Unzertrennlich
gelacht.« Sie dachte kurz an Bernd, den Mops, und musste schon wieder lachen. »Und plötzlich erwähnt Marleen Dani. Das war mal eine sehr enge Freundin von mir, wir haben zusammengewohnt. Wir haben uns fast zehn Jahren nicht gesehen. Marleen hat sie jetzt zufällig in der Kneipe getroffen.«
»Und?«
»Nichts und, das war ganz komisch. Ich weiß überhaupt nicht, wo Dani jetzt wohnt. Marleen hat sie nicht danach gefragt, jedenfalls habe ich auf der Heimfahrt viel an die Zeit mit Dani gedacht. In diesen Blechkisten müssen noch Fotos und Briefe von ihr sein und auch die Adresse ihrer Eltern. Die habe ich gesucht, um da mal anzurufen.«
Gabi atmete erleichtert aus. Sie hatte sie sehr weit nach hinten geschoben.
Christine spielte mit ihrem Glas. »Ich würde sie schon ganz gern wiederfinden. Na ja, irgendwo tauchen die Kisten bestimmt auf, bei mir räumt ja keiner was weg.«
Gabi strengte sich an, ihre Gesichtszüge zu kontrollieren. »Sicher. Warum ist der Kontakt denn abgebrochen?«
»Das hatte verschiedene Gründe. Wir waren Anfang zwanzig, als wir zusammengezogen sind. Das war eine tolle Zeit, wir kannten uns vorher nicht, haben nur durch einen Zufall ein Haus zusammen gemietet. Drei Jahre lang fühlten wir uns wie in Bullerbü, das Leben hatte so was Leichtes. Wir hatten beide komplizierte Liebesgeschichten hinter uns, haben dann zwar nicht den Männern abgeschworen, aber doch den festen Beziehungen. Na ja, und dann habe ich Bernd kennen gelernt und alles vergessen. Für Dani war mein Verhalten wohl eine herbe Enttäuschung. Ich habe sie in der Zeit ziemlich vernachlässigt. Bernd hatte Vorrang, sie fühlte sich abgeschoben.«
»Aber das ist doch normal. Wenn man verliebt ist, gerade am Anfang, dann ist der Partner doch das Allerwichtigste.«
Christine sah sie nachdenklich an. »Ja, vielleicht, aber nicht um jeden Preis. Ich habe das damals falsch gemacht. Es kann doch nicht sein, dass man eine Freundin – und ich meine, wir haben zusammengewohnt, das war schon fast Familienersatz – fallen lässt, nur weil da plötzlich ein Typ auftaucht.«
»Das ist aber in vielen Frauenfreundschaften so.«
»Ja, Gabi, und das ist genau das, was mich nervt. Alle halten Frauenfreundschaften für großartig und wichtig, aber sobald eine einen Partner hat, werden sie nebensächlich. Damals habe ich das verursacht, heute bin ich geschieden und weiß nicht mal mehr, wo Dani lebt. Der Grund für meine Scheidung war zu allem Überfluss meine angeblich beste Freundin. Das ist doch bescheuert. Ich habe eine ganze Reihe von Freundschaften gehabt, die eine Zeit lang ganz wichtig waren und die ich letztendlich nicht gepflegt habe. Na ja, vielleicht hat eine beste Freundin nur ein bestimmtes Haltbarkeitsdatum, zumindest wenn es ehrlich ist.«
Gabi hatte mit gemischten Gefühlen zugehört. Einerseits brachen bei ihr innerlich Begeisterungsstürme aus, der Plan der Überraschungsfeier war goldrichtig. Ohne dass Christine es ahnte, liefen die Vorbereitungen für die Wiedergutmachung auf Hochtouren. Andererseits wurde Gabi auf einmal bewusst, dass Christine recht hatte.
Das Eis, auf dem beste Freundinnen standen, war meistens dünn. Und es stimmte, dass vieles oft unter den Teppich gekehrt wurde, nur damit der Status quo gehalten wurde.
In diesem Moment klingelte Christines Telefon, sie nahm das Gespräch an.
Gabi beobachtete Christine und nahm sich vor, Ruth zu erzählen, dass sie sich mit Karsten getroffen hatte. Vielleicht wäre es das Ende ihrer Freundschaft. Aber Gabi wusste sowieso nicht, ob ihr Haltbarkeitsdatum nicht schon vor Jahren abgelaufen war. Sie würde es sehen.
Kiel
Lena starrte auf den Fragebogen. Bisher hatte sie lediglich ihren Namen und ihr Alter eingetragen. In drei Wochen würde sie Christine wiedersehen. Sie hatte gestern Abend mit Jürgen bis morgens um halb zwei in der Küche gesessen und über alte Zeiten geredet. Über Christine und die alten Zeiten, um es genau zu sagen. Anfangs fühlte es sich komisch an, später kamen die Erinnerungen, die schönen und die schlechten. Jürgen hatte das Ganze auf den Punkt gebracht.
»Lena, du musst das mal mit Abstand sehen. Ihr beide wart sehr eng befreundet. Du hast immer viel für Christine getan, du hast damals beim Renovieren geholfen, du hast ihr alles repariert, was bei ihr kaputtging, du hast sie mitten in der Nacht irgendwo abgeholt, was weiß ich noch alles. Du hast mir aber auch erzählt, dass du dich durch Christine verändert hast, dass sie dich
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