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Unzertrennlich

Unzertrennlich

Titel: Unzertrennlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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Verspannungen im Nacken habe, also schickte er mich zu einem Radiologen. Dieser sehr junge, sehr hübsche Arzt schob mich in seine Röntgenröhre. Nach einer 40-minütigen Tortur bat er mich in sein Sprechzimmer, um mir den Befund zu erklären.
    Ich saß ihm gegenüber, mit gefärbten, aber platten Haaren und Liegefalten im Gesicht und erfuhr, dass ich Arthrose habe, das sei nicht schlimm, es wäre altersgemäßer Verschleiß, ich wäre ja auch keine 30 mehr. Irgendwann rächt sich die Jugend. Ich stand mit Würde auf, ignorierte meine Rückenschmerzen und bekam die Adresse eines Krankengymnasten.
    Dessen Behandlung habe ich nach dem dritten Mal abgebrochen. An dem Punkt, als er mir erklärte, er versuche, mir den Spannungsschmerz zu nehmen, die Beweglichkeit wäre ja erst mal sekundär, ich würde schließlich nicht mehr durch die Diskotheken tanzen. Er war ungefähr 30.
    Da ich anscheinend nun das richtige Alter hatte, meldete ich mich zum Trost bei der teuersten Kosmetikerin meines Stadtteils an. Sie war sehr nett, aber auch etwas entsetzt, als sie meine Hautstruktur unter dem Vergrößerungsspiegel betrachtete. Ich sei schon gepflegt, sagte sie in einem Tonfall, der vermutete, dass sie mir nur Wasser, Waschlappen und Seife zutraute. Aber sie würde mir sehr dringend zu Ampullen für die Augenpartie raten. Dringend.
    Ich verließ den Salon nach zwei Stunden und um 125,– Euro ärmer. Irgendetwas von diesen Schönheitsmitteln vertrug ich wohl nicht, meine Freundin Karola, mit der ich abends verabredet war, meinte, ich sehe aus, als hätte ich eine Nussallergie. Überall Pickel.
    Wir saßen den ganzen Abend bei einem Italiener und tranken Rotwein. Karola hat keine Probleme mit dem Älterwerden, sagt sie, nur manchmal sei sie genervt, wenn ihr wieder etwas Neues wehtut. Die Allergie in meinem Gesicht verstärkte sich, meine Augen schwollen langsam zu. Karola sagte, so sähe man die Falten nicht, es würde kaum auffallen, nur wenn man dicht rangeht. Und das macht ja keiner. Dann kicherten wir albern, hoben unsere Gläser und prosteten uns zu, so jung kämen wir nie wieder zusammen.
    Als ich am nächsten Morgen aufwachte, hatte ich rasende Kopfschmerzen und die Pickel auch am Hals. Ich konnte mich kaum bewegen und mein Magen rebellierte. Ich schleppte mich vor den Badezimmerspiegel und dachte, dass ich von außen nicht so schlimm aussah, wie ich mich innen fühlte. Die Pickel waren mir inzwischen egal, die Augenfalten waren auch nach den teuren Ampullen noch da, mein Nacken ging so, aber dass ich im Alter keinen Rotwein mehr vertrage, das machte mich zornig.
    Übrigens hat Karola mittags angerufen. Sie sagte, dass der Wein nichts getaugt hätte, das sei ein Problem bei diesem Lokal. Nur billiger Fusel, das hätte sie auch schon von anderen gehört. Und ob wir heute Abend zusammen ein Bier trinken würden, Hefe sei ja so gut für die Haut. Gerade in unserem Alter.
     
Cuxhaven
     
    Marleen blickte von ihrer Einkaufsliste hoch, als sie das Geräusch einer zuschlagenden Autotür auf dem Hof hörte. Sie sah auf die Uhr. 17Uhr. Marleen öffnete ihr Lokal erst eine Stunde später, trotzdem kam es vor, dass Gäste lange vorher an die Eingangstür trommelten und sich mit dem fröhlichen Satz: »Na bitte, wir haben doch gesehen, dass schon jemand da ist« an Marleen vorbeischoben.
    Heute war sie extra früher gekommen, um in Ruhe die Getränkebestellung zu machen und die Tischdekoration für ein am nächsten Tag stattfindendes Familienfest vorzubereiten. Ihre beiden angestellten Bedienungen begannen ihren Dienst erst um 17.45Uhr. Sie hatte überhaupt keine Lust, sich jetzt schon um Gäste zu kümmern.
    Marleen versuchte, das Auto zu erkennen, das auf den Parkplatz gefahren war. Es war ein schwarzes BMW Cabriolet mit Berliner Nummer, sie hatte es noch nie gesehen. Davor stand eine blonde Frau, die den Wagen gerade mit einer Funkfernbedienung verriegelte. Hochgesteckte Haare, schwarze Hose, hellbrauner Wildledermantel, hohe Absätze. Die Frau schulterte ihre Handtasche und ging langsam auf das Lokal zu. Marleen seufzte und erhob sich. Solche Art Frauen mit solchen Autos waren in diesem Landstrich entweder Immobilienmaklerinnen oder sie verkauften Versicherungen. Marleen brauchte weder ein Haus noch eine Versicherung, sie brauchte nur eine Stunde Ruhe.
    Die Cabrio-Fahrerin drückte den Griff der verschlossenen Tür runter, als Marleen noch zwei Schritte vom Eingang entfernt war. Marleen murmelte ein genervtes »Ja doch«, bevor

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