Unzertrennlich
würde ich dich nur darum bitten, nicht darüber zu reden. Es müssen sich ja nicht alle Kollegen über mein Privatleben das Maul zerreißen.«
»Gabi, so eine Trennung ist doch keine Schande. Meine Güte, das hat doch fast jeder schon mal durchgemacht. Was hat denn Ruth dazu gesagt?«
»Ruth weiß es noch nicht. Sie ist auch viel zu sehr von ihrem eigenen Privatleben gestresst.«
Christine war irritiert. Sie hatte die beiden für eng befreundet gehalten, in der letzten Woche hatte Ruth im Büro auch noch erzählt, dass sie sich jede Woche sehen würden.
»Wieso hast du ihr nichts davon erzählt? Ihr seht euch doch dauernd.«
Gabi lachte bitter. »Quatsch. Das bleibt aber bitte unter uns: Ruth hat einen Lover, der einige Zeit in Hamburg ist. Erst wollte er nur drei Wochen bleiben, jetzt ist er aber immer noch da. Ich gebe Ruth Alibis, damit sie ihn sehen kann und Karsten nichts davon mitkriegt. Hätte ich gewusst, dass die das so oft macht, hätte ich niemals zugestimmt. Sie ist so mit ihrem Hormonhaushalt beschäftigt, dass sie meine Trennung überhaupt nicht mitbekommen hat.«
Christine fragte sich, in welcher Welt sie in letzter Zeit gelebt hatte. Sie hielt sich für sensibel, dabei hatte sie überhaupt keine Ahnung, was in ihrem unmittelbaren Umfeld vor sich ging. Sie schüttelte den Kopf. Was Gabi falsch verstand.
»Du findest es auch unmöglich, habe ich recht? Zumal Karsten ein richtig klasse Typ ist. Ich habe Ruth immer um ihn beneidet. Mittlerweile ist er Oberarzt, kennst du ihn eigentlich?«
»Ich habe ihn einmal kurz gesehen.«
Christine wollte keine weiteren Details hören. Sie hatte genug und sah demonstrativ auf die Uhr. »Gabi, ich will unser Gespräch nicht abwürgen, aber ich muss noch dringend zur Post. Lass uns mal zahlen.«
Gabis verträumter Blick wich einem enttäuschten. »Ist es schon so spät? Schade. Du, ich zahle für dich mit, ich bleibe noch ein bisschen, eigentlich habe ich ja heute frei. Danke fürs Zuhören. Es tut doch ganz gut, wenn man mal redet.«
Christine nahm ihre Handtasche und legte Gabi kurz die Hand auf die Schulter.
»Danke für die Einladung, ich sehe dich dann nachher im Büro, sonst morgen. Komm gut durch den Tag.«
Sie lächelte und verließ das Café. Draußen blieb sie stehen, schloss kurz die Augen und atmete tief durch.
Frauen, dachte sie, so sind Frauen. Von wegen schwaches Geschlecht.
Zickenkrieg
Kürzlich war ich mit meiner Freundin Karola in der Sauna. Wir machen das regelmäßig, es entspannt uns, man bekommt weiche Haut und kann abends gut schlafen. Die Sauna ist sehr modern und nennt sich SPA, das klingt nach Schönheit und Wohlbefinden und deshalb darf die Tageskarte auch zehn Euro mehr kosten als in einer normalen Sauna.
Bereits im Umkleideraum haben wir eine entspannte Grundhaltung und sind deshalb allem und besonders unseren Geschlechtsgenossinnen gegenüber sehr offen. Wir Frauen, die wir uns dort ausziehen und in flauschige Bademäntel hüllen, wissen, spätestens wenn wir die Riemen unserer bunten Flipflops zwischen den Zehen spüren, dass wir auf unsere Körper und unsere Seelen achten, das macht uns zu Schwestern.
Deshalb war es selbstverständlich, dass wir den vier Frauen, die zum ersten Mal da waren, freundlich, fast liebevoll die Technik der Schrankschlösser und die weitläufige Saunaanlage erklärten. Zum Dank stellten sie sich uns mit Namen vor und erzählten, dass ihr Glückskleeblatt seit zehn Jahren gemeinsam durch dick und dünn gehe. Morgen nun würde die letzte der Freundinnen 40, darauf würde man sich mit diesem SPA-Tag vorbereiten. Man müsse ja schließlich auch mal was für sich tun.
Meine Freundin Karola ist in solchen Fällen immer überaus freundlich, woraus die vier Saunaanfängerinnen folgerten, dass sie sich uns alten Saunahasen einfach anschließen könnten.
Wir beginnen immer in der 80-Grad-Sauna. Karola und ich legten uns auf die oberen Bänke und unsere neuen Freundinnen folgten uns, worauf in der Sauna eine leichte Unruhe entstand. Das lag zum Teil daran, dass die Anja nur neben der Tür sitzen konnte und die Uschi von ihrem Platz aus nicht die Sanduhr sehen konnte. Der Katja war alles egal und die Dagmar wollte sowieso nicht lange bleiben, ihr sei es hier zu heiß.
Ich habe nach fünf Minuten freundlich geflüstert, dass man in der Sauna eigentlich ruhig sein sollte. Daraufhin wurde es etwas stiller, bis Dagmar etwas umständlich aufstand und die Sauna verließ. Sie drückte die Tür so laut
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