und jede Frau, oder? Dass ein Mann, der die Richtige findet und zur Frau nimmt, sein Schicksal erfüllt?«
»Die gibt es«, antwortete Ash. »Wir haben auch eine Bezeichnung für sie: Bedauernswerte Narren .«
»Also teilst du diese Überzeugung nicht?«
Ash schwieg einen langen Augenblick. Clarinda fiel auf, dass sie den Atem anhielt. Als er schließlich sprach, geschah das nur zögernd. »Nach meiner Erfahrung gibt es viele Frauen, die einen Mann erregen können.«
Clarinda schloss die Augen, sie war dankbar, dass er die Enttäuschung darin nicht sehen konnte.
»Aber nur eine, die sein Herz rühren kann.«
Ihre Augen öffneten sich. Jetzt hätte sie gerne sein Gesicht gesehen. Vielleicht versuchte er nur wieder, sie aufzuziehen. Er sprach vielleicht auch gar nicht von ihr, sondern von irgendeiner anderen Frau, die er auf einer seiner vielen Reisen kennengelernt hatte.
»Du bist ein weiser Mann, Burke«, erklärte Farouk. Aber seine Stimme war einen Hauch zu laut. »Und wenn ich ebenso weise bin, dann kann ich nur den Schluss ziehen, dass Clarinda diese Frau für mich sein muss. Sie ist das Schicksal, das ich annehmen muss.«
Ash erwiderte darauf so lange nichts, dass Clarinda fürchtete, er würde sie beide verraten und jegliche Chance auf eine Flucht vereiteln. Als er schließlich sprach, war seine Stimme so weich wie Samt, aber mit einem stählernen Unterton, den hoffentlich nur sie heraushören konnte. »Es ist allerdings ein weiser Mann, der sich nicht fürchtet, sein Schicksal anzunehmen. Nur ein Narr würde zulassen, dass es ihm durch die Finger schlüpft.«
Kapitel fünfzehn
Er kam nicht wieder.
Poppy nahm ihre Brille ab und blickte über das Meer, sie seufzte sehnsüchtig. Manchmal war die Welt ein angenehmerer Ort, wenn man sie nur leicht verschwommen sah. Dann wirkten die scharfen Kanten weicher, an denen sich ein empfindliches Herz leicht verletzen konnte.
Fünf Tage waren vergangen, seit Farouk sie an ihrem Zufluchtsort im Garten angetroffen hatte. Obwohl sie ihn seither nicht mehr im Garten gesehen hatte, war sie jeden Morgen gewissenhaft zu der Bank gegangen, sie hatte sich große Mühe gegeben, immer zur gleichen Zeit mit einem Korb voller frischer Ktefa am Arm zu erscheinen. Das Benehmen des Sultans ihr gegenüber mochte rätselhaft sein, aber an dem Blick, mit dem er das Backwerk angesehen hatte, war nichts missverständlich gewesen.
Eine sanfte Brise strich durch die Locken, die sie über den Ohren aufgesteckt hatte, aber der erbarmungslose goldene Sonnenball erklomm schon den Himmel im Osten. Bald würde die Hitze in schimmernden Schwaden über der Wüste wabern, sodass es selbst an den schattigsten Stellen im Garten bis zum Einbruch der Nacht unerträglich heiß war – besonders für eine Frau mit Poppys
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