Unzaehmbares Verlangen
Meinung interessiert mich nicht«, erwiderte Joel scharf.
»Ich war unangenehm überrascht, als ich feststellen mußte, daß Sie offensichtlich glauben, einen so komplizierten Prozeß allein abwickeln zu können.«
»Wenn du diesen Kerl nicht sofort hinauswirfst, drehe ich ihm den Hals um, Letty.«
Philip sprach unbeirrt weiter. »Sie haben weder eine ausreichende Ausbildung noch genügend praktische Erfahrung, um ein größeres Unternehmen zu leiten. Soweit mir bekannt ist, haben Sie keinen Universitätsgrad vorzuweisen. Und Sie haben bisher nur für Thornquist Gear gearbeitet.«
»Letty, ich warne dich...«
Philip nickte bedächtig. »Ich muß allerdings zugeben, daß Sie die Übernahme von Copeland Marine gut vorbereitet haben. Entweder hatten Sie Glück, oder Sie haben instinktiv die richtigen Schritte unternommen.«
Joel verzog angewidert das Gesicht und ließ sich auf einen Stuhl fallen. Letty lächelte ihn aufmunternd an und zuckte die Schultern, um ihm zu bedeuten, daß es keinen Weg gebe, Philip daran zu hindern, seine Meinung loszuwerden.
»Andererseits hätte ich sicher nicht Copeland Marine für eine Übernahme ausgesucht, wäre ich damals Geschäftsführer von Thornquist Gear gewesen. Natürlich wird der Verkauf der Maschinen und des Grundstücks einen gewissen Profit erzielen, aber es sind bei weitem nicht genügend Aktivposten vorhanden, um die Angelegenheit wirklich rentabel zu machen.«
Joel wandte sich gelangweilt ab. »Ich habe Escott angerufen und ihm gesagt, daß ich ihn sprechen möchte«, sagte er zu Letty, als wäre Philip nicht mehr im Raum.
»Tatsächlich?« Letty lächelte erfreut.
Philip zog die Augenbrauen nach oben, beschloß dann aber, seinen Vortrag fortzusetzen. »Es scheint, als hätten Sie sich in dieser Sache von emotionalen Beweggründen leiten lassen, Blackstone. In der Geschäftswelt kommt man nicht sehr weit, wenn man sich von seinen Gefühlen beeinflussen läßt.«
Joel hielt den Blick auf Letty gerichtet. »Ich habe mich mit Escott und Diana zum Abendessen verabredet. Dann werde ich die Karten auf den Tisch legen. Kannst du mitkommen?«
»Ja, natürlich«, erklärte Letty mit einem raschen Blick auf ihren Kalender. »Heute abend muß ich Stephanie nicht begleiten.«
»Gut. Ich glaube, du kommst mit diesen Leuten besser zurecht als ich.«
»Danke«, antwortete Letty freudig überrascht. Anscheinend wußte Joel doch einige ihrer Qualitäten zu schätzen.
Philip lehnte sich vor. »Sprechen wir etwa über ein Abendessen mit Mr. und Mrs. Escott?«
»Letty und ich unterhalten uns darüber«, erklärte Joel knapp. »Sie waren an dem Gespräch nicht beteiligt.«
Philip setzte eine besorgte Miene auf. »Das halte ich für keine gute Idee, Letty. Die Situation ist momentan sehr heikel. Du solltest die Gespräche mit Escott lieber mir überlassen.«
»Hören Sie, Professor«, knurrte Joel und stand auf. »Ich würde gern Ihre sachverständige Meinung über eine Sache hören, die mich schon lange beschäftigt. Könnten Sie mir wohl in einer delikaten Angelegenheit einen Rat geben?«
»Aber selbstverständlich.«
Letty starrte Joel beunruhigt an. »Warte, Joel, ich...«
»Es geht um eine Entscheidung auf Führungsebene«, erklärte Joel bestimmt und lächelte Philip zu. »Würden Sie mich zum Fahrstuhl begleiten, Professor Dixon? Ich möchte Ihnen eines unserer neuen Produkte zeigen.«
»Sehr gern.« Philip erhob sich bereitwillig und hob seine Aktentasche auf. »Wir sehen uns später, meine Liebe.«
»Bis dann.« Letty beobachtete besorgt, wie Joel Philip hinausdirigierte, wartete etwas und eilte dann hinterher.
»Miß Thornquist?« Arthur sprang auf. »Brauchen Sie etwas?«
»Psst!« Sie hob die Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen, und spähte vorsichtig um die Ecke in den Gang.
Joel beugte sich höflich zu Philip hinüber und hörte ihm aufmerksam zu, während sie auf den Lift warteten.
Philip sprach immer noch auf ihn ein, während er den Aufzug betrat. Joel nickte verständig und drückte auf einen Knopf. Erst in der letzten Sekunde, als die Türen sich bereits schlossen, trat er rasch einen Schritt zurück und ließ Philip allein im Lift stehen.
Als er sich umdrehte, bemerkte er, daß Letty sein Manöver beobachtet hatte, und setzte eine Unschuldsmiene auf. »Dixon ist auf dem Weg ins Erdgeschoß. Es ist gar nicht so schwer, einen aufgeblasenen Wichtigtuer loszuwerden.«
Letty ging langsam zu ihm hinüber. »Ich werde an diesen Trick denken, wenn du
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