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Unzertrennlich

Unzertrennlich

Titel: Unzertrennlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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hysterische Ehefrau. Da habe ich es dann kapiert. Leider hatte ich inzwischen Christines Adresse aus Hamburg verschlampt. Seitdem habe ich öfter an sie gedacht. Deshalb fand ich diese Einladung ja auch so klasse.«
    Marleen sah Dani nachdenklich an. »Also, dann bringe ich dich mal auf den neuesten Stand und danach möchte ich den Fragebogen sehen.«
    Während Marleen erzählte, wechselte Danis Gesichtsausdruck zwischen Entsetzen, Fassungslosigkeit, Erleichterung und Zufriedenheit.
    Als Marleen geendet hatte, rieb sich Dani die Stirn. »Meine Güte, und ich habe gedacht, sie kann mein privates Chaos nicht mehr verstehen. Wie blöd bin ich eigentlich?«
    Sie bückte sich zu ihrer Handtasche und zog einen Umschlag heraus, den sie Marleen zuschob.
    »Der Fragebogen. Ich habe lange darüber gebrütet und er hat in mir Gedanken und Erinnerungen ausgelöst, die ich Jahre verdrängt hatte. Man sollte ein Gesetz machen, dass man alle fünf Jahre einen solchen Fragebogen ausfüllen muss, um sich mit seinem vorherigen Leben zu beschäftigen. Man vergisst so schnell, welche Träume und Hoffnungen man früher hatte. Und wie viel sich davon erfüllt hat. Mir hat das ganz gut getan.«
    Marleen nahm den Bogen in die Hand. »Darf ich den überhaupt lesen? Eigentlich ist geplant, dass Christines Schwester Ines alle Bögen sammelt und sie Christine auf dem Fest überreicht.«
    Dani überlegte einen Moment. »Ich glaube, ich würde ganz gern auch die Antworten der anderen Frauen lesen. Was heißt eigentlich Freundschaft, was macht sie aus? Ich weiß nicht, ob ich immer begriffen habe, welche Bedeutung die verschiedenen Freundinnen in meinem Leben hatten. Und wie selbstverständlich man Dinge nimmt. Ja, lies ruhig. Deinen möchte ich dann aber auch sehen.«
    Marleen setzte ihre Brille auf.
     

     

     
Hamburg
    Christine sah Gabi erstaunt an. »Was machst du denn hier? Du hast doch heute frei.«
    Gabi ging um den Schreibtisch und zog den Stuhl zu sich.
    »Och, ich habe noch so viel Kleinkram zu erledigen, da dachte ich, ich hau das heute mal weg.«
    Christine sah sie unverwandt an. Gabi erwiderte ihren Blick, dann sah sie weg und zuckte mit den Schultern. »Und außerdem fällt mir zu Hause die Decke auf den Kopf.«
    Gabi zog ihr Jackett aus und hängte es über die Stuhllehne. Christine beobachtete sie. Plötzlich fiel ihr auf, wie dünn Gabi war. Sie hatte in letzter Zeit mindestens fünf Kilo abgenommen, war sehr blass und hatte dunkle Ringe unter den Augen. Christine spürte Gewissensbisse. Gabi war in den letzten Wochen sehr still gewesen. Christine hatte das Gefühl gehabt, dass ihre Kollegin ein Problem hatte. Sie wollte sie darauf ansprechen, hatte es aber immer wieder verschoben. Gabi schwieg und irgendwann war der Zeitpunkt verpasst.
    Christine arbeitete gern mit Gabi zusammen. Sie mochten sich, hatten aber immer die Grenzen zum Privaten respektiert. Christine hatte einmal zu Dorothea gesagt, das Angenehme an Gabi sei, dass sie das Arbeitsverhältnis wie ein Mann betrachtete.
    »Job ist Job und Sekt ist Sekt, wie mein Exchef zu sagen pflegte. Ich kann mit Gabi unglaublich gut zusammenarbeiten. Wir haben nie diesen Mädchenzirkus angefangen, aus der Kollegin gleich die beste Freundin machen zu wollen. Zweimal war Gabi in meiner Wohnung gewesen, nachdem sie mich nach Hause gefahren hatte. Ich war noch nie bei ihr. Ich habe im Prinzip nichts dagegen, aber es muss sich ergeben. Nur weil man denselben Job macht, muss man nicht gleich eine Symbiose eingehen.«
    Sie wussten natürlich einige private Dinge voneinander. Christine hatte ihr von ihrer Scheidung erzählt und Ines und Georg hatten sie einmal im Verlag abgeholt und bei der Gelegenheit einen Kaffee mit Gabi getrunken. Von Gabi wusste Christine, dass sie mit Thomas zusammenlebte, der seit einem Jahr in Frankfurt arbeitete, zwei Katzen hatte und jeden Morgen joggte.
    Die Gespräche, die nicht unmittelbar die Arbeit betrafen, kreisten um Bücher und Filme, manchmal waren es harmlose Klatschgeschichten über gemeinsame Kollegen.
    Christine beobachtete Gabi, die ihren Rechner startete und den Ablagekorb zu sich heranzog.
    »Ist irgendwas?«, sagte sie, als sie Christines Blick bemerkte.
    »Das frage ich mich gerade. Du siehst nicht gut aus. Möchtest du vielleicht reden?«
    Gabi sah kurz zur offenen Bürotür, dann zu Christine. »Ich weiß nicht, hier jedenfalls nicht. Was machst du denn in deiner Mittagspause?«
    »Wir könnten was essen gehen, im Café an der

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