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Unwiderstehliches Verlangen

Titel: Unwiderstehliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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ihr nicht lächerlich machen. Wenn William nun von ihrer gemeinsam verbrachten Nacht nicht so angetan war wie sie? Wenn es für ihn nur eine bedeutungslose Bekanntschaft gewesen war? Vielleicht hatte er sie längst vergessen, sie und ihre Partnerschaft. Charley hätte es bestimmt. Er betrank sich häufig, und die Leute, die er in diesem Zustand kennenlernte, gewannen den Eindruck, sie wären seine besten Freunde. Dann entwickelte er Pläne für eine zukünftige Zusammenarbeit mit ihnen. Doch wenn sie ihn am nächsten Tag aufsuchten, bereit, die Pläne in die Tat umzusetzen, konnte er sich kaum noch an sie erinnern. Selbstverständlich blieb es dann Jackie überlassen, Charley wieder einmal rauszuhauen und den verletzten Stolz der »Freunde« zu besänftigen.
    Also log Jackie so geläufig, wie sie konnte: »Eigentlich ist es gar kein Mann. Nun ja, es ist schon einer, aber nicht in dem Sinne, wie du es meinst. Weißt du noch, wie ich vor einigen Tagen eine Bruchlandung gemacht habe?«
    Terri schüttelte ungläubig den Kopf. Wenn jemand anderer eine gefährliche Bruchlandung hinter sich hätte, würde er jetzt im Krankenhaus liegen, sich pflegen und Blumen schenken lassen. Nur Jackie konnte so lässig über einen solchen Zwischenfall hinweggehen. Sie sprach von ihrem Unfall so unbeeindruckt, als erzählte sie von einem Besuch im Schönheitssalon. »Ja, ich erinnere mich«, sagte Terri und staunte wieder einmal über die eisernen Nerven ihrer Freundin.
    »Da kam also ein Mann und...«
    »Was? Mitten in der Wildnis hast du einen Mann kennengelemt? Wie heißt er? Wo kommt er her? Hat er bei dir was versucht?«
    Jackie mußte lachen. Als sie noch gemeinsam in der High-School waren, hatten sie voneinander kaum Notiz genommen. Terri hatte ein normales Familienleben geführt, während bei Jackie keine Rede davon sein konnte. Erst als Jackie aus Chandler fort war, lernten sie sich besser kennen. Terri hatte ihr nämlich einen Glückwunschbrief zu ihrem ersten Sieg bei einem Wettflug geschickt. Darin schrieb sie, daß sie sich gut in Jackie hinein versetzen könne, weil sie, Terri, nämlich ein ebenso aufregendes Leben führte wie sie.
    Und sie schilderte ihr, wie an dem Tag des Wettflugs ihr Sohn von einer Wespe in die Zunge gestochen worden und ihrem Mann eine Kiste auf den Fuß gefallen sei, weshalb er einen Monat lang nicht arbeiten könne, und sie selber gerade festgestellt habe, daß sie zum drittenmal schwanger sei. »Jetzt fehlt mir nur noch eine Heuschreckenplage«, schrieb sie. »Ja, mein Leben ist eine einzige Kette dramatischer Ereignisse. Bitte, schreib mir doch mal darüber, wie ruhig und gemütlich es bei Dir zugeht! Ich brauche ein Gegengewicht zu den ständigen aufregenden und lustigen Zwischenfällen, die ich erlebe.«
    Der Brief hatte Jackie angesprochen. Er war so völlig anders als die vielen Briefe, die sie von früheren Bekannten erhielt, und die machten, daß sie sich irgendwie schuldig fühlte. Denn meistens schrieben die Absender, sie hätten Zweifel, daß Jackie sich noch an sie erinnern könne, da sie doch nun so berühmt geworden sei. Als wenn der Sieg bei einem Wettflug, über den die Zeitungen berichtet hatten, auf der Stelle ihre Erinnerungen an früher verdrängt hätte! Oder daß die vielen berühmten Persönlichkeiten, die sie traf, automatisch die »unbedeutenden« Menschen ihrer Vergangenheit aus ihrem Gedächtnis gelöscht hätten!
    Glücklich hatte Jackie ihr in ihrer Antwort alles über den Wettbewerb, die Menschen, die sie kennenlernte, und die Gefühle geschrieben, die sie hatte, wenn sie hoch über den Köpfen einer Zuschauermenge dahinsauste. Am Anfang berichtete sie nur von ihren beifallumrauschten Erfolgen, aber später in zunehmendem Maße auch von Niederlagen und Kummer. Sie schrieb von den Fliegern, die sie bei schweren Unfällen hatte sterben sehen, von Männern und Frauen, die in ihr Leben getreten und wieder daraus entschwunden waren. Sie schrieb von Charley und wie seine verantwortungslosen Handlungen sie oft wahnsinnig machten. Sie schrieb Terri, daß sie sie um ihr ruhiges, friedliches Leben beneide, vor allem auch um ihren Ehemann, der immer für sie, Terri, da sei und sich nur für ihr Heim und die Kinder interessiere.
    Terri bedeutete dieser Briefwechsel sehr viel, obgleich sie das vor Jackie nach Möglichkeit geheimhielt. Ihre eigenen Briefe schilderten bestenfalls einen geringen Teil ihres Lebens. Mit großem Einfallsreichtum gestaltete sie ihre Briefe an Jackie so

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