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Unwiderstehliches Verlangen

Titel: Unwiderstehliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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dich pflegen wird. Ich bezahle sie auch. Keine Angst, ich dränge mich dir nicht mehr auf.«
    »Ich kann auf mich selber aufpassen«, sagte sie trotzig.
    »Ach ja«, erwiderte er und zog die Augenbraue hoch. »Wie willst du dir mit einer Hand die Haare waschen? Aber das muß ja nicht sein. Laß sie doch so, wie sie sind — mit getrocknetem Blut verklebt. Das wird zwar die Stechfliegen anlocken, aber was macht das schon? Du bist ja zäh. Das hältst du schon aus. Und wie willst du dir mit einer Hand etwas zu essen machen? Wir haben im Augenblick nicht mal genug Lebensmittel im Haus, daß es für einen Goldfisch ausreichen würde, und schon gar nicht für eine hungrige Frau. Am besten, ich rufe gleich eine Schwester an. Ich glaube, ich habe gehört, daß Miss Norton gerade frei ist.«
    Bei der Nennung dieses Namens erbleichte Jackie. Miss Norton war für jedermann der Alptraum einer Krankenschwester: groß, kräftig und äußerst unsympathisch. Sie machte den Eindruck, als wäre sie schon so auf die Welt gekommen. Sie trug stets eine gestärkte weiße Uniform, sah wie fünfzig aus und wurde niemals einen Tag älter. Vermutlich war sie schon ein Jahrhundert vor Jackies Geburt fünfzig gewesen.
    »Ich... äh... könnte nicht jemand anders kommen? Was ist denn mit der reizenden Miss Patterson?«
    »Einige Mütter in der Stadt sind dahintergekommen, daß der Hustensirup, den die reizende Miss Patterson den Kindern immer verabreichte, echter Whisky war. Daraufhin machten wir ihr begreiflich, daß sie in einer anderen Stadt als Chandler sicherlich glücklicher werden würde. Also entweder nimmst du mit mir vorlieb, oder ich rufe Miss Norton an, oder du suchst dir selbst eine Pflegerin. Aber auf keinen Fall lasse ich dich hier allein. Obwohl du es, nach dem, was du heute mit mir angestellt hast, gar nicht verdienst.« Er legte den Kopf etwas schief. »Was hast du eigentlich für Probleme mit mir, Jackie? Habe ich mich dir unzüchtig genähert? Habe ich irgend etwas gesagt, woraus du schließen mußt, daß ich dir gegenüber böse Absichten hege?«
    »Neiiin«, erwiderte sie. Dabei mußte sie ihre ganze Willenskraft aufbieten, um nicht wieder rot zu werden. Daß sie überhaupt noch rot werden konnte, war nach dem Blutverlust, den sie heute erlitten hatte, ein Wunder.
    »Also was ist los? Glaubst du, ich würde dir zu nahetreten? Schließlich bin ich nur ein kleiner Junge. Das reibst du mir doch dauernd unter die Nase. Wie könnte dir denn so ein Knirps, wie ich es bin, etwas antun? Außerdem bist du schon eine alte Frau — hast du das vergessen?«
    »Nein«, sagte sie zögernd. »Ich meine, das stimmt ja auch.«
    »Also gut, Jackie, ich will offen mit dir reden. Ich bin ein Montgomery, nicht wahr? Du warst zwar sehr lange fort, kannst aber noch nicht vergessen haben, daß meine Familie gewisse Ehrbegriffe hochhält. Glaubst du etwa, ich würde mich an einer Frau vergehen, die mir deutlich zu verstehen gegeben hat, daß ihr schon mein bloßer Anblick zuwider ist? Du hast dir heute die größte Mühe gegeben, mir zu zeigen, daß du nichts mehr mit mir zu tun haben willst. Daß du lieber eine lebenslange Freundschaft aufgeben willst, als mich weiter um dich zu haben. Weißt du überhaupt, was du mir heute nachmittag angetan hast? Kannst du nachfühlen, was ich dabei empfunden habe?«
    »Zu diesem Punkt hast du dich ziemlich deutlich geäußert«, sagte sie und verdrängte alles aus ihrer Erinnerung, was sie ihm an den Kopf geworfen hatte. Noch nie hatte sie sich in seiner Gegenwart so klein gefühlt.
    »Okay, du hast mich gedemütigt, und ich habe es dir zum Teil zurückgezahlt. Du hast mir klargemacht, daß du mich nicht haben willst, daß ich für dich ein kleiner Junge bin und immer bleiben werde. Lassen wir es dabei!«
    So sehr sie sich anstrengte, sie wurde aus seiner Miene nicht klug. Schon als Kind war Billy undurchschaubar gewesen. Obwohl er ihr überallhin gefolgt war, hatte sie nie recht gewußt, ob er sie gern hatte oder ob er in ihr nur eine komische Person sah.
    »Im Augenblick brauchst du Hilfe. Die kannst du von mir bekommen. Macht mir keine Mühe. Blair junior hat mir gesagt, in ungefähr einer Woche könntest du deine Hand wieder bewegen. Ich richte mich ganz nach deinen Wünschen. Ich kann bleiben, ich kann auch gehen und eine Pflegerin für dich engagieren. Wie du es haben willst. Wenn ich bleiben soll, dann nur unter der Bedingung, daß...« Lächelnd unterbrach er sich: »Erinnerst du dich an die vielen,

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