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Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)

Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)

Titel: Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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als einmal hätte sie fast die Schule in Brand gesetzt, weil sie eine Lampe unter ihre Decke geschmuggelt hatte.
    »Es klingt für mich ganz so, als sei Ihr Onkel der Kurzsichtige von Ihnen beiden. Ich finde, nicht in der Lage zu sein, Ihre Feinde zu sehen, wenn sie sich an Sie heranschleichen, wäre ein viel größeres Zeichen von Schwäche.« Um seinetwillen verärgert, nahm sie sich die Brille von der Nase und hielt sie ihm hin.
    Er blickte sie einen Moment an, ehe er die Brille zögernd ergriff. Ihre Finger berührten sich, als er das tat, und die Hitze seiner Haut hob sich scharf von der Kälte des Metallrahmens der Brille ab.
    Als er sich die Bügel hinter die Ohren steckte, verkniff sich Poppy ein Lächeln. Er sah viel zu gut aus, um irgendeinem Professor ähnlich zu sehen, aber es war nicht zu leugnen, dass die Brille ihm eine würdevolle Ausstrahlung verlieh, die eher zu einem Anwalt oder einem Parlamentsmitglied passte als zu einem marokkanischen Sultan.
    Sie wusste, es war falsch, ihn anzustarren, aber sie konnte nicht widerstehen. Wenn es nach Captain Burke ging, würden sie diesen Ort bald genug verlassen, und sie würde Farouk nie wiedersehen.
    »Hier«, sagte sie und hielt ihm das Buch hin.
    Aber er schaute gar nicht auf das Buch. Er schaute sie an.
    »Was ist?«, fragte sie leise, sie fürchtete insgeheim, sein wiedererlangtes Sehvermögen hätte irgendetwas Schlimmes an ihr zu Tage gefördert. Hatte sie vielleicht heute Morgen vergessen, Reispuder auf ihre Nase aufzutragen? Trug sie ihr Oberteil links herum? Oder erkannte er jetzt erst, dass sie keine schlanke Nymphe wie Clarinda war, sondern eine Frau, die immer Schwierigkeiten gehabt hatte, einen Nachschlag beim Dessert abzulehnen?
    »Ihre Augen.«
    Blinzelnd blickte sie zu ihm hoch. »Ja?«
    »Sie sind lavendelblau.«
    Erleichtert nahm sie zur Kenntnis, dass sie offenbar keine Speisereste zwischen den Vorderzähnen hatte, und tat seine Beobachtung mit einem Winken ab. »Seien Sie nicht albern. Es ist ein ganz gewöhnliches Hellblau wie bei Immergrün. Meine Großmutter in den Cotswolds hat in ihrem Garten Immergrün gepflanzt, daher weiß ich das.«
    Als sie ihm erneut das Buch hinhielt, nahm er es und überflog die Vorderseite mit unverhohlenem Interesse. »Coleridge?«
    Sie nickte. »Ich liebe Christabel , aber hier scheint mir Kubla Khan irgendwie passender. Ihr Garten erinnerte mich an Xanadu. Und man kann Ihren Palast sicherlich in gewisser Weise als ›Lustschloss, stolz und kuppelschwer‹ beschreiben«, fügte sie hinzu, ohne sich ein spitzbübisches Lächeln für ihn zu verkneifen.
    Er hob eine Augenbraue und warnte sie damit, dass ihm ihr Spott nicht entgangen war. »Dann verraten Sie mir doch bitte, meine liebe Miss Montmorency – sehen Sie sich als ›Mädchen hold mit Saitenspiel‹ oder eher als ›Weib im fahlen Mond allein, um den Dämonen-Liebsten klagend‹?«
    Allein schon das Wort Liebster von seinen herrlich geformten Lippen zu hören, war für sie gefährlich herausfordernd. Sie lachte, um seine Wirkung auf sie zu verbergen. »Ich bin lediglich die Tochter eines einfachen Landedelmanns, und ich fürchte, ich habe überhaupt keinen Liebsten, weder einen dämonischen noch sterblichen.«
    Farouk nahm die Brille sorgsam wieder ab, er fasste sie an, als sei sie aus Gold statt aus Draht und einfachem Glas, dann reichte er ihr beides, Brille und Buch. »Lesen Sie mir vor.«
    »Ach, das wird nicht nötig sein. Wenn Sie sich die Brille für eine Weile leihen wollen, können Sie selbst lesen.«
    »Ich ziehe den Klang Ihrer Stimme vor.«
    Poppy war von seinen Worten erschüttert. Wegen ihrer Neigung unentwegt drauflos zu schwätzen, besonders wenn sie eigentlich ihre Schüchternheit verbergen wollte, war sie es eher gewohnt, dass Gesprächspartner sich entschuldigten und unter Vorschub von Kopfschmerzen aus ihrer Nähe zurückzogen.
    Sie war fast entsetzt, als Farouk sich auf der Bank niederließ, seine langen Beine in der weiten Hose ausstreckte, sie an den Knöcheln überkreuzte und schließlich seinen Kopf auf ihren Schoß bettete. Einen Moment konnte sie keine Luft bekommen, und noch weniger war sie imstande zu lesen.
    »Sie dürfen anfangen«, verlangte er mit einer hochmütigen Handbewegung.
    Sie räusperte sich. Vielleicht war das hier die übliche Position, in der man einem Sultan vorlas. Sie umklammerte das Buch aus Angst, eine ihrer Hände könnte versehentlich auf Abwege geraten und ihm die dicken ebenholzschwarzen Locken

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