Unwiderstehliches Verlangen
ist der passende Mann für mich. Alles stimmt. Er ist einsam, ich bin einsam. Das wird eine Traumehe.«
William gab ihr ein Papiertaschentuch, und sie putzte sich laut die Nase. »Er war so nett zu mir, und ich habe mich so scheußlich betragen. Alles, was er zu mir sagte, habe ich absichtlich falsch aufgefaßt. Er... er hat gesagt, ich sei eine reife Frau.«
»Das beweist, daß er dich überhaupt nicht kennt«, sagte William mit beißender Ironie.
»Er kennt mich überhaupt nicht«, bestätigte Jackie schluchzend. »Er hat von mir verlangt, daß ich ihm aufregende Geschichten aus meinem Leben erzähle. Er sah in mir eine Abenteuerin, die ihm Lichtbildervorträge über Eingeborene in fernen Ländern halten wird.«
Aufs neue brach Jackie in Tränen aus. »Aber bei all dem war er furchtbar nett. Warum bin ich nur so häßlich zu ihm gewesen? Und warum tue ich nie etwas, was gut für mich ist? Warum tue ich nie, was ich tun sollte?«
»Wenn er so ein vollkommener Mann ist, warum hast du dich nicht in ihn verliebt?« fragte William. Seine Stimme klang ruhig. Aber sie hörte sein Herz klopfen. Und sie spürte durch die Nähe seines Körpers, wie engagiert er war.
»Weil er so... so alt ist«, platzte Jackie heraus. »Es macht keinen Spaß mit ihm. Er ist nicht so wie du. Du bringst mich zum Lachen. Er nicht.«
Sie brach ab und sah ihn empört an. »Warum lachst du?« Sie war zutiefst beleidigt. »Ich schütte dir mein Herz aus, und du lachst?«
»Jackie, meine Liebe«, sagte er bedächtig und zog sie noch näher an sich. »Du bist die einzige, die sagt, daß es Spaß macht, mit mir zusammen zu sein. Kein anderes Mädchen hat je so etwas von mir behauptet. Manchmal gehörte ich zu einer Clique, aber wenn die anderen etwas vorhatten, was ich für dumm oder gefährlich hielt und deshalb nicht mitmachen wollte, beschimpften sie mich und nannten mich einen alten Mann.«
»Das waren doch noch Kinder!« sagte Jackie verächtlich.
Darüber mußte er nun wieder lachen. Er streichelte ihre Arme und sagte: »Weißt du, was ich an dir so liebe, Jackie?«
»An mir ist überhaupt nichts liebenswert«, sagte sie niedergeschlagen. »Ich bin ein Idiot.«
Ohne ihren Einwurf zu beachten, fuhr er fort: »Ich liebe an dir, daß du als Kind eine Erwachsene warst und als Erwachsene ein Kind bist. Aber das ist nur eine von vielen Eigenschaften, die ich an dir liebe. Ich glaube, daß du bei deiner Geburt schon fünfundzwanzig warst, und du bist nie jünger oder älter geworden. Du wirst immer fünfundzwanzig bleiben.«
»Aber ich bin keine fünfundzwanzig Jahre alt. Ich bin eine >reife< Frau. O William, was soll ich nur machen? Dieser Mann ist doch so gut für mich!«
»Brokkoli auch.«
»Was?«
»Brokkoli ist auch sehr gut für dich. Man sollte jeden Tag Brokkoli essen. Eigentlich sollte man überhaupt nur gekochtes Huhn, Brokkoli und braunen Reis essen. Und niemals Schokolade, Eiscreme oder Popcorn mit Butter.«
»Was redest du denn da?«
»Ich spreche von Edward Browne. Er ist Brokkoli.«
»Ach so«, sagte sie begreifend. »Dann hältst du dich wahrscheinlich für Schokoladeneis.«
»Eher für Vanilleeis, würde ich sagen.«
Sie lächelte, obwohl ihr nicht danach zumute war. »Du hältst große Stücke auf dich, wie?« So plötzlich wie es gekommen war, verschwand ihr Lächeln wieder. »William, was soll ich nur machen? Du und ich, wir können nicht... zusammen bleiben. Das weißt du so gut wie ich. Und trotzdem denke ich dauernd an dich. Selbst heute abend, als ich mit diesem überaus netten Mann zusammen war, habe ich... Ach, William, was soll ich nur machen?«
Sie spürte sein Herz an ihrer Wange pochen. Nur das verriet ihr, wie sehr ihre Worte ihn berührten. Sie hatte ihm ja praktisch gestanden, daß sie ihn liebte, oder?
»Gestatte mir eine Frage«, sagte er. »Angenommen, du hättest mich als Kind nicht gekannt. Angenommen, du hättest mich erst bei deiner Bruchlandung kennengelemt. Angenommen, ich wäre genauso alt wie du oder sogar ein paar Jahre älter, wie wären dann deine Gefühle für mich?«
Jackie gab nicht sofort eine Antwort, sondern überlegte reiflich, wie es die Frage verdiente. Sie dachte an Williams Humor, der sich vom Humor anderer Menschen deutlich unterschied. Sie liebte seine Ehrlichkeit. Sie liebte es, daß er über sich selber lachen konnte. Natürlich gab es auch viele andere Männer auf der Welt, die Humor hatten. Er war bestimmt nicht der einzige. Doch es gab auch zu viele Edward Brownes
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